Felix Simon, Journalist und Doktorand an der University of Oxford, hat den Hans Bausch Mediapreis des SWR für seine Studie "Uneasy Bedfollows", über "KI in den Medien, Plattformunternehmen und die Frage journalistischer Abhängigkeit" bekommen.
SWR-Reporter Peter Binder hat mit Felix Simon über Künstliche Intelligenz im Journalismus gesprochen:
Anwendung von KI im Journalismus
Es gibt viele Bereiche, in denen Medienhäuser auf Künstliche Intelligenz - kurz KI - zurückgreifen: um größere Datensätze zu durchforsten, Texte zu redigieren, Informationen zu überprüfen oder auch um Bezahlschranken flexibel einzurichten.
Abhängigkeit von Branchenriesen
Damit, so die Befürchtung von Felix Simon, machen sie sich abhängig von großen Plattformfirmen wie Google, Amazon und Microsoft. Denn sie haben keine Kontrolle darüber, was mit ihren eingespeisten Daten passiert und wissen letztlich nicht, wie die Ergebnisse entstehen, mit denen sie arbeiten.
Position des Journalismus geschwächt
Felix Simon geht nicht davon aus, dass die Branchenriesen ihre Macht eines Tages dafür missbrauchen könnten, Recherchen klammheimlich zu sabotieren, die ihnen selbst unangenehm sind. Trotzdem sieht er die Position der Medien geschwächt, wenn sie sich, zum Beispiel beim Auswählen von Themen, über die sie berichten wollen, von KI unterstützen lassen.
Finanzielles Risiko durch Bindung an Anbieter
Außerdem sieht Simon ein Problem in der Abhängigkeit von einzelnen Anbietern. Wenn ein Medienhaus an den Punkt kommt, an dem es ohne eine KI-Anwendung nicht mehr oder nicht mehr gut arbeiten kann, kann das Unternehmen hinter der KI die Preise radikal erhöhen - und das Medienhaus muss das Geld an anderer Stelle einsparen. Gänzlich auf KI verzichten können die Medien nicht, meint Simon. Er rät aber zu einem wachsamen und kritischen Umgang mit der Künstlichen Intelligenz.
Für seine zugleich wissenschaftliche und praxisorientierte Studie bekam er am Mittwochabend in Tübingen den Hans Bausch Mediapreis des SWR verliehen. Bei der Verleihung des Preises arbeitet der SWR mit dem Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen zusammen.
Sie haben unseren Livestream zur Veranstaltung verpasst? Hier gibt es das Video in voller Länge: