Musikrechte, Saalmiete, Security

Tiefgarage statt Festsaal: Narren kämpfen mit hohen Kosten

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Leon Löffler
Leon Löffler

Tausende Euro für eine Hallenmiete? Zu teuer für viele Zünfte. Die Emmendinger Narren verlegen ihre Party zum Beispiel in eine Tiefgarage. Andere treffen sich in der eigenen Zunftstube. Ein Spagat zwischen Geldsorgen und Feierlaune.

Das Häs ist abgestaubt, die Narren sind aus ihrem Winterschlaf erwacht. Die Vorfreude auf die tollen Tage wächst. Wäre da nicht der Blick auf die Finanzen. Alle wollen ausgelassen feiern, aber wer bezahlt die Rechnung am Ende? Musikrechte, Saalmiete oder Rettungskräfte - das meiste müssen die Fastnachtsvereine selbst bezahlen. Für viele Zünfte ist das kaum zu stemmen. Ein Überblick.

Saalmiete zu teuer: Lörracher Fastnacht zieht um

"20.000 Euro Saalmiete können wir uns nicht leisten", sagt Michael Lindemer von der Narrengilde Lörrach. Er bezieht damit auf die Fastnachtsveranstaltungen im vergangenen Jahr. Lindemer findet es schade, dass man deshalb in diesem Jahr nicht mehr im städtischen Burghof in Lörrach die Fastnacht feiern wird. Stattdessen geht es für die Lörracher Narren in ein Brauereigasthaus, wo die Narrengilde 1936 auch gegründet worden ist. Und der traditionelle Kinderball zieht vom Burghof in eine Tanzschule.

"Pro Veranstaltung bezahlen wir mehrere Tausend Euro, damit wir Musik spielen dürfen. Andere Bundesländer befreien ihre Vereine von der Gema", sagt Lindemer. Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, kurz Gema, verlangt für Musiknutzung Gebühren. Das betrifft auch Fastnachtsvereine.

In Hessen können sich Vereine seit Jahresbeginn unter bestimmten Voraussetzungen von den Zahlungen befreien lassen. Auch in Baden-Württemberg könne zumindest ein Teil der Kosten erstattet werden, sagt Arne Braun (Grüne), Staatssekretär im Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Für 2024 seien Erstattungen in Höhe einer Dreiviertelmillion Euro geflossen.

Wieso stellt das Land für Fußballspiele Rettungskräfte zur Verfügung, aber zur Fastnacht müssen wir so Vieles selbst zahlen?

Kreativ werden: Fastnacht in einer Tiefgarage in Emmendingen

Keine Halle und kein Gasthaus braucht man in Emmendingen: Hier feiern die Narren direkt in einer Tiefgarage. Andreas Klopfer, Vorstand der Ämmendigner Bäägle-Hexe, sagt: "Hier haben wir es trocken. Hier gibt es Strom. Wir haben alles, was wir brauchen". Da, wo normalerweise die Autos parken, bauen die Hexen eine große Bar und ein DJ-Pult mit Lichtanlage auf. Aus Not machen sie quasi eine Tugend.

Lahrer Narren weichen notgedrungen auf Zunftstube aus

Ohne eine Halle stand auch die Fastnachtszunft in Lahr (Ortenaukreis) bei ihrer Fastnachtseröffnung am 11.11. da. Aus Brandschutzgründen werde die bisher genutzte Halle renoviert und die größere Landesgartenschauhalle könne man sich nicht leisten, sagt Zunftvögtin Karin Becherer-Atoui.

"Normalerweise feiern wir mit vielen Zünften in der Halle. Dieses Jahr waren wir allein in unserer kleinen Zunftstube. Das war traurig", sagt Becherer-Atoui. Beim Fastnachtsumzug im Januar soll bei den Narren aber wieder alles nach Plan laufen. Umzüge mit Security, Hallenmieten, Reinigung, Absperrungen - ob viele Zünfte die Kosten in den nächsten Jahren noch stemmen können, darin ist sich Becherer-Atoui nicht sicher.

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Das Geld ist weg: Die Wäschergilde in Wolfach trauert an der Klagemauer vor dem Finanzamt.

Freiburger Fastnacht kostet 80.000 bis 100.000 Euro

Die Rechnung für die Fastnacht in Freiburg beläuft sich auf rund 80.000 bis 100.000 Euro, teilt die Breisgauer Narrenzunft mit. Allein beim Umzug am Fastnachtsmontag werden rund 100 externe Sicherheitskräfte engagiert. Um diese Ausgaben zu decken, unterstützen die Stadt, Sponsoren und Zuschauer durch den Kauf einer Umzugsplakette.

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Mehr als 3.400 Hästrägerinnen und Hästräger sind 2024 beim Fasnetsmendigumzug durch Freiburg gezogen.

Villinger Narrenzunft hat Sponsor

Die Narrenzunft Villingen hat keine Geldsorgen. In Villingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) übernimmt die Stadt alle Kosten für die Straßenfastnacht. Dafür sei man dankbar, sagt Anselm Säger von der historischen Narrenzunft Villingen.

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