Seit rund zwei Wochen kocht ein Roboter im Gesundheitszentrum der Uniklinik Tübingen. Fünf verschiedene Gerichte soll "Robbi", wie ihn Service-Mitarbeiterin Kira Kramer nennt, in Zukunft rund um die Uhr zubereiten. Für Mitarbeiter, Gäste und bald auch Patienten. Momentan ist der Roboter nur tagsüber im Einsatz.
Mit Roboter gegen Fachkräftemangel
Mit dem kochenden Roboter will die Klinik dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Mitarbeiter für Service-Berufe zu finden und lange Öffnungszeiten anzubieten, sei schwierig, sagt Tobias Schneider, der Betriebs- und Logistik-Chef des Klinikums. Die Mitarbeiter könnten sich dank des Roboters auf das Wesentliche konzentrieren - etwa auf die Entwicklung neuer Rezepte. Auch ist ihm wichtig, den Mitarbeitern mit der Roboterküche ein attraktiveres gastronomisches Angebot zu machen. Der Roboter soll in Zukunft auch nachts bedienbar sein.
Ganz ohne Personal kommt "Robbi" aber nicht aus. Service-Mitarbeiterin Kira Kramer befüllt den Kühlschrank der Roboterküche jeden Morgen mit frischen Zutaten. Vorgekochte Linsen, Spätzle und klein geschnittenes Gemüse schiebt sie kanisterweise in den Zutatenschrank des Robotersystems.
Bis zu 150 Gerichte pro Stunde
Haben sich die Gäste über ein Display für ein Gericht entschieden und mit Karte bezahlt, setzen sich die Roboterarme in Bewegung. Einer der Arme holt die Zutaten aus dem Kühlschrank, mischt sie in einem Topf und stellt ihn auf eine von acht Herdplatten. Das Servieren übernimmt ein zweiter Arm, das Spülen ein dritter.
Fünf Gerichte gibt es jeden Tag zur Auswahl - etwa Tandoori Chicken, Linsen mit Spätzle, Nudeln, Salat oder Pulled Gulasch. Für die Zubereitung eines Salats braucht der Roboter drei Minuten, für ein aufwändiges Gericht sieben. Die Gerichte kosten zwischen sechs und rund neun Euro. Bis zu 150 Gerichte pro Stunde kann der Roboter nach Angaben der Hersteller servieren.
Patienten nutzen Roboter noch nicht
Momentan nutzen vor allem Mitarbeitende des Uniklinikums die Roboterküche. "Das System ist wie bei McDonalds, nur besser", sagt ein Pflegehelfer. Auch eine Gruppe bulgarischer Ärzte, die eine Fortbildung im Gesundheitszentrum macht, findet die Salate lecker.
Von ambulanten Patienten des Rehazentrums wird der Roboter bisher wenig genutzt. Diese zahlen eine Tagespauschale für die Reha und bekommen das Essen am Mittag über die herkömmliche Essensausgabe der Cafeteria. Der Roboter aber nimmt momentan nur Bankkarten entgegen. Zum 1. Juli soll sich das ändern. Dann läuft die Verpflegung der Patienten des Rehazentrums am Mittag ebenfalls über den Roboter.
Trotz Roboter: Arbeitslos wird niemand
Arbeitslos mache der Roboter niemand, sagt Alexander Weiß von "Sodexo", der Firma, die die Cafeteria betreibt. Im Gegenteil, eine Service-Kraft sei mit der Befüllung der Zutaten beschäftigt, eine weitere mit der täglichen Reinigung. Er versteht den Roboter als Ergänzung.
Rund 70.000 Euro hat der Aufbau der Maschine die Uniklinik gekostet, sagt Tobias Schneider. Der Groß-Caterer "Sodexo" least die Roboterküche monatlich für einen niedrigen vierstelligen Betrag. Probleme mit der Küche habe es während der Testphase keine gegeben, sagt Hendrik Susemihl von der Hersteller-Firma. Angaben dazu, wie oft der Roboter in der Testphase ausgefallen ist, macht er keine.
Kochender Roboter auch in Norddeutschland
Für den Hamburger Hersteller "goodBytz" ist die Roboterküche an der Uniklinik das erste Modell. Eine absolute Neuheit ist das Konzept aber nicht: In Schleswig-Holstein war 2023 bereits ein Kochroboter in einem Restaurant im Einsatz.
Fragt man Patienten, was sie von dem neuen Koch halten, sind sie geteilter Meinung. Viele freuen sich über das System, erwarten keine geschmacklichen Einbußen und sind gespannt auf das Essen. Andere sind eher skeptisch. Warum alles immer automatisierter werden müsse, fragt ein Patient. Letzte Woche sei der Roboter einmal ausgefallen, fügt eine Patientin hinzu, weil bestimmte Lebensmittel gefehlt hätten. "Robbi" steht eben noch in den Startlöchern.