Energiewende lange hinausgezögert

Windkraft: Wo steht die Region Neckar-Alb?

Stand
Autor/in
Miriam Plappert

Seit Jahren ist in der Region kein neuer Windpark mehr in Betrieb gegangen. Jetzt macht das Land Druck: 4.500 Hektar müssen für Windräder reserviert werden. Ist das zu schaffen?

Bisher nur drei Windparks in der Region Neckar-Alb

In den Kreisen Tübingen, Reutlingen und Zollernalb ist in Sachen Windkraft zwanzig Jahre lang wenig passiert. Der letzte Windpark in der Region Neckar-Alb ist im Jahr 2006 bei Münsingen-Auingen in Betrieb gegangen. Insgesamt gibt es laut dem Energieatlas des Landes nur drei kleine Windparks mit je drei Windrädern in der Region: bei Münsingen-Böttingen (Kreis Reutlingen), Münsingen-Auingen (Kreis Reutlingen) und den Windpark Himmelberg bei Burladingen-Melchingen (Zollernalbkreis)

Bereits bestehende und geplante Windparks in der Region Neckar Alb.
In der Region Neckar-Alb gibt es bisher nur drei Windparks (weiß). Vier neue Windparks (gelb) sind derzeit in der konkreten Planung. Die Windparks bei Gomadingen, Burladingen und Zwiefalten sind im Genehmigungsverfahren. Der bei Lichtenstein ist genehmigt und soll bald gebaut werden.

Diese Windparks sind in Planung

In der Region Neckar-Alb sind gerade vier neue Windparks (Hohfleck, Burladingen, Gomadingen, Tautschbuch) in der konkreten Planung. Drei davon befinden sich dem Regionalverband zufolge gerade im Genehmigungsverfahren. Das heißt, die Investoren haben beim zuständigen Landratsamt einen Bauantrag eingereicht.

Der Windpark Hohfleck (Kreis Reutlingen), wegen seiner Nähe zum Schloss Lichtenstein auch Windpark Lichtenstein genannt, ist bereits im Sommer genehmigt worden. Der Investor Sowitec wollte ursprünglich im Januar mit der Rodung bei Sonnenbühl beginnen. Ob das klappt, ist mittlerweile fraglich. Einem Sprecher zufolge müssen noch rechtliche Formalitäten im Zusammenhang mit der Landschaftspflegerichtlinie geklärt werden. Aus Naturschutzgründen dürfe nur im Zeitfenster Januar bis Februar gerodet werden, so dass sich das gesamte Bauvorhaben um ein Jahr verschieben könnte. Schon das Genehmigungsverfahren hatte sich lange hingezogen - laut dem Sonnenbühler Investor Sowitec über zehn Jahre.

Im August 2022 berichtete SWR-Reporterin Magdalena Knöller über die Genehmigung für den Windpark Lichtenstein:

Im Windpark Burladingen (Zollernalbkreis) will der Energiekonzern EnBW zehn Windräder bauen. Die EnBW rechnet noch in diesem Jahr mit einer Genehmigung. Im Jahr 2025 möchte der Energiekonzern die Windkraftanlagen in Betrieb nehmen.

Bei Gomadingen (Kreis Reutlingen) sollen fünf Windräder entstehen. Das Landratsamt Reutlingen prüft das Projekt gerade. Wenn es nach der Firma Windkraft Schonach geht, sollen sich 2024 die ersten Windräder drehen und Energie für über 20.000 Haushalte liefern.

Der Windpark Tautschbuch soll eigentlich auf Riedlinger Gemarkung (Kreis Biberach) entstehen. Eins der fünf Windräder befindet allerdings auf Zwiefaltener Gebiet (Kreis Reutlingen) und ist gerade im Genehmigungsproszess.

Das Interesse an Windkraft sei hoch, sagt der Direktor des Regionalverbands Neckar-Alb, Dirk Seidemann. Unter anderem werde auch über Windparks bei Hohenstein (Kreis Reutlingen), Rottenburg am Neckar (Kreis Tübingen), Trochtelfingen (Kreis Reutlingen) und Starzach (Kreis Tübingen) diskutiert. Bauanträge wurden hier noch nicht eingereicht.

