Die aktuellen Tarifforderungen der Gewerkschaft IG Metall seien schwer umsetzbar, ja riskant, schreibt Bizerba in einer Pressemitteilung. Um weiteren Stellenabbau zu verhindern und das Unternehmen zu sichern, wollte Bizerba einen Ergänzungstarifvertrag mit seinen Beschäftigten aushandeln. Sie sollten teilweise auf Sonderzahlungen verzichten, bis die Wirtschaftslage besser wird.
Die Gewerkschaft hat abgelehnt. Um künftig unabhängig von Tarifabschlüssen agieren zu können, ist das Balinger Unternehmen aus dem Arbeitgeberverband Südwestmetall ausgetreten.
IG Metall bedauert Ende der Tarifbindung
Die IG Metall in Albstadt reagiert auf den Ausstieg von Bizerba aus dem Arbeitgeberverband mit einem schriftlichen Statement an die Presse: "Wir bedauern den Schritt von Bizerba sehr, den Arbeitgeberverband zu verlassen und so die Tarifbindung aufzukündigen", so die erste Bevollmächtigte Nicole Platzdasch. Für die IG Metall habe der Erhalt der Arbeitsplätze und die Sicherung der Zukunft der Beschäftigten oberste Priorität. Das sei nur mit Tarifbindung möglich. "Wir sind weiterhin gesprächsbereit und haben großes Interesse an einer Lösung", so Platzdasch.
Bizerba erhofft sich mehr Flexibilität
Marvin Keinath, der Referent des Bizerba-Vorstands, hat sich zum Verlassen des Arbeitgeberverbandes schriftlich geäußert. Er sei davon überzeugt, dass das Unternehmen durch die Entscheidung "als Gesamtunternehmung von einem flexibleren und offeneren Diskurs miteinander profitieren werden."
Die Geschäftsführung könne die Rahmenbedingungen nach betrieblichen Gegebenheiten in Zusammenarbeit mit der Arbeitnehmerseite gestalten und werde weiterhin "attraktive Arbeitsbedingungen sicherstellen".
Viele Rückschläge für den Waagenhersteller aus Balingen
Seit mehreren Jahren ist das Unternehmen Bizerba mit seinen weltweit 4.500 Beschäftigten gebeutelt: Erst kam Corona. Dann hat ein Cyber-Angriff den Betrieb monatelang eingeschränkt und teils lahmgelegt. Schließlich der Ukrainekrieg und der Nahostkonflikt. Im Januar hat das Unternehmen angekündigt, dass zehn Prozent der Stellen abgebaut werden sollen.
Die Unternehmens- und Personalplanung für die kommenden Jahre war auf ein konstantes Wirtschaftswachstum ausgerichtet. Aus dem Balinger Unternehmen heißt es: Es soll keinen weiteren Stellenabbau geben. "Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es keine personellen/strukturellen Veränderungen oder Stellenstreichungen am Standort in Balingen oder an anderen deutschen Standorten", so die Geschäftsleitung.