Großes Interesse an Mediendozentur

Dunja Hayali in Tübingen: "Mit Empörung kommt man nicht weiter"

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Autor/in
Sarah Beschorner
Sarah Beschorner

Die Journalistin Dunja Hayali hat vor 900 Gästen bei der Mediendozentur in der Uni Tübingen einen Vortrag gehalten. Anschließend beantwortete sie Fragen aus dem Publikum.

Die Journalistin Dunja Hayali hat am Dienstag bei der Tübinger Mediendozentur im Festsaal der Universität über Debattenkultur einen Vortrag gehalten. 900 Gäste waren im Saal. Das Interesse an der Veranstaltung war groß. Der Eintritt war frei und so bildete sich vor der Uni Tübingen eine lange Schlange. Eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn waren dann alle Karten weg. Hayali kam nicht festlich gekleidet sondern im sportlichen "Wohlfühl-Look", in Sneakern, Jogginghosen und mit Käppi. "So ziehe ich mich am liebsten an", sagte Hayali, die erst Anfang des Monats 50 geworden ist.

In Hayalis Vortrag ging es unter anderem um die Kunst des Streitens. Das Streiten hat sie von ihrem Vater gelernt. Etliche Meinungsverschiedenheiten habe sie mit ihm zu klären gehabt. Die Eltern stammen aus dem Irak, aus Mossul und haben in Österreich studiert. Hayali ist im Ruhrgebiet geboren, bei Dortmund. Sie ist selber rassistischen und sexistischen Anfeindungen ausgesetzt. Seit Jahren erhält die 50-Jährige Morddrohungen und wird in den sozialen Medien attackiert.

Hayali geht es um den Dialog

Trotzdem weicht sie der Debatte und dem Streit nicht aus. Hayalis Rede stand unter dem Titel: "Wenn der Dialog endet, können wir alle einpacken". Sie spricht mit AfD-Anhängern, interviewt Neo-Nazis und Corona-Leugner. Ihr geht es um den Dialog in der Breite der Gesellschaft. Es gelte, so Hayali, "die Meinungen anderer auszuhalten, ohne sie pauschal und vorschnell abzuwerten." Man solle erst einmal verstehen, zuhören und sich ein Urteil bilden. Jeder dürfe eine Meinung haben. Wichtig sei, dass man eine Haltung habe. Mit Empörung käme man aber nicht weiter, so Hayali und spricht damit die Reaktionen auf das gute Abschneiden der AfD bei den letzten Kommunalwahlen und der Europawahl an.

Offen kommunizieren. Die andere Seite verstehen wollen, zuhören und gleichzeitig menschenfeindlichen Ideologien die Kante zeigen.

Dunja Hayali in Tübingen bei der Mediendozentur
Rund 900 Gäste waren im Festsaal der Universität Tübingen bei der 19. Mediendozentur

Universität Tübingen: "Hayali trifft offenkundig einen Nerv"

"Dunja Hayalis Eintreten für den Dialog, der Einsatz für eine andere Debattenkultur, das Bemühen um den kommunikativen Brückenbau in den Zeiten von Hass und Hetze trifft ganz offenkundig einen Nerv", so der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen und der SWR-Studioleiter Marcel Wagner, die gemeinsam durch die Veranstaltung führten.

Wer ist Dunja Hayali?

Dunja Hayali ist eine der bekanntesten Journalistinnen Deutschlands. Die 50-Jährige studierte an der Deutschen Sporthochschule Köln und arbeitete schon als Moderatorin für unterschiedliche Formate und Sender. Seit 2010 ist sie Hauptmoderatorin des "ZDF-Morgenmagazins" und sie moderiert das "heute journal"Für ihre journalistische Arbeit und den Einsatz für eine andere Debattenkultur erhielt Dunja Hayali zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem die Goldene Kamera in der Kategorie "Beste Information", das Bundesverdienstkreuz und den Walter-Lübcke-Demokratiepreis.

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