Schafe halten die Wacholderheiden auf der Schwäbischen Alb frei, pflegen die Kulturlandschaft. Ihre Wolle ist aber kaum gefragt - nur wenige Unternehmen haben sich bewusst entschieden, auf Mode aus Albwolle zu setzen. Viele Schäfer bleiben auf dem Naturprodukt sitzen oder geben es kostenlos ab. Auf Deponien wäre es eine Art Sondermüll, ein "tierisches Nebenprodukt".
Altes Wissen neu umgesetzt
Allerdings wussten schon die Vorfahren der heutigen Schäferinnen und Schäfer, dass Wolle ein guter Dünger ist: Sie enthält viel Stickstoff, Kalium und andere Nährstoffe. Und sie kann - ein entscheidender Vorteil in trockenen Sommern - viel Wasser speichern.
Naturprodukt ohne Zusatzstoffe
Alexander Bosch presst in Römerstein-Böhringen Schafwolle zu Pellets. Die Wolle bekommt er von Schäfereibetrieben ringsum. Aus hygienischen Gründen wird sie erhitzt, dann kleingeschreddert, dann zu Pellets gepresst. Die halten allein durch das Wollfett zusammen, ganz ohne Zusatzstoffe, betont Bosch.
Pellets als Langzeitdünger
Im Gegensatz zu reiner Schafwolle, die man auch im Garten oder auf dem Acker vergraben kann, bleibe von Pellets beim Umgraben im Herbst nichts an der Hacke hängen, so Bosch. Außerdem verrotten Pellets schneller. Dennoch gelten sie als Langzeitdünger. Eine Handvoll genüge, um einen Quadratmeter Erde für ein halbes Jahr zu düngen.
Wolle wäre ausreichend da
Pellet-Hersteller Bosch könnte noch viel mehr produzieren, sagt er, unverkäufliche Wolle gäbe es genug. Aber bislang sei die Nachfrage noch zu gering. Der Verein Biosphärengebiet Schwäbische Alb will deshalb Gemeinden für Experimente mit dem Dünger gewinnen.
In Münsingen hat die Stadtgärtnerei die Pellets schon in Rosenbeeten eingesetzt, für bunte Blühstreifen an der Landstraße, für Stauden und Gehölze. Mit guten Erfolgen, sagt Stadtgärtner Bertram Buchta. Anna-Naemi Krauß vom Biosphärengebiet will weitere Beteiligte ins Boot holen.
Regionale Wertschöpfung
Zwar mag es anderswo günstigere Dünger-Pellets geben, so Krauß. Aber es sei doch gut und nachhaltig, wenn die Gemeinden rund um das Biosphärengebiet ein regionales Bioprodukt aus dem Biosphärengebiet einsetzten. Damit ermöglichten sie auch den Schäfereien ein kleines zusätzliches Einkommen.
Auch für den heimischen Garten
Außerdem würden durch die Versuchsflächen auch Passanten auf den Schafwoll-Dünger aufmerksam. Und der lasse sich natürlich auch in privaten Gärten einsetzen.