Familie Haußmann aus Neuffen (Kreis Esslingen) hat fleißig Walnüsse gesammelt. Einmal im Jahr besucht sie die Ölmühle in Münsingen (Kreis Reutlingen), um frisches Walnussöl pressen zu lassen. Knapp 25 Kilo Nüsse haben Haußmanns mitgebracht. Sie haben sie eigenhändig auf ihren Wiesen gesammelt. Norbert Haußmann hat vorab zuhause jede einzelne Nuss mit dem Schraubstock seiner Werkbank aufgeknackt. Seine Frau hat die Nüsse auf übriggebliebene Schalenreste kontrolliert und vakuumiert, denn die Nüsse müssen zum Pressen trocken sein.
Eine ganz besondere Verbindung zur Ölmühle
Berthold Fischer, Geschäftsführer und Initiator der Alb-Ölmühle, ist über 80 Jahre alt. Im Albgut in Münsingen, einem ehemaligen Militärgelände, hat er sich einen Lebenstraum erfüllt. Zusammen mit seiner Familie hauchte er der historische Ölmühle seines Großvaters 2019 neues Leben ein. Er selbst ist als Kind mit der Ölmühle aufgewachsen – hat also eine ganz besondere Verbindung zu ihr. Sie verschrotten zu lassen, war für ihn keine Option. Die Alb-Ölmühle ist seit jeher ein Familienbetrieb. Seine Frau Gisela, die beiden Töchter, der Sohn, die beiden Schwiegersöhne und seine Enkelkinder unterstützen Berthold Fischer tatkräftig. Sie wollen die alte Tradition fortführen.
Nüsse werden zu kalt gepresstem Öl
In der historischer Stempelpresse von 1947 kann aus Nüssen feinstes Speiseöl gewonnen werden. Vor Beginn jeder Pressung werden die Nüsse gewogen. Dann werden sie schichtweise in einen Metallzylinder gefüllt. Um die 12 Kilo passen hier rein. Ein Presskolben drückt dann die Nüsse zusammen und aus einem silbernen Hahn weiter unten kommt das Öl heraus. Pro Pressung werden ca. 8 Liter Öl gewonnen - das ist eine Ausbeute von 70 Prozent. Eine Pressung dauert gut eine halbe Stunde und kostet 85 Euro.
Nüsse von weit her
Gepresst werden kann in der Alb-Ölmühle fast alles, was es an Samen und Nüssen gibt. Neben Bauern aus der Region kommen auch Kunden von weit her zu Berthold Fischer. Kürzlich hat er Zedernnüsse aus dem Altai-Gebirge in Sibirien gepresst. Oder 22 Tonnen Baobab-Früchte aus Afrika vom Affenbrotbaum. Die sind so hart wie Kieselsteine und sehr schwer zu pressen. Durch jahrelange Erfahrung konnte Berthold Fischer jedoch eine Technik entwickeln, mit der das Pressen schließlich möglich war. Weggeworfen wird nichts. Das vermeintliche Abfallprodukt, der Presskuchen, wird zu Mehl gemahlen oder als Tierfutter verfüttert. Er eignet sich ebenfalls zur Zubereitung von Brot- oder Kuchenteig.
Auch wer keine eigenen Nüsse hat, kann sich die Ölmühle im Albgut in Münsingen anschauen. An den ersten drei Adventswochenenden, jeweils von 11 bis 18 Uhr, findet dort die Sternenweihnacht statt. Dann kann man bei einer Pressung zuschauen oder das schwäbische Gebäck "Dinnete" aus selbstgemachtem Mehl probieren.