Ein gefüllter Würfelbecher und gebackene Hefeteig-Sterne mit acht Zacken, um die gewürfelt wird: In Reutlingen ist am Donnerstag nach Dreikönig traditionell Mutscheltag. Im Freundes- oder Kollegenkreis oder in der Familie wird um die Mutschel, das Hefegebäck gewürfelt. Es sieht nicht nur lecker aus, sondern ist auch der heißbegehrte Gewinn beim legendären Würfelspiel.
Mutscheln: Würfeln mit Witz und Ehrgeiz
Ganz wichtig: Das Mutscheln soll vor allem Spaß machen und die Teilnehmenden zum Lachen bringen. Dabei kann es auch mal laut werden, denn die Spiele haben entsprechend kuriose Namen: "Nacket's Luisle", "Langer Entenschiss" oder "Der Wächter bläst vom Turm". Fürs gemeinsame Würfeln um die Mutschel treffen sich die Reutlingerinnen und Reutlinger in Gaststätten, Cafés oder Vereinsheimen. Aber auch zu Hause würfeln Familien um das Hefeteig-Gebäck.
In diesem Jahr verzeichnen Reutlinger Cafés allerdings weniger Reservierungen, beispielsweise in der Gaststätte "Ringelbach". Im Café "Vis a Vis" hätten zwei Spielgruppen altersbedingt ihre Reservierungen abgesagt. Im gegenüberliegenden Café "Sommer" hingegen gibt es für Donnerstag Anmeldungen - unter anderem von Mitarbeitern der Reutlinger Stadtverwaltung.
Reutlinger Mutschel: Ein Stück Heimat mit Herz
Das Mutscheln ist nicht nur ein lustiger Zeitvertreib, sondern ein echtes Stück Reutlinger Identität. Die Erhebung in der Mitte symbolisiert die Achalm, die acht Zacken sollen für die Ortsteile stehen beziehungsweise die verschiedenen Zünfte symbolisieren. Auch zur Entstehung gibt es unterschiedliche Theorien: Der Name kommt wohl von der mittelhochdeutschen Bezeichnung für ein missratenes oder kleines Brot. Die heutige Sternform soll der Reutlinger Bäckermeister Mutschler im 14. Jahrhundert entworfen haben.
Die Mischung aus Brauchtum, Leckereien und der Freude am Zusammensein macht das Mutscheln zu einem Highlight im Reutlinger Jahreskalender – und zu einem echten Herzensding für alle, die dabei sind.