Von 2.000 Jahre altem Schmutz und Ruß befreit

Ägyptologen aus Tübingen: Tempeldecke in Esna restauriert

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Autor/in
Thomas Scholz
Thomas Scholz
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Stefanie Assenheimer
Stefanie Assenheimer

Gottheiten, mythische Figuren und Sternenbilder erstrahlen in neuem Glanz. Jahrelang haben Experten die Decke des Tempels in Esna restauriert. Tübinger Ägyptologen waren dabei.

Fünf Jahre haben 30 Restauratoren und Restauratorinnen die Decke des antiken Tempels im ägyptischen Esna von Ruß und Schmutz befreit. Mitgearbeitet haben auch Altertumsforscher der Uni Tübingen.

Die prächtigen Deckenreliefs leuchten nun in den ursprünglichen Farben, teilte die Uni Tübingen mit. Mehrere hundert Figuren, Abbilder von Sonne, Mond und Sternen erstrahlen in neuem Glanz: Drei ägyptische Götter und Göttinnen stehen in goldgelben Gewändern auf schwimmenden Boote. Ein Löwe mit Flügeln und Widderkopf erstrahlt in sattem Bronzeton. Figuren des Pharaos Ptah zeigen sich wieder in roten Kleidern mit Goldhaube.

Ruß und Dreck haben Gemälde konserviert

2.000 Jahre lang waren die Deckengemälde von einer Dreck- und Rußschicht verdeckt, die aber dafür sorgte, dass die Gemälde konserviert wurden. Seit 2018 arbeiten das Institut für Alte Kulturen des Orients an der Universität Tübingen und das ägyptische Ministerium für Tourismus und Altertümer daran, die Malereien, Reliefs und Inschriften des Tempels freizulegen.

Ein ägyptisches Gemälde ist kaum zu erkennen, weil eine Decke von Schmutz darüber liegt. Nach der Restauration leuchten Orion, Sirius und Anukis in den Originalfarben. Über ihnen ist die Himmelsgöttin Nut, die die Abendsonne verschluckt.
Vorher: Staub und Ruß bedecken das Gemälde. Nachher: Orion, Sirius und Anukis (von links nach rechts) in leuchtenden Farben. Über ihnen ist die Himmelsgöttin Nut, die die Abendsonne verschluckt.

Ägyptologen entdecken Aufschriften

Die Altertumsforscher entdeckten laut Uni Tübingen bei ihrer Arbeit auch fast 200 Tintenaufschriften, die vorher zur Gänze unbekannt waren. Mit ihrer Hilfe hätten zahlreiche Darstellungen erstmals identifiziert werden können. Das sei ein wichtiges Etappenziel für die Restaurierung des Tempels von Esna, so Professor Christian Leitz vom Institut für alte Orient-Kulturen der Uni Tübingen.

Astronomie spielte große Rolle

"Die thematische Breite der Darstellungen unterstreicht die große Bedeutung, die der Astronomie im alten Ägypten zukam", sagte der Tübinger Ägyptologe Daniel von Recklinghausen. Die Decke sei in insgesamt sieben Abschnitte aufgeteilt, die unterschiedliche Themen behandeln. Dazu gehörten beispielsweise der tägliche Lauf der Sonne, die Mondphasen, die unterschiedlichen Nachtstunden oder auch der Neujahrstag. "Im zuletzt freigelegten Abschnitt spielt die Darstellung der Gottheiten Orion, Sothis und Anukis eine wichtige Rolle", so von Recklinghausen.

Ein alt ägyptisches Gemälde ist kaum zu erkennen, wegen Ruß und Schmutz. Nach der Restaurierung erkennt man das Motiv: Darstellung des Südwindes als Löwe mit vier Flügeln und einem Widderkopf
Eine Dreckschicht lässt nur vermuten, was auf dem Gemälde ist (links). Erst nach dem Restauratoren und Restauratorinnen am Werk waren, erkennt man das Motiv: der Südwind als Löwe mit vier Flügeln und einem Widderkopf.

Ägypten mit nun zwei astronomischen Tempeldecken

Mit der jetzt abgeschlossenen Restaurierung besitzt Ägypten nun zwei herausragend erhaltene astronomische Decken in Tempeln. Die eine befinden sich im Tempel von Dendara rund 60 Kilometer nördlich von Luxor, hier sind die dominanten Farben Weiß und Hellblau. Im Tempel von Esna ist nach Angaben der Uni Tübingen die Farbgebung völlig anders, die dominanten Farben sind hier vor allem Gelb und Rot.

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