Mit einer ungewöhnlichen Stellenausschreibung hatte Schlossmeister, Jan Sonnleitner, tierische Landschaftsgärtner für die Burg Hohenzollern gesucht. Und "Bock auf Burg, Kräuter, Gräser und Gesträuch sowie auf vegane Vollpension mit Work-Life-Balance", wie es in der Stellenanzeige hieß, hatte die Ziegenherde von Sabine und Florian Sickinger aus Bisingen (Zollernalbkreis).
Über die Job-Anforderung "Hang-Erfahrung" können die rund 50 Ziegen von den Sickingers nur "mäckern": Das liegt ihnen sozusagen im Blut. Sogar blaublütig könnten bald kleine Zicklein werden, denn ein paar Ziegen sind trächtig. Die Sickingers fragen sich, ob sie dann wohl direkt in den Adelsstand erhoben werden.
Ziegen in Hechingen bessere Schlossherren als Schafe
Alles begann mit Sabine Sickingers Mann, Michael Sickinger, der ein absoluter Ziegenliebhaber war und sich immer einen Ziegenbock gewünscht hat. Und nachdem "Lukas" einzog, folgten dann schnell Ziege "Schnucki" und viele weitere kleine Zicklein. Mittlerweile hat überwiegend Sohn Florian die Ziegenherde übernommen und beweidet mit ihnen größere Flächen, wie beispielsweise den Ebersberg in Thanheim oder den Kirchenvorplatz der Katholischen Kirche in Bisingen (beide Zollernalbkreis).
Gerade für Wiesen mit Sträuchern und Büschen eignen sich Ziegen besser als Schafe, sagt Sabine Sickinger. Denn Schafe seien kleine Schleckermäulchen und fressen nur Gras und keine Blätter oder Zweige von Büschen oder Bäumchen, die sich ausgesät haben. Und auch Ziege ist nicht gleich Ziege. Jedes Zicklein mäht nach seinem eigenen Gusto. Die einen knabberten gerne Laub, die anderen Brennnesselblätter.
Sieben verschiedene Ziegenarten schnuppern Burgluft
Damit die Burg Hohenzollern bald wieder in voller Pracht erstrahlt, haben die Sickingers gleich sieben verschiedene Ziegenarten zum Mäheinsatz geschickt: Von Zwerg-Ziegen über Angora-Ziegen bis Edel-Ziegen ist alles dabei. Die Schafe mussten diesmal zu Hause bleiben. Und auch die Pferde und Rinder, die ab und an zum Mäheinsatz kommen, durften keine Burgluft schnuppern.
Mäharbeit ist echte Teamarbeit
Arbeiten am Hang ist laut Sabine Sickinger für die Ziegen reinstes Vergnügen: "Sie balancieren, klettern auf den Mauerstufen herum und rutschen auch gerne mal die Hänge hinunter". Wenn man nicht aufpasse, sei eine Ziege auch schnell mal ausgebüxt. Deshalb sei Ziege "Sprinti" der Ausflug zur Burg Hohenzollern auch verwehrt geblieben. Denn wie sein Name schon erahnen lasse, sagt die Ziegenmama, büxe er gerne aus und habe deshalb nicht mitgedurft: "Wenn einer mal weg ist, ist die ganze Gruppe weg". Denn Ziegen bilden immer kleine Grüppchen und arbeiten auch sonst im Team. "Wenn sich eine groß gewachsene Ziege einen losen Ast aus einem Baum mit Blättern hole, reiche sie diesen gerne an die kleineren Ziegen weiter."
Auch Sabine Sickinger und ihr Sohn Florian sind ein eingespieltes Team, stecken Zäune um und versorgen die Tiere morgens und abends mit allem was sie brauchen. Ein wachsames Auge auf die Ziegen zu haben sei wichtig, denn wenn die Leckereien wie Kräuter und Blättchen auf der abgesteckten Seite nicht mehr gar so verlockend sind, wie auf der anderen Seite des Zauns, sagt Sabine Sickinger, wird jede Ziege schnell zum "Sprinti".