Die Entertainerin Maren Kroymann ist am Freitag 75. Jahre alt geworden. Sie lacht gerne, weil sie viel Humor hat und ein heiterer Mensch ist. Seit Jahrzehnten ist sie erfolgreich, spielt in Kino- und Fernsehfilmen, macht Kabarett und tritt als Sängerin auf. Trotz ihres Erfolgs ist sie bodenständig geblieben.
Mit vier Brüdern groß geworden
Maren Kroymann wurde am 19.07.1949 im niedersächsischen Walsrode geboren und kam mit ihrer Familie bald danach nach Tübingen. Der Vater Philologie-Professor, die Mutter Hausfrau mit Doktortitel und dann die vier großen Brüder. Sie habe sich als Nachzügler-Mädchen sehr willkommen und beschützt gefühlt, erzählte sie einmal in einem SWR-Interview. Aber genau davon musste sie sich auch "befreien" und selbstbewusster werden. Dabei half ihr als Jugendliche eine Tanzausbildung am Württembergischen Staatstheater Stuttgart und nach dem Abi ein Aufenthalt in den USA - in einem reinen Frauencollege.
Im Studium in Tübingen erstmals Theater gespielt
Zurück in Tübingen. Ab 1967 studierte Kroymann Anglistik, Romanistik und Amerikanistik. Im Zimmertheater spielte sie kleine Rollen. Bevor sie ihr Staatsexamen machte, war sie noch eine Zeit lang in Paris.
Im SWR wurde sie mal gefragt, wie stark die 68er Bewegung sie beeinflusst hat:
Ihr Leben auf der Bühne kam ab den frühen 80er-Jahren so richtig in Fahrt. Damals war sie schon nach Berlin gezogen. Ihr erstes Bühnenprogramm mit viel Musik hieß "Auf Du und Du mit dem Stöckelschuh" und machte Maren Kroymann bekannt. Fernsehangebote folgten; 1985 spielte sie im "Scheibenwischer" des Top-Kabarettisten Dieter Hildebrandt. Ja, und dann kam "Oh Gott, Herr Pfarrer", eine erfolgreiche ARD-Serie. Sie spielte eine starke Pfarrersfrau und ihr schönes Schwäbisch war zu hören, genauso wie das ihres Schauspielkollegen Walter Schultheiß.
Satire in der ARD: Nachtschwester Kroymann
Später bekam sie als erste Frau in der ARD eine eigene Satiresendung: Nachtschwester Kroymann. Hier war sie scharfzüngig, treffsicher und witzig. Ihre Popularität und Vielseitigkeit brachten ihr Kinoangebote ein. Rollen hatte sie in Kinofilmen wie "Das Superweib" oder "Maria, ihm schmeckt´s nicht".
Für ihre Arbeit wurde sie immer wieder ausgezeichnet, und inzwischen hat sie zahlreiche Preise bekommen. Im April 2015 zum Beispiel einen Ehrenpreis bei der Verleihung des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg. Am Tag darauf war sie Gast in der SWR Landesschau:
Im "Stern" als lesbisch geoutet
Nach Hella von Sinnen war Maren Kroymann die zweite bekannte Entertainerin, die sich als lesbisch outete. Das war 1993. Homosexuelle Männer hatten sich da schon mehr an die Öffentlichkeit gewagt und Gleichberechtigung gefordert, weil sie diskriminiert wurden. Homosexuelle Frauen, erzählte Kroymann mal in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Stern", führten dagegen eher ein Schattendasein, blieben privat und wurden als gesellschaftliche Gruppe gar nicht wahrgenommen.
Kroymann kämpft gegen Sexismus
Offen lesbisch und eine "tapfere Feministin" sein - das erforderte Mut und Duchhaltevermögen. Immer wieder bezog sie laut und deutlich Stellung gegen jede Form von Sexismus. Als sie etwa im Oktober 2021 bei der Verleihung des Deutschen Comedy-Preises einen Ehrenpreis für ihr Lebenswerk bekam, überraschte sie ihr Publikum: Statt einer Dankesrede hielt sie eine achtminütige freie Ansprache, in der sie über Sexismus in der Fernsehbranche und über ihre eigenen Erfahrungen mit Diskriminierung sprach.
Dieser durchaus anklagende Auftritt brachte ihr prompt die nächste Auszeichnung ein: Das Seminar für Rhetorik an der Uni Tübingen bescheinigte ihr später, die "Rede des Jahres" gehalten zu haben.
Im Bundestag: Gedenken an queere Opfer in der NS-Zeit
Ihr Einsatz für queere Menschen führte im Januar 2023 dazu, dass sie im Deutschen Bundestag am Rednerpult stand. Es ging bei der Gedenkstunde erstmals um queere Menschen, die im Nationalsozialismus wegen ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität verfolgt wurden. Kroymann las aus der Biografie der lesbischen Jüdin Mary Pünjer.
Im April 2024 erhielt Maren Kroymann das Bundesverdienstkreuz, Deutschlands höchste Auszeichnung. Obwohl sie jetzt 75 ist und schon mehrere Preise für ihr Lebenswerk erhalten hat, zieht sich die vielseitige Künstlerin nicht ins Private zurück. In ihrem Terminkalender stehen Auftritte bis März 2025. Fit hält sie sich unter anderem mit Schwimmen. Das Kraulen hat sie erst vor ein paar Jahren gelernt.