Zwei große Schafherden hat Stefan Fauser aus Pfronstetten (Kreis Reutlingen). Er ist Schäfer in siebter Generation und wie viele andere Schäfer sucht auch er ständig nach Pferchäckern, wo seine Schafe über Nacht bleiben können. Die zunehmende Bürokratie macht ihm zu schaffen, sagte er dem SWR. Dadurch gebe es kaum mehr offizielle Pferchflächen. Und Pachten sei für ihn schlichtweg zu teuer. Er wünscht sich von den Kommunen und vom Land mehr Zusammenarbeit für eine gute Landschaftspflege.
Schäferei als Landschaftspflege auf der Schwäbischen Alb
Die Schafe und die Wanderschäferei sind wichtig, um Flächen auf der Schwäbischen Alb zu bewirtschaften. Sie sorgen dafür, dass die Landschaft nicht verwildert oder verbuscht, erklärt Fauser. Der Kot der Tiere sei zudem ein guter Dünger. Die Schafe und Schäfer sind also Landschaftspfleger. Die süddeutsche Wander- und Hüteschäferei ist seit 2020 immaterielles Kulturerbe der UNESCO.
Das hilft den Schäferinnen und Schäfern aber nicht weiter bei der Suche nach Äckern und Flächen, wo sie ihre Tiere über Nacht lassen können. Bis zur Ernte stehen die Felder der Landwirte meist voll und bieten keinen Platz für Schafe. Nach der Ernte werden viele Äcker über den Winter stillgelegt, auch für die Einzäunung der Schafe.
Deshalb brauchen Schafe andere Flächen in der Nacht
Regelmäßige Standortwechsel und das Pferchen der Tiere über Nacht auf Äcker sind aus zwei Gründen wichtig: Tiergesundheit und gesunde Landschaftspflege. Ein abgezäunter Bereich bietet der Schafherde Schutz in der Nacht und hält die Tiere beisammen. Die steigende Wolfspopulation sei eine ernstzunehmende Angelegenheit, sagen Schäfer der Schwäbischen Alb.
Warum gerade Ackerfläche perfekt zum Pferchen sind, erklärt Fauser so: Lässt man die Tiere dauerhaft auf einer nassen Wiese stehen, werden Klauenkrankheiten wegen der Feuchtigkeit häufiger. Deshalb braucht es den Wechsel auf den trockenen Acker.
Für eine gesunde Landschaftspflege frisst die Herde tagsüber das hohe Gras von den Wiesen und Heiden und hält somit die Landschaft instand. Ganz natürlich werden so die Flächen von den Schafen auch gedüngt. Bei zu viel Dung wird der Stickstoffgehalt im Boden allerdings zu hoch und schadet den Grünflächen und der Blumenwelt. Die Standorte müssen daher gewechselt werden. Für die Äcker wäre der Dung bei einem koordinierten Standortwechsel von Vorteil.
Übernachten Schafe bald im Wald?
Gemeinsam mit dem Land, den Kommunen und den Landwirten muss eine Lösung gefunden werden, findet auch Alfons Gimber. Er ist der Vorsitzende des Landesschafzuchtverbands Baden-Württemberg und Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände. Es brauche mehr offiziell zugelassene Pferchflächen und Möglichkeiten, sagte er dem SWR.
Eine Idee von Gimber: Waldränder oder auch Flächen im Wald nutzen. Diesbezüglich möchte er stärker mit dem Forst zusammenarbeiten. Eine andere Möglichkeit könnte ihm zufolge sein, dass die Landesregierung Landwirten Entschädigungen zahlt, wenn sie Flächen als Pferchflächen zur Verfügung stellen und dadurch Ertragsausfälle in Kauf nehmen. In jedem Fall sei mehr Zusammenarbeit nötig, so Gimber, damit Schafherden wie die von Stefan Fauser eine gute Pferchfläche für nicht Nacht haben.