Auch in Baden-Württemberg gilt der Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie. Darauf haben sich am Dienstagnachmittag die Arbeitgeber und die Gewerkschaft IG Metall geeinigt. Die Beschäftigen in der deutschen Metall- und Elektorindustrie bekommen in den nächsten gut zwei Jahren nach Berechnungen der IG Metall 5,1 Prozent mehr Entgelt plus Einmalzahlung. Die Löhne und Gehälter werden demnach zum 1. April 2025 um 2,0 Prozent, ein Jahr später dann um weitere 3,1 Prozent erhöht, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Daniel Friedrich nach dem sogenannten Pilotabschluss am Dienstag in Hamburg, der nun auch für Baden-Württemberg gilt.
Spätestens im Februar 2025 sollen die Arbeitnehmer zudem eine Einmalzahlung von 600 Euro erhalten. Der Tarifvertrag läuft über 25 Monate. Die Ausbildungsvergütungen sollen im Januar 2025 um 140 Euro im Monat steigen. Für Unternehmen in schwieriger Lage sieht der Tarifvertrag für die Tarifbezirke Bayern und Küste automatische Differenzierungsmöglichkeiten vor.
Mehr als 600.000 Beschäftigte bundesweit machten mit Warnstreiks Druck
Die Arbeitgeber und die IG Metall in Baden-Württemberg zeigten sich zufrieden mit dem in Hamburg erzielten Pilotabschluss für die Metall und Elektroindustrie. Die Arbeitgebervertreter teilten mit, die Vereinbarung sei für die Unternehmen noch erträglich, weil Entlastungsmöglichkeiten für Betriebe in schwieriger Lage vorgesehen sind. So können Firmen bestimmte Sonderzahlungen an die Beschäftigten strecken oder ganz ausfallen lassen, wenn es bei ihnen schlecht läuft.
Die Gewerkschaft spricht angesichts der vereinbarten Lohnerhöhungen und der höheren Azubi-Vergütung von einem guten Ergebnis für die Metallerinnen und Metaller im Land. In Baden-Württemberg beteiligten sich zuletzt am Montag nach Gewerkschaftsangaben mehr als 16.000 Beschäftige an den Warnstreiks, die die Gespräche begleiteten. Insgesamt arbeiten laut Südwestmetall in Baden-Württemberg in der Metall- und Elektroindustrie 980.000 Menschen.
Meinung von Audi-Beschäftigten: Ok, aber es hätte mehr sein können
"5 Prozent - besser als nichts", sagt ein Audi-Mitarbeiter, als er am Dienstag vom SWR nach seiner Meinung zum Tarifabschluss gefragt wird. Ein anderer sagt, angesichts der schwierigen Situation der deutschen Autoindustrie sei das Ergebnis für ihn "okay": "Ich denke, man muss ein bisschen realistisch bleiben", sagt er - und ein anderer sagt, er hätte mit einem Plus von gerade einmal zwei Prozent gerechnet. "Es ist nicht schlecht, aber es hätte mehr sein können", finden hingegen zwei weitere Audi-Mitarbeiter.
SWR-Wirtschaftsredakteur Lutz Heyser glaubt, dass noch längere Verhandlungen zu einem noch schlechteren Ergebnis für die Beschäftigten geführt hätte. Warum, das erklärt er im Interview in SWR Aktuell.
Bei Firma Bizerba aus Balingen gilt keine Tarifbindung mehr
Der Waagenhersteller Bizerba mit Sitz in Balingen (Zollernalbkreis) hat unterdessen am Tag vor der Einigung auf den neuen Tarifvertrag mitgeteilt, dass es den Arbeitgeberverband Südwestmetall verlässt. Dadurch ist Bizerba nicht an den Tarifvertrag gebunden. Eigentlich wollte das Unternehmen erreichen, dass es mit seinen Beschäftigten einen Ergänzungstarifvertrag abschließen kann. Sie sollten teilweise auf Sonderzahlungen verzichten, bis die Wirtschaftslage besser wird. Bizerba wollte damit nach eigenen Angaben weiteren Stellenabbau verhindern und das Unternehmen sichern. Doch die Gewerkschaft IG Metall lehnte einen solchen Ergänzungstarifvertrag ab.