"Ich weiß nicht, wie lange ich noch Geduld habe"

Hausarzt aus Albstadt alarmiert: Arztpraxen schließen im großen Stil

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Autor/in
Nathalie Waldenspuhl
Nathalie Waldenspuhl ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Seit über dreißig Jahren betreibt Ulrich Euchner eine Hausarztpraxis in Albstadt. Nun steht sie vor dem Aus. Denn Euchner findet keinen Nachfolger. Damit ist er nicht allein.

Das Wartezimmer ist voll. Noch vor Ende der Sprechstunde haben sich 120 Patienten am Empfang registriert. Das sei für einen Vormittag schon viel, meint Ulrich Euchner, aber zu Quartalsbeginn nicht unüblich.

Euchner ist Hausarzt, seit mehr als 30 Jahren, und hat eine Praxis in Albstadt-Laufen (Zollernalbkreis). Er liebe seinen Beruf, sagt er, seine Patienten und seine Praxis mit Blick auf die Alb. Aber genau diese Praxis raubt ihn in letzter Zeit immer öfter den Schlaf.

Praxis droht ohne Nachfolger das Aus

Mit seinen 65 Jahren könnte Euchner eigentlich bald in den Ruhestand gehen. Zwei bis vier Jahre mache er noch, sagt er, aber dann sei Schluss. Das Problem: Er hat bis heute keinen Nachfolger für die Praxis gefunden. Das heißt, wenn er in den Ruhestand geht, muss er sie schließen. Und das schmerzt. Denn: Wohin sollen die Patienten, wenn sie nicht mehr zum Hausarzt können? Euchner weiß es nicht.

"Das ist ein Stich ins Herz. Ich habe hier Patienten, die ich seit 35 Jahren behandle. Da kenn ich den Opa, die Oma, das Enkelkind – die ganze Familie. Das ist die Versorgung an der Basis. Und die bricht jetzt weg.

Praxissterben in Baden-Württemberg: Ein reales Problem

Und so geht es nicht nur ihm: Fast 40 % der niedergelassenen Hausärzte in Baden-Württemberg sind über 60 Jahre alt und werden bald in den Ruestand gehen, so der Hausärzteverband BW auf Nachfrage des SWR. In den nächsten fünf bis zehn Jahren werden demnach viele Praxen wegfallen. Für Patienten wird es dann immer schwieriger werden, eine neue Praxis zu finden. Laut KVBW sind schon heute über 900 Hausarztpraxen nicht besetzt.

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Doch eine Nachfolge zu finden, ist schwer. Ulrich Euchner beschäftigt zwar Swantje Harlan als festangestellte Ärztin. Aber für sie kommt eine Praxisübernahme nicht in Frage. Sie habe eine Familie und könne daher nicht wie ihr Chef bis zu 65 Stunden pro Woche in der Praxis verbringen. Außerdem mache ihr die Bürokratie zu schaffen.

"Ich will am Patienten arbeiten. Ich will, dass der Patient versorgt wird und mich nicht ständig darum kümmern, welche Ziffern ich jetzt abrechnen darf und welche nicht.

Die Herausforderungen, eine eigene Praxis zu führen sind groß geworden. Behandlungskosten seien dabei ein großes Problem, so der Hausärzteverband BW. Die hausärztliche Versorgung sei unterfinanziert und nicht attraktiv genug für nachkommende Medizinerinnen und Mediziner. Auch die immer wieder auftretenden Probleme bei der Digitalisierung würden viele Ärzte abschrecken.

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