Der langjährige Daimler-Manager Martin Daum hat im Kampf für mehr Klimaschutz einen jährlichen Aufschlag um 10 Cent auf den Benzinpreis ins Spiel gebracht. Damit sollen Menschen verstärkt zum Umstieg auf E-Autos bewegt werden. Im SWR-Videopodcast "Zur Sache intensiv" sagte der 64-jährige Vorstand von Daimler Truck: "Wenn wir heute rausgehen würden und sagen: Jeden 1. Januar werden 10 Cent zusätzlich auf den Liter Benzin draufgemacht, von jetzt bis zur Unendlichkeit, dann wird es die ersten drei oder vier Jahre noch in der normalen Schwankungsbreite des Benzinpreises drin liegen."
Den SWR-Videopodcast "Zur Sache - intensiv" gibt es auf YouTube:
Der gewünschte Effekt komme aber bald: "Und dann wird es irgendwann mal so gewaltig beißen, dass Sie nie mehr auf die Idee kämen, wenn Sie Vielfahrer sind, sich einen Benziner zu kaufen, sondern dann würden Sie sich sofort ein E-Auto kaufen."
Manager sieht Preisaufschlag als einfache Lösung im Kampf gegen CO2
Daum sagte, dieser Preisaufschlag auf den Liter Benzin sei eine einfache Lösung im Kampf gegen klimaschädliches Kohlendioxid, "an die aber keiner drangeht, weil es wahrscheinlich die Mehrheit der Bürger nicht akzeptieren kann". Wenn es der Politik helfe, könne der Preisaufschlag auch niedriger sein. "Ich brauche nicht die Revolution." Wenn zehn Cent zu viel seien, könnten es auch fünf Cent sein. "Dann dauert es die doppelte Zeit. Und dann wird es sich umstellen."
Der Verkehrssektor ist laut Statistischem Bundesamt für gut ein Fünftel der Treibhausgase in Deutschland verantwortlich, der CO2-Ausstoß war in diesem Sektor zuletzt sogar gestiegen. Doch die deutsche Autobranche steckt in der Krise, auch weil der Verkauf von vergleichsweise teuren E-Fahrzeugen stockt. Der Anteil der E-Autos lag Anfang des Jahres bei knapp drei Prozent.
Daimler-Manager Daum gegen staatlichen Bonus für E-Autos
Der Manager von Daimler Truck hält nichts von einem staatlichen Bonus, um den Verkauf von Elektroautos anzukurbeln. "Ich bin eher sogar ein Gegner von Förderung von E-Autos. Für mich hat die Förderung von neuen Technologien nur in der allerersten Phase einen Sinn, wo es um das Ausprobieren von Technologieideen geht, wo Sie auch als Verbraucher in ein Riesenrisiko reingehen würden, ob das Ding überhaupt funktioniert." Diese frühe Phase sei bei E-Autos aber längst vorbei. Die Bundesregierung solle lieber in Ladesäulen, Straßen und Energieerzeugung investieren. "Wobei ich immer ein großer Anhänger bin, eher in die Infrastruktur Geld reinzupumpen."
Deutsche Autoindustrie kämpft um Erleichterungen
Die deutsche Autoindustrie kämpft derzeit an unterschiedlichen Fronten, um Milliardenstrafen der EU wegen des zu hohen CO2-Ausstoßes zu vermeiden – auch das Aus für Verbrennerautos im Jahr 2035 stellt sie vermehrt infrage. Mercedes-Chef Ola Källenius hatte Änderungen bei EU-Vorgaben zum CO2-Ausstoß angemahnt. Volkswagen hätte dagegen gern eine Neuauflage der Elektroauto-Prämie durch die Ampel-Bundesregierung. Die Kanzlerpartei SPD hatte sich schon für eine erneute Kaufprämie für E-Autos ausgesprochen. Auch der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck hält solche Kaufanreize für richtig.
Unterstützung für Autobranche Grünen-Bundespolitikerin stellt Rückkehr der E-Auto-Förderung in Aussicht
Kommt der Umweltbonus nach dem überraschenden Aus im vergangenen Dezember wieder? Angeblich plant die Ampel eine Wiederauflage.
"Wanderprediger" Daum stand jahrelang an der Spitze von Daimler Truck
Daum war zuletzt Chef des weltweit größten Nutzfahrzeugherstellers Daimler Truck mit über 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem Umsatz von 55 Milliarden Euro im Jahr. Ende September hat er seinen Posten an die Daimler-Managerin Karin Radström abgegeben und scheidet Ende des Jahres aus dem Vorstand aus. Daum ist seit 37 Jahren beim Stuttgarter Autokonzern. Vor sieben Jahen zog er in den Konzernvorstand ein und betreute die Lastwagensparte. Ende 2021 ging Daimler Truck als eigenständiges Unternehmen an die Börse, Daum wurde Vorstandschef. Er gilt als gläubiger Christ und wird deswegen konzernintern auch "Wanderprediger" genannt.
Manager rät von Wahl der AfD dringend ab
Daum rät als Vorstand eines weltweit agierenden Konzerns von einer Wahl der rechtspopulistischen AfD dringend ab. "Wir leben vom Austausch der Ideen, vom Austausch der Waren. Wir leben von der Anerkennung von allen. Und da baut mir die AfD zu viele Mauern auf." Wer die AfD wähle, "sägt den Ast ab, auf dem er sitzt". Zudem sei die AfD eine "reine Protestpartei, die gegen Sachen ist, ohne eigene Lösungen zu bringen. Ich kann nicht die Grenzen zumachen", so Daum. Auf die Frage, ob er seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ähnlich wie der Schrauben-Unternehmer Reinhold Würth empfehlen würde, nicht die AfD zu wählen, sagte Daum, er würde es nicht in seiner Eigenschaft als Vorstand empfehlen. "Aber ich würde es als Martin Daum empfehlen und begründen, warum ich es machen würde. Ja, ich würde eine solche Partei nicht wählen."