Rund 500 Polizeibeamte aus ganz Deutschland, der Schweiz, Österreich und Luxemburg haben am Mittwoch in Villingen-Schwenningen über Messerangriffe diskutiert. In der Landeshochschule für Polizei in Villingen-Schwenningen sprachen Experten über verschiedene Aspekte dieses hochbrisanten wie hochaktuellen Themas. Dabei wurde klar: Die Hintergründe für die Taten sind ebenso unterschiedlich wie die Täter und die Einsatzlagen selbst. Auch deshalb sei es so schwierig, als Polizist die richtige Reaktion in der entsprechenden Situation zu zeigen, so der Tenor der Veranstaltung.
Video des Mannheimer Messerangriffs sorgt für Stille in der Halle
Kurz legte sich absolute Ruhe über die Sporthalle der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg. Auf dem Beamer ist das Video des Messerangriffs auf den Polizisten Rouven Laur zu sehen. Er erlag später seinen Verletzungen. Kurz zuvor sieht man einen jungen Jordanier, der mit einem Messer bewaffnet auf Polizeibeamte losgeht. Er wollte laut eigener Aussage nicht mehr leben - er wollte, dass die Polizisten ihn erschießen.
Veranstaltungsleiter Jürgen Renz über Handlungsbedarf bei der Polizei im Hinblick auf Messerangriffe:
Das Interesse an dem Symposium ist riesig
Anfang November seien die ersten Einladungen zu dem Symposium an die Polizeipräsidien verteilt worden, berichtet Jürgen Renz, der Veranstaltungsleiter des Symposiums. Das Interesse war deutlich größer als die Anzahl der Plätze, die man anbieten konnte. "Der Run auf die Karten war riesig, jeder ist von diesem Thema betroffen und alle wollten kommen. Sehr viele bedrückt das Thema und sie wollen, dass man endlich darüber spricht", so Renz.
Pfefferspray, Teaser, Schusswaffe - was hilft bei Messerangriffen?
Offen wurde über das Thema Messerangriffe geredet - von Referenten, mit unterschiedlichsten Hintergründen. Florian Eder zeigte Videos von Messerangriffen und gab den Anwesenden Einblick in das Notwehrrecht bei Messerangriffen. Markus Eisenbraun, Präsident des Polozeipräsidiums Stuttgart, referierte über die Erfahrungen von Waffenverbotszonen in der Landeshauptstadt. Informationen über die verschiedenen Ursachen, Täter und Motive gab es von Dirk Baier, Professor an der Universität Zürich.
Auch über die verschiedenen Einsatzmittel wie Pfefferspray, Teaser und die Schusswaffe wurde gesprochen. Klar wird: Auch wenn sich die Beamten noch so gut vorbereiten - innerhalb von Millisekunden kann sich die Situation verändern. Die große Herausforderung für die Polizisten sei es, darauf angemessen zu reagieren, sind sich die Experten einig.
Messerangriffe: Es kann sehr schnell gehen
Am Nachmittag zeigte eine praktische Vorführung eines Messerangriffs, wie schnell eine zunächst harmlos wirkende Situation lebensgefährlich für Einsatzkräfte und Passanten werden kann. Auch eine Puppe ist dabei im Einsatz. An ihr können Polizisten die Versorgung von Wunden bei Messerangriffen üben. "Beispielsweise bei einer Amoklage können wir nicht einfach einen Notarzt rein schicken um Verletzte zu versorgen. Auch da sind die Kolleginnen und Kollegen gefragt", so Frank Faras, Pressesprecher der Hochschule für Polizei.
Veranstalter: "Auch Akzeptanz der Gesellschaft wichtig"
Um in der Zukunft besser auf Messerattacken vorbereitet zu sein, müsse man innerhalb der Polizei mehr machen als bisher, mahnte Jürgen Renz bei der Veranstaltung: "Wir müssen an der Ausstattung und Ausrüstung weiter forschen." Wichtig sei aber auch die Akzeptanz in der Bevölkerung, beispielsweise bei Kontrollen. "Das muss auf allen Ebenen angegangen werden", sagt Renz, "ich glaube, es ist ganz knapp vor Zwölf".