Jagd als Tradition und Trend

Jäger in Tübingen feiern - und lehnen schärferes Waffenrecht ab

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Autor/in
Tobias Faißt
Tobias Faißt arbeitet als multimedialer Reporter im SWR Studio Tübingen.

Hundert Jahre Jägervereinigung Tübingen: Dieses Jubiläum wurde im Ortsteil Bebenhausen mit politischer Prominenz gefeiert. Es ging ums Waffenrecht, um Hunde und um Naturschutz.

Die Jäger aus dem Kreis Tübingen haben am Samstag im Kloster und im ehemaligen Jagdschloss der württembergischen Könige in Bebenhausen Jubiläum gefeiert. Die Kreisjägervereinigung (KJV) wurde vor hundert Jahren gegründet. Die Ehrengäste rund um Manuel Hagel (CDU), selbst Jäger, bescheinigten der Jagd eine gute Zukunft. Ein schärferes Waffenrecht für Jäger lehnt der CDU-Landesvorsitzende in Bebenhausen klar ab.

Jagd ist Tradition und im Trend

Die Feierlichkeiten im historischen Grünen Saal beginnen dem Jagdhornbläsercorps. Draußen bellen die Jagdhunde, die am Mittag vor der malerischen Klosterkulisse in Bebenhausen präsentiert werden. Die gut 150 Anwesenden tragen Janker in Grün - Tradition pur aus allen Ecken der holzvertäfelten Wände. Gleichzeitig betonen die Festredner unisono: Die Jagd wird jünger. Und sie wird weiblicher.

Jagd ist nicht im Gestern verhaftet, sondern auch im Morgen.

Es stimmt: Die Mitgliederzahl des Landesjagdverbands steigt seit Jahren. In Tübingen sind es mehr als 800. Wenn die Waidmänner erzählen, dass zwölf Prozent von ihnen weiblich sind, schwingt Stolz in der Stimme mit. Gleichzeitig steht die Jagd immer wieder in der Kritik, bei Tierschützern oder zum Beispiel bei ZDF-Moderator Jan Böhmermann. Er fragt in seiner Show offen: "Die Jagd: Naturschutz oder Bock auf Ballern?"

Jäger gegen schärferes Waffenrecht

Vorfälle wie Ende August im Ostalbkreis, wo ein Jäger wohl versehentlich einen Kollegen am Kopf getroffen hat, sorgen überregional für Aufsehen und Diskussionen, wer eine Waffe besitzen darf. Gleiches gilt für schlimme Anschläge wie der in Solingen. Wieder wird das Waffenrecht in seiner jetzigen Form Frage gestellt.

Die Bundesregierung möchte als Reaktion auf Solingen das Waffenrecht verschärfen. Vorgesehen ist, dass in Zukunft nicht mehr die Jagdbehörden die waffenrechtlichen Prüfungen durchführen, sondern die Waffenbehörden. Deshalb hat sich der Deutsche Jagdverband einer Petition mit dem Namen "Waffengesetzverschärfungen zu Lasten rechtstreuer Bürger jetzt stoppen" angeschlossen.

Ein schärferes Waffenrecht für Jäger? Nicht, wenn es nach dem CDU-Fraktionsvorsitzenden im Landtag Baden-Württemberg geht. "Diese Waffenrechtsänderung darf es nicht geben", fordert Manuel Hagel im ehemaligen Jagdschloss von Bebenhausen. Es sei immer der gleiche Automatismus: "Es passiert etwas mit der Waffe, Empörung und dann Verschärfung des Waffenrechts. Das kann nicht sein", führt Hagel aus.

Manuel Hagel, CDU-Landesvorsitzender, und weitere Festgäste beim 100-jährigen Jubiläum der Kreisjägervereinigung in Tübingen-Bebenhausen
Manuel Hagel (Mitte), CDU-Landesvorsitzender in Baden-Württemberg, zur Kritik an der Jagd: "Wer einmal im Jahr Mitgliedsbeitrag bei einem Naturschutzbund bezahlt, soll nicht denken, er weiß alles besser als Jägerinnen und Jäger."

Jagen nur ein Teil der Arbeit im Wald

Für seine Ausführungen zum Waffenrecht erhält Hagel vom Publikum erwartbar Applaus. Der Tübinger Kreisjägermeister Markus Küper sieht den Unterschied "zu anderen Naturschutzverbänden darin, dass wir ein anderes Werkzeug an der Hand haben, um regulierend in die Natur einzugreifen". Das Jagen mit der Waffe sei jedoch nur ein kleiner Teil. "Wir haben einen Auftrag für die Natur, sie zu schützen, sie zu nutzen", so Küper.

Die Aufgaben der Waidmänner und Waidfrauen haben sich in den hundert Jahren gar nicht so sehr verändert, doch das Handwerkszeug ist moderner geworden. Zur Hege und Pflege des Reviers arbeiten Jäger, Förster und Naturschützer mittlerweile in vielen Bereichen eng zusammen. Ein Beispiel, bei dem auch Landwirte beteiligt sind, ist die Rehkitzrettung mit Wärmebilddrohnen, um die Jungtiere vor dem Mähtod zu retten.

Unterschiedliche Wahrnehmung von Jagd

Zwischen Land und Stadt gebe es durchaus eine unterschiedliche Wahrnehmung der Jagd, bemerkt Tübingens Landrat Joachim Walter (CDU) in seiner Rede. "Sie tragen mit ihrer Arbeit dazu bei, die Debatte zu versachlichen", sagt der 63-Jährige. Das liege vielleicht auch daran, dass etwa die Zahl der sogenannten Feretarier in den Städten steigt, die so die Jagd für sich entdecken. Diese Menschen ernähren sich vegetarisch, essen jedoch Wildfleisch.

Jäger hätten Jubiläum fast verpasst

Die Feier in Bebenhausen hätte übrigens fast überhaupt nicht stattgefunden. "Wir haben erst vor einem halben Jahr festgestellt, dass wir hundert Jahre alt werden", gibt Markus Küper zu. Dem Kreisjägermeister zufolge wurde die Festschrift erst am Freitag, zwei Tage vor dem Festakt, fertig. Kommentar von Landrat Walter: "Das ist doch eine Auszeichnung. Andere Hundertjährige spüren das schon 30 Jahre früher".

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