Gerade vier Wochen ist es her, dass Tina Karakülah 25 Mal von Wespen gestochen worden ist. Aus einem Nest im Garten ihrer Hundepension in Ehrenkirchen - bereits das dritte in diesem Jahr - attackierten sie die Tiere. Die Wespen hatten sich unbemerkt in einem alten Ofen eingenistet. Eigentlich habe sie keine Probleme mit den Tieren, meint Karakülah. "Aber drei Nester in Folge? Jetzt nervt es dann doch", gibt sie zu.
Laut Experten gibt es diesen Sommer nicht mehr Wespen als in den Sommern davor. Und doch: Ständig schwirren sie über die Süßwaren in Bäckereien, vergraulen Gäste in Restaurants oder bauen ein Nest nach dem anderen in den Garten von Tina Karakülah. Sie sind kaum loszuwerden - vor allem nicht im August, dem Monat mit den meisten Wespen.
Die meisten Wespen gibt es im August
Volker Mauss ist Diplom-Biologe am Zentrum für Wespenkunde bei Schwäbisch Hall und kennt sich mit den aggressiven Tierchen bestens aus. Am 10. August sei der Hochpunkt erreicht gewesen, da habe es die meisten Arbeiterwespen gegeben, erklärt er. Die Lebensdauer solcher Arbeiterinnen beträgt gerade mal zwischen 12 Tagen und vier Wochen. Im August vermehren sie sich noch eifrig. Ab September jedoch schlüpfen die Königinnen, und die Zahl der Arbeiterwespen nimmt langsam ab.
Wespennest entdeckt - was ist zu beachten?
Die gute Info: Wespen im heimischen Garten bewohnen ein Nest nur ein einziges Mal, im nächsten Jahr ziehen sie weiter. Wie bei Tina Karakülah kann das jedoch auch in der Nähe des alten Nestes sein. Entdeckt man ein Nest, dürfe das nur mit vernünftigem Grund, etwa bei einem Nest im Rolladenkasten, entfernt werden, warnt Volker Mauss. Denn: Wespen unterliegen dem Tierschutzgesetz.
Die meisten Wespenarten (vor allem die "Vespula") verteidigen ihre Nester aggressiv. Einfache Erschütterungen, Rauch oder eine dunkle Silhouette über dem Nest reichen aus, um die Tiere in Alarmbereitschaft zu versetzen. Sie greifen besonders dann an, wenn man sich bewegