Für Diebe, Schmuggler und Schurken aller Art ist die Cantina der gesetzlosen Stadt Mos Eisley der perfekte Treffpunkt im Star-Wars-Universum.
Die schwäbische Version setzt weniger auf Verruchtheit, denn auf Droiden, machtvolle Stargäste, Aktionen auf der Star-Wars-Bühne und Drinks in der „Blue Harvest Bar“. Wenn es um das bunte Spektakel geht, hat die Comic Con in Stuttgart noch einmal ein deutliches Upgrade bekommen. Dafür sorgt auch 500 Quadratmeter große „Gaming-Zone“. Vor allem aber sind es die Fans und vielen Cosplayer, die die besondere Atmosphäre der Messe ausmachen.
Darunter eine perfekte Kopie des legendären Dämonenjägers Geralt von Riva („The Witcher“), der sich als professioneller Werbefotograf aus der Schweiz entpuppt. Ruedi Kamer gehört zu den Einzelkämpfern auf der Comic Con, die sich als kleinere, unkonventionelle Unternehmer und Unternehmerinnen behaupten.
Eindrücke von der Comic Con Stuttgart:
Mehr Raum für Zeichnerinnen und Zeichner
Hauptsache spektakulär, scheint das Motto der Stuttgarter Comic Con zu sein, die in diesem Jahr zum siebten Mal stattfindet. Dabei drohte der eigentliche Kern dieses Szenetreffens in den letzten Jahren aus dem Blickfeld zu geraten.
Die Tische mit den Comic-Zeichnerinnen und -Zeichnern wurden von einer Übermacht zum Teil gigantischer Merchandising-Stände immer mehr an den Rand oder ins wenig attraktive hintere Eck der Halle verdrängt.
Dabei sorgte gerade die Comic Zone mit ihrer Flohmarktatmosphäre für ein wohltuendes Kontrastprogramm zu den teuren Autogramm- und Fotosessions mit diversen Stargästen.
Die Messe hat gegengesteuert und setzt die ünstlerinnen und Künstler wieder mehr in Szene. In diesem Jahr gibt es einen eigenen Saal für die Comic-Kunst, flankiert einerseits von Panini, dem Stuttgarter Superhelden-Verlag, und der Card-Show andererseits, einem Treffpunkt für Sammelkarten-Fans.
Das bedeutet zugleich: Um überhaupt zu den kleineren Verlagen und der Artist Zone zu kommen, muss einen weiten Weg über zwei Ebenen im dichtesten Gewühl vorbei an den Hauptattraktionen in die letzte Halle hinter sich bringen.
Die Comic-Verlage sind sehr überschaubar
So schrill, bunt und vielfältig es auf der Comic Con in Stuttgart zugeht, so bescheiden ist zugleich die Präsenz der Comic-Verlage.
Panini beherrscht als Publikumsmagnet die Szene, in diesem Jahr ist erstmalig auch der Buchhandelsriese Hugendubel mit dabei. Bei den kleineren, auch regionalen Comic-Verlagen, die in den vergangenen Jahren auf der Comic Con vertreten waren, herrscht dagegen weitgehend Fehlanzeige. So sind weder der „Zwerchfell Verlag“, noch „Cross-Cult“ auf der Messe vertreten.
Für die kleineren Buchverlage hingegen scheint die Comic Con Stuttgart durchaus attraktiv zu sein. Die Verlegerin des Art Skript Phantastik Verlags, Grit Richter aus Salach, war zunächst skeptisch, in der hintersten Ausstellungshalle gelandet zu sein.
Doch sie ist zufrieden: „Die Leute finden ihren Weg“. Und sie ist auch überzeugt von dem neuen Konzept mit themenorientierten Hallen. Dann habe man hier auch das Zielpublikum.
Independent war gestern
Tatsächlich gab es eine Zeit, als auf der Stuttgarter Comic Con der GINCO-Award, der „German Inclusive Independent Comic“ verliehen wurde. 2019 wurde auf der Bühne der Comic-Zone über feministische Comics diskutiert.
Künstlerin Katja Klengel stellte mit ihrem Band „Girlsplaining“ traditionelle Geschlechterrollen in Frage, während ihre Kollegin Sarah Burrini ihren sehr erfrischenden Webcomic „Das Leben ist kein Ponyhof“ präsentierte.
Doch für diese Szene ist, wie es scheint, kein Platz mehr auf der Comic Con und vielleicht passen diese Welten tatsächlich nicht zusammen. Denn der Manga-, Anime- und Superhelden-Kosmos braucht seinen eigenen Catwalk.
„Das vermischt sich nicht mit der Independent-Szene“, meint denn auch die Illustratorin Sarah Chand, die vor fünf Jahren mit Gleichgesinnten die Stuttgarter Comictage aufs Gleis gesetzt hat.
Stuttgarter Comictage als Ergänzung
Als Ergänzung zum Mainstream ist mit dem Festival „Comic JuJu“ 2018 ein Treffpunkt für Fans von Indie-Comics und Graphic Novel entstanden.
Die Ausrichtung ist deutlich anders. „Mit mehr künstlerischem Anspruch“, betont Sarah Chand, die zugleich großen Respekt vor der Fan-Art auf der Comic Con zeigt. Eine Fan-Art, die sich jedoch überwiegend an der Manga- oder Anime-Ästhetik orientiere und an den großen Fantasy- und Science-Fiction-Serien.
Ein Foto mit den Weasley-Zwillingen kostet 130 Euro
Die Comic Con macht Fun, kein Zweifel. Aber sie ist auch ein teures Vergnügen. Für ein Autogramm der beliebten Weasley-Zwillinge muss man 130 Euro auf den Tisch legen, für ein ganz persönliches Meet & Greet sogar 300.
Und meistens bleiben für T-Shirts, Taschen und andere Fan-Artikel noch einmal etliche Euro auf der Strecke. Aber, wie hätte Meister Yoda vielleicht gesagt: Hauptsache Spaß das macht.