Die Auszeichnung "Rede des Jahres" des Seminars für Allgemeine Rhetorik an der Universität Tübingen geht in diesem Jahr an die SPD-Abgeordnete Heike Heubach. Die Rede vom 10. Oktober ist die erste im Deutschen Bundestag, die in Gebärdensprache gehalten wurde.
Der Tübinger Rhetorik-Professor Dietmar Till lobt die Rede als "rhetorisch glänzend", durchkomponiert, thematisch wichtig, und auch in der Körpersprache sehr überzeugend präsentiert. Das werde durch die Gebärdensprache noch unterstrichen.
"Frei Rede", sagt Till, da denken wir sonst immer an Mündlichkeit, an Akustik, Ton und Laute. Eine Rede in Gebärdensprache bricht mit unseren Gewohnheiten. Das ist nicht nur ungewohnt, sondern auch entscheidend für die Frage, wie wir die Gesamtheit der Gesellschaft repräsentieren wollen - auch die, die anders sprechen.
Heubach gebärdete eine Rede zur geplanten Novellierung des Baugesetzbuches. Simultan übersetzte eine Gebärdendolmetscherin. Diese trockene Materie, so die Jury, habe Heubach an die Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger herangeführt. Dabei ging es auch um Klimaschutz im Städtebau.
Jury lobt Schlusssatz der Rede
Die Tübinger Rhetoriker sehen die erste Bundestagsrede in Gebärdensprache als bewegendes Beispiel politischer Redekultur im Zeichen von Inklusion. Heubachs Rede sei klar gegliedert und pointiert. Sie münde in einer eingängigen Schlusssentenz.
Heubachs erste Rede im Plenum kam an: Viele Abgeordnete der Linken, Grünen und der SPD applaudierten mit hochgestreckten, winkenden Händen. Die Gebärde für Applaus. Am Ende gab es Standing Ovations. Heubach formte ihre Hände zu einem Herz.
Heubach wurde in Rottweil geboren
Im März war Heike Heubach (SPD) als Nachrückerin ins Parlament eingezogen. Die Sozialdemokratin ist in Rottweil geboren und für den Wahlkreis Augsburg-Land angetreten. Sie sitzt für ihre Fraktion im Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen, in dem der Gesetzentwurf beraten wurde.
In den vergangenen Jahren hat das Seminar für Allgemeine Rhetorik die "Rede des Jahres" an Robert Habeck, Luisa Neubauer, Maren Kroymann und Angela Merkel vergeben.