Sieben Windräder wollen die Stadtwerke Tübingen zwischen Starzach (Kreis Tübingen) und dem Haigerlocher Ortsteil Bad Imnau (Zollernalbkreis) bauen. Der Gemeinderat von Starzach hat dem Vorhaben 2022 zugestimmt. Doch im Ort brodelt es. Eine Bürgerinitiative will den Windpark verhindern. Außerdem gibt es eine regelrechte Front zwischen Windkraft-Befürwortern und Windkraft-Gegnern, findet die neu gewählte Gemeinderätin Tabea Sikeler.
Windkraft-Gegner bei Kommunalwahl in Starzach erfolgreich
Der Bürgermeister habe zu wenig über die geplanten Windräder informiert, und der geplante Standort sei falsch. So lauten zwei der Hauptargumente der Windkraft-Gegner. Das sieht auch Tabea Sikeler so. Sie hat bei der Kommunalwahl im Juni für eine Liste von Windkraft-Gegnern kandidiert und ist in den Gemeinderat von Starzach gewählt worden. "Kurswechsel" nennt sich die Liste. Sie stellt jetzt die stärkste Fraktion im neuen Gemeinderat.
Tabea Sikeler: Vermitteln und zusammenarbeiten
Ja, sie persönlich sei auch gegen die derzeit geplanten sieben Windräder, die nach Angaben der Stadtwerke Tübingen vielleicht 2028 in Betrieb gehen könnten. Sie halte den Standort für falsch, sagt Sikeler im Gespräch. Denn für die Windräder soll ein Wald teilweise abgeholzt werden.
Doch eines ist ihr wichtig: Es muss wieder möglich werden, in Starzach normal über das Thema zu sprechen. Sie und ihre Kollegen von Kurswechsel wollten, dass die eigentlich idyllische Gemeinde am Neckar wieder positive Schlagzeilen macht.
Plakate gegen Windkraft sorgen für Zuspitzung des Streits
Verschärft wurde der Streit um den Windpark in Starzach unter anderem durch Plakate, auf denen der Bürgermeister, Thomas Noé (parteilos), und der größte Waldbesitzer der Gemeinde, Burkhard Freiherr von Ow-Wachendorf, persönlich angegangen werden. Auf von Ows Grund sollen einige der Windräder stehen.
Die Anfeindungen gehen vielen Bürgern zu weit. Sie finden: Streit in der Sache ja - persönliche Angriffe nein. Inzwischen wurden die meisten Plakate wieder abgehängt. Das wurde auch Zeit - sagen manche Starzacher. Einige verstehen nicht, warum der Wind-Konflikt gerade bei ihnen so eskaliert ist.
Kippt der Gemeinderat Starzach den Windpark?
Die Bürgerinitiative "Pro Natur Starzach", die unter anderem aus Naturschutzgründen gegen den Windpark ist, überlegt derzeit, wie sie weiter vorgehen will. Bürgermeister Thomas Noé sagt, einen Bürgerentscheid gegen den geplanten Windpark könne es nicht geben. Dafür sei die entsprechende Frist abgelaufen. Der neue Gemeinderat könne das Thema aber noch einmal auf die Tagesordnung bringen und den Ausstieg aus dem mit den Stadtwerken Tübingen geschlossenen Vertrag beschließen.
Neue Gemeinderäte setzen auf Versöhnung
Wie sich die Mitglieder des neuen Gemeinderats zum Thema Windpark stellen, dürfte spannend werden. Einig werden sie sich wohl nicht sein. In einem Punkt aber herrscht Einigkeit, betonen die neu in den Gemeinderat gewählte Tabea Sikeler von "Kurswechsel" und die bereits erfahrene Gemeinderätin Annerose Hartmann von "Bürgervertretung Starzach": Künftig soll es im Gemeinderat eine konstruktive und wertschätzende Zusammenarbeit geben. Die Gemeinderäte wollen sich deshalb auch baldmöglichst informell treffen, um sich kennenzulernen.
Bürgermeister Noé ist für den Windpark
Vier der geplanten Windräder würden auf dem Privatgrund des Freiherrn von Ow-Wachendorf stehen, drei auf Gemeindegrund. Starzachs Bürgermeister Noé ist für den Windpark. Aus mehreren Gründen: Zum einen müsse die angestrebte Energiewende umgesetzt werden. Wenn jeder sage "Aber nicht vor meiner Haustüre", komme man nicht weiter. Außerdem spüle der Windpark Geld in die Kasse der finanzschwachen Gemeinde.
Regionalverband gibt Flächen für Windkraft vor
Laut Noé hat die Gemeinde sowieso wenig Handlungsspielraum: Es gebe vom Land schlicht die gesetzliche Vorgabe, dass alle Regionalverbände geeignete Flächen für Windkraft zur Verfügung stellen müssen. Starzach sei so eine Fläche. Wenn man den Windpark ablehne, laufe man Gefahr, dass künftig möglicherweise Einzelpersonen kommen, die auf ihren Privatgrundstücken Windräder aufstellen - und zwar ohne dass sie die Gemeinde fragen müssten.
Über 400.000 Einwendungen gegen Windkraft-Pläne
Nicht nur in Starzach machen Bürger gegen geplante Windräder des Regionalverbands Neckar-Alb mobil. Auch in der Nachbarstadt Rottenburg und im Zollernalbkreis brodelt es. Als der Regionalverband seine Pläne für Windkraft-Vorranggebiete öffentlich machte, gingen über 400.000 Einwendungen ein. Die stammten zum Großteil aus einer von Windkraft-Gegnern gesteuerten Aktion, die die Planungen lahmlegen sollte. Derzeit ist der Regionalverband dabei, die Einwendungen zu bearbeiten.