Im Jahr 356 v. Chr. zündete ein gewisser Herostrat den Tempel der Artemis in Ephesos an. Er tat es, um seinen Namen unsterblich zu machen. Am Montag vor 70 Jahren, dem 31. Juli 1953, stahl ein gewisser Paul Falk den historischen Preußenschatz aus der Burg Hohenzollern bei Bisingen (Zollernalbkreis). Das macht ihn für mich nicht weniger unsterblich.
Paul Falk brauchte nur ein 25 x 36 Zentimeter kleines Loch, das er in ein Fenstergitter brach, um vor der Kaiserkrone von Wilhelm II. zu stehen. Jahre vorher hatte er als Zirkus-Artist gearbeitet. Er konnte sich phänomenal flach machen, einer Muräne gleich, die für ihre Nahrung durch schmalste Felsspalten schwimmt. Paul Falk hatte Anstand, denn die Krone ließ er liegen – er wollte den Deutschen nicht ihr Symbol nehmen.
Durch 25 x 36 cm kleines Loch geschlüpft
Nach der staunenerheischenden Tat verließ Paul Falk das Glück. Seine Werkzeuge vergrub er nachlässig im Wald, ein zehnjähriger Junge rutschte auf ihnen aus und trug sie nach Hause. Paul Falk brauchte nach dem Diebstahl einen neuen Bolzenschneider, auch einen neuen Hammer. Er kaufte im selben Geschäft ein wie zuvor für sein Raubbesteck.
Der Tempelanzünder Herostrat gab seine Tat erst unter Folter zu. Er wurde sogleich vom Leben zum Tode befördert. Paul Falk dagegen führte der Polizei voller Stolz vor, wie er durch das kleine Gitterloch geschlüpft war. Der Mann durfte am Leben bleiben, allerdings für sechs Jahre hinter besseren Gittern. Im Jahr 3023 werde ich Paul Falk erneut würdigen, auf dass er unsterblich bleibe wie Herostrat.