Der Kreistag Rottweil hat am Montag die Reaktivierung der Eisenbahnstrecke Balingen-Rottweil mit Beteiligung des Landkreises Rottweil mit großer Mehrheit (33:10 Stimmen) abgelehnt. Der Rottweiler Kreistag vertritt damit eine andere Meinung als der Kreistag im Zollernalbkreis, der sich für die Reaktivierung der Strecke aussprach. Mit dem Rottweiler Votum scheint die Reaktivierung vom Tisch zu sein.
Zollernalbkreis-Landrat Pauli enttäuscht
Der Landrat des Zollernalbkreises, Günther-Martin Pauli (CDU), zeigte sich in einer ersten Pressemitteilung enttäuscht: "Mit großem Unverständnis nehmen wir die aus unserer Sicht historisch falsche Entscheidung des Rottweiler Kreistags auf. Wir hätten uns vom Nachbargremium mehr Mut und Weitsicht gewünscht. Uns selbst müssen wir fragen, ob wir die vielen gemeinsamen Vorteile, die die Reaktivierung mit sich bringt, deutlicher hätten hervorheben müssen."
Pauli bezeichnete den vergleichsweise kleinen Lückenschluss der Bahnstrecke als "clevere Alternative zur Gäubahn" und "intelligentes Puzzlestück für die Mobilität der Zukunft". Zwar hätte die Reaktivierung der Bahnlinie Balingen-Rottweil als Jahrhundertprojekt einen langen Atem der Beteiligten gefordert. Aber, so Landrat Pauli: "Wir haben diese Geduld, weil wir von den Chancen dieses Vorhabens uneingeschränkt überzeugt sind."
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Seit Monaten fahren auf der Gäubahn wegen Bauarbeiten keine Züge mehr. Stattdessen gibt es Ersatzbusse. Dabei wären Teile der Bahnstrecke längst wieder bereit für den Zugverkehr.
Machbarkeitsstudie befürwortete das Projekt
Im Juni hatte eine Beratungsfirma der Deutschen Bahn im Auftrag des Zollernalbkreises eine Machbarkeitsstudie zu dem stillgelegten Streckenabschnitt vorgelegt. Diese kam zu dem Ergebnis, dass sich eine Wiederbelebung der Strecke lohnen könnte. Der Zollernalbkreis hätte etwa einen direkten Gäubahn-Anschluss bekommen, in die Kreise Tuttlingen und Schwarzwald-Baar bis in die Schweiz. Rottweil hätte von einer zusätzlichen Verbindung Richtung Stuttgart profitiert. Die Kosten der Reaktivierung wurden auf mindestens 300 Millionen Euro geschätzt.
Von der Bahnstrecke Balingen-Rottweil existiert nur noch ein kurzes Stück - von Balingen bis Schömberg. Der Hauptteil wurde 1972 stillgelegt. Bis dahin schlängelte sich der Zug durch Orte wie Schömberg-Schörzingen (Zollernalbkreis) und Wellendingen (Kreis Rottweil) bis nach Rottweil.