Das Zwei-Prozent-Ziel: Von 10 auf 4.500 Hektar für Windräder

Bis zum Jahr 2025 müssen zwei Prozent der Fläche der Region Neckar-Alb für erneuerbare Energien reserviert werden. Das hat die Bundesregierung beschlossen. Davon sollen laut Klimaschutzgesetz des Landes 1,8 Prozent für Windräder und 0,2 Prozent für Photovoltaik-Anlagen genutzt werden. Aktuell werden dem Regionalverband Neckar-Alb zufolge gerade mal rund 10 Hektar, also 0,004 Prozent, für Windkraftanlagen genutzt. Bis 2025 müssen es 4.500 Hektar werden.

So soll das Zwei-Prozent-Ziel erreicht werden

Um geeignete Flächen für Windräder zu finden, will der Regionalverband die infrage kommenden Gebiete immer weiter eingrenzen. In einem ersten Schritt hat er im Sommer eine so genannte Planhinweiskarte veröffentlicht, in der grob eingezeichnet ist, wo Windkraftanlagen raumplanerisch grundsätzlich möglich wären. Viele Aspekte, wie Flugsicherheit und Naturschutz sind hier allerdings noch nicht berücksichtigt. Verbandsdirektor Seidemann zufolge soll die Karte Investoren schon jetzt dabei helfen, mögliche Baugebiete ausfindig zu machen. In einem weiteren Schritt soll dieses Frühjahr eine konkretere "Suchraumkarte" entstehen, die auch Naturschutzkriterien miteinbezieht. Diese Karten werden dann an Naturschutzbehörden und Kommunen weitergegeben, die Einwände zu den Flächen vorbringen können. Ende des Jahres soll es einen Entwurf mit konkreten Gebieten geben. Dieser muss dann noch ein öffentliches Beteiligungsverfahren durchlaufen. Schon jetzt gibt es viele Informationsveranstaltungen für Bürgerinnen und Bürger. 2025 soll der neue Teilregionalplan Windenergie dann in Kraft treten.

Die gesicherten Flächen sollen es Investoren leichter machen

Die darin ausgewiesenen Flächen sind dann für die Windkraft gesichert. Das heißt, sie dürfen für nichts genutzt werden, das Windrädern im Weg stehen könnte. Faktoren wie Artenschutz und Abstand zu Siedlungen sind bei diesen Flächen schon geklärt. Das bringe Planungssicherheit, sagt Verbandsdirektor Seidemann.

"Für den Investor heißt das, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit die Baugenehmigung bekommen wird."

Warum ist in den vergangenen Jahren so wenig passiert?

Fragt man Verbandsdirektor Seidemann, dann lag es am Artenschutz, dass so lange keine neuen Windräder gebaut wurden. Wegen komplizierter Bestimmungen seien viele Anträge zurückgenommen worden. Bei Hohenstein (Kreis Reutlingen) sei zum Beispiel schon mal ein Windpark sehr weit geplant worden, letztlich habe sich der Investor aber wegen hoher Naturschutzhürden und Ausgleichszahlungen zurückgezogen.

Rotmilan an Windkraftanalge bei Braunsbach
Der Schutz des Rotmilans stand dem Bau von Windkraftanlagen auf der Alb häufig entgegen.

Die Versuche des Regionalverbandes, in den Jahren 2016 bis 2018 einen Teilregionalplan für Windkraft zu erstellen, seien ebenfalls am Artenschutz gescheitert, sagt Seidemann. Es habe schlicht keine geeigneten Flächen gegeben. Nun hat die Landesregierung die Artenschutzrichtlinien angepasst. Dadurch soll es leichter werden, geeignete Gebiete zu finden. Zusätzlich böten neue Technologien, etwa Windräder, die sich beim Anflug eines geschützten Vogels selbst abschalten, weiteren Spielraum. Seidemann ist zuversichtlich, dass es diesmal mit dem Teilregionalplan Windenergie klappt: "Wir gehen davon aus, dass wir das schaffen können."

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