Der Tabletop-Shop "Outer Rim" in Tuttlingen ist ein Paradies für Liebhaber strategischer Miniaturspiele. Mit selbstbemalten Figuren und komplexen Regeln erschaffen sie detailreiche Kampfszenarien. Das perfekte Spielzimmer für erwachsene Männer.
Tabletop-Spieler Stefan Dehnert öffnet ein kleines Köfferchen – seinen persönlichen Schatz. Darin befinden sich zahlreiche Star-Wars-Miniaturen, sorgfältig im Schaumstoff gebettet. Behutsam nimmt er Prinzessin Leia heraus und stellt sie auf den Tisch. Jede dieser Figuren hat er selbst bemalt, eine Arbeit, die höchste Präzision erfordert. "Der Pinsel kann leicht abrutschen, und dann schielen die Figuren. Wenn sie schielen, treffen sie natürlich auch schlechter", erklärt er lachend. Stefan Dehnert ist ein leidenschaftlicher Tabletop-Spieler und ein häufiger Gast im Tuttlinger Tabletop-Shop.
Tabletop-Shop in Tuttlingen entstand aus Hobby heraus
Der Tabletop-Shop Outer Rim gehört Daniel Knopf und David Schönholzer. Fast jeden Tag, außer sonntags, sind die beiden nach Feierabend im Laden anzutreffen. Sie verkaufen Figuren, Farben und allerlei Zubehör für das Tabletop-Hobby. Das Geschäft öffnet stets nach Feierabend seine Türen. Freitags versammelt sich hier die Community – überwiegend Männer, die alle Altersgruppen repräsentieren. "Wir haben hier Oberärzte, einen Kinderpsychologen, Altenpfleger, Schüler und Rentner", erzählt Daniel Knopf. Daniel arbeitet hauptberuflich als Altenpfleger, David in der Medizintechnikbranche. Vom Shop können sie nicht leben. Alle Einnahmen fließen sofort zurück ins Geschäft. Aber es ist ihr Hobby.
Tabletop-Spiele: Nur etwas für Geduldige
Tabletop-Spieler Stefan Dehnert hat mittlerweile alle Figuren auf dem Spielfeld positioniert: Kampfdroiden, Stormtroopers und Airspeeders. Mit neun Würfeln in den Händen schüttelt er entschlossen. Jeder Wurf entscheidet über das Schicksal einer Figur. Doch schon der erste Wurf misslingt. Mehrere blanke Würfeloberflächen starren Stefan entgegen. Das bedeutet Stillstand für seine Figuren. Sie dürfen weder laufen noch imaginär einen Gegner umschießen. "Das war wohl nichts", ärgert sich Stefan. Sein Gegner hat mehr Glück. Er würfelt und misst mit einem Maßband, wie weit seine Figuren vorrücken dürfen.
Komplizierte Regeln für Schlachten mit Miniaturen
Das Regelwerk des Spiels ist komplex. Würfel und Maßband bestimmen über Sieg oder Niederlage. Ziel ist es, den Gegner so weit einzuengen und zu schwächen, dass er kapituliert und die eigene Armee triumphiert. Für viele Spieler ähnelt Tabletop dem Schach, nur ist es bunter, facettenreicher und anspruchsvoller. Es gibt kein festes Spielbrett, der Tisch dient als Spielfläche. Passend zu den Figuren sind dort verschiedene Landschaften für Szenarios aufgebaut, wie Gebirge, Felsen oder kleine Gebäude. Sie werden auch als "Geländestücke" bezeichnet. David und Daniel stellen einen etwa sechs Meter langen Spieltisch zur Verfügung.
Kreativität, Modellbau und Strategie
Während vorne gespielt wird, malt David Schönholzer im Hinterzimmer behutsam eine Miniatur an. Es ist eine Mischung aus Drache und Dinosaurier. "Das ist mein Zen-Garten, meine Entspannung", sagt er. Er ist stolz und zufrieden, wenn die Figur fertig bemalt ist. Das kann bis zu 20 Stunden dauern. "Ich tausche mich mit anderen aus und frage, wie sie etwas bemalt haben und umgekehrt", erklärt er. Für viele Tabletop-Fans ist das Malen besonders wichtig. Es gibt sogar einige, die fast nur bemalen und kaum spielen.
Tabletop ist ein Hobby für Geduldige wie Stefan Dehnert. Die Schlachten können Stunden oder sogar Tage in Anspruch nehmen.