Rund 30 Helferinnen und Helfer der evangelischen Kirchengemeinde Tübingen räumen die Stiftskirche leer. Sie rollen die schweren Eichenholz-Sitzbänke aus den 1960er Jahren ins Freie. Das ist harte Arbeit, denn die Bänke sind noch nie auseinander geschraubt worden.
Nach gut vier Stunden ist das Mittelschiff der Stiftskirche eine riesige, leere Fläche. Ein Anblick, den man so seit ewiger Zeit nicht mehr hatte. Die Pfarrerin Barbara Hahn-Jooß ist begeistert.
Auf einmal gibt es Platz zum Tanzen. Barbara Hahn-Jooß schnappt ihre Pfarrer-Kollegin Susanne Wolf und wirbelt mit ihr durch den sakralen Raum.
Bänke der Tübinger Stiftskirche müssen draußen bleiben
Am seitlichen Ausgang der Stiftskirche sind die Sitzbänke aufgereiht. Ein Hublader transportiert sie um die Ecke, hinter das Gebäude. Dort werden die Bänke gestapelt. Über vier Meter hoch ist dieser Berg aus Kirchenbänken und fast 20 Meter lang.
Bis mindestens 24. November müssen die Holz-Sitzbänke draußen im Herbstwetter bleiben. Damit die Bänke geschützt sind, werden sie abgedeckt mit einer riesigen Plane, die sie vor Regen, Feuchtigkeit und Kälte schützt. Rechtzeitig zum ersten Advent werden die Bänke wieder in die Kirche geholt. Vielleicht aber nur vorläufig. Denn die Tübinger Stiftskirchen-Gemeinde plant eine flexiblere Bestuhlung, so dass jederzeit solche Freiräume entstehen können.
Sechs Wochen lang Veranstaltungen und Party
Am Freitag, 18. Oktober, beginnt das Programm unter dem Motto "Leer_raum" mit einer Vernissage aus Licht, Musik und Vortrag. Für die Veranstalter ist in diesen sechs Wochen die Stiftskirche ein "Experimentierfeld". Jeden Tag ist die Kirche dann von 7 bis 22 Uhr geöffnet. Die Veranstaltungen sind meist abends. Auch eine "Clubnacht" ist geplant. Am Freitag, 25. Oktober, verwandelt sich das Mittelschiff in einen "Dancefloor". Trotzdem wird es auch Gottesdienste, Andachten und Meditationen geben.