Katholiken aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Segnung für Homosexuelle: Das denkt ein Paar aus Obermarchtal darüber

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Autor/in
Magdalena Knöller
Magdalena Knöller
Onlinefassung
Anette Hübsch
Anette Hübsch ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Katholische Priester dürfen neuerdings homosexuelle Paare segnen - mit Einschränkungen. Was hält ein katholisches schwules Paar aus Obermarchtal davon?

In Zukunft dürfen katholische Priester gleichgeschlechtliche Paare segnen. Das war bislang in der katholischen Kirche ausgeschlossen. Ein großer, neuer Schritt. Es gibt aber auch Einschränkungen: Die Segnung ist keine Eheschließung, darf auch nicht mit einer solchen verwechselt werden, heißt es in dem vom Vatikan am Montag veröffentlichten Text. Die Segnung darf auch nicht in einem Gottesdienst stattfinden.

Im Gespräch mit dem SWR haben Florian Siegle und Sebastian Uhl-Siegle aus Obermarchtal (Alb-Donau-Kreis) erzählt, was sie von dem neuen Angebot der katholischen Kirche halten. Sie sind beide katholisch, in der Kirche und vielen Vereinen engagiert und ein Paar.

Paar - Standesamt - freie Trauung

Florian Siegle und Sebastian Uhl-Siegle sind seit April 2017 zusammen. Am 23. Dezember 2020 haben die beiden standesamtlich geheiratet und dann am 30. April 2022 sich gegenseitig das "Eheversprechen vor Gott", wie sie sagen, gegeben: in einer freien Trauung. Dieses gegenseitige Eheversprechen sei ihnen bis heute das Wichtigste gewesen. Kirchliche Segnungen waren da noch nicht möglich.

Die beiden Katholiken Florian Siegle und Sebastian Uhl-Siegle haben ohne kirchliche Segnung ihre Liebe im Kloster Obermarchtal mit einer freien Trauung gefeiert.
Die beiden Katholiken haben ihre Liebe mit über 300 Gästen im Kloster Obermarchtal mit einer freien Trauung und anschließender Party in der Dorfhalle gefeiert: Florian Siegle (links) und Sebastian Uhl-Siegle (rechts).

Beide sagen von sich selber, sie sind absolute Vereinsmenschen: Beide sind in einem Musikverein und sehr verwurzelt in der katholischen Kirchengemeinde vor Ort. Florian Siegle ist dort zum Beispiel als Lektor engagiert, außerdem Zunftmeister der Narrenzunft in Obermarchtal. Sebastian Uhl-Siegle singt im Kirchenchor und ist während der Fasnet in der Mate-Kapelle Ehingen aktiv. Die beiden fühlen sich wohl - sowohl in ihren Vereinen als auch in der Kirchengemeinde.

Wir sind bei uns in den Vereinen und in der Kirchengemeinde noch nie als Menschen zweiter Klasse behandelt worden. Wir fühlen uns voll integriert.

Unterstützung von der Kirchengemeinde erhalten

Die Kirche - ihre "Kirche vor Ort" - habe, so sagen es beide, bei ihrer Feier nicht gefehlt. Denn sie habe sie im Vorhinein und während der Feier unterstützt: Dem örtlichen Priester und der Diözese Rottenburg-Stuttgart hätten sie es zu verdanken, dass sie im Spiegelsaal des Klosters Obermarchtal die freie Trauung abhalten durften. Außerdem seien viele Freunde und Weggefährten aus der Kirchengemeinde beim Fest dabei gewesen.

Die katholische Kirche hat uns auf dem Weg zur freien Trauung begleitet. Uns hat nichts gefehlt.

Kein Frust, auch wenn keine kirchliche Ehe

Die beiden verspüren keinen Frust gegenüber der katholischen Kirche. Auch nicht, weil sie noch nicht weiter ist und homosexuellen Paare auch trotz der neuesten Entscheidung nicht mit heterosexuellen Paaren auf eine Ebene stellt. Denn gleichgeschlechtliche kirchliche Eheschließungen sind weiterhin nicht erlaubt. Florian Siegle hat aber doch noch ein paar Fragen an die neue Möglichkeit.

Wenn die Segnungen nicht in einem Gottesdienst stattfinden dürfen, wo sollen sie denn dann stattfinden: auf der Straße oder wieder in irgendeinem geheimen Kämmerlein!?

Diese Regelung versteht Siegle nicht. Aber sie rufe keinen Frust bei ihm hervor. Ihn frustriere ganz anderes an der katholischen Kirche: der Umgang mit dem sexuellen Missbrauch seit Jahren und Jahrzehnten. "Das frustet mich als Katholik viel, viel mehr", sagte er im Gespräch mit dem SWR.

Kommt katholisch-kirchliche Segnung infrage?

Die beiden Obermarchtaler denken irgendwann mal darüber nach, ob sie das Angebot einer Segnung durch einen Priester annehmen wollen - dann, wenn sie Zeit haben. Gerade stehe Hausbau, Vereinsleben und Weihnachten im Fokus. Sebastian Uhl-Siegle witzelt zum Schluss im SWR-Gespräch: "Wenn wir mal nochmal Lust haben auf eine Feier mit 300 Gästen, weil wir würden dann alles exakt nochmal so machen wie damals, dann würden wir eventuell eine Segnung machen - wenn uns mal mit 50 Jahren langweilig ist." Bis dahin gebe es dann aber vielleicht die vollwertige Ehe - das würden sie dann schon noch machen.   

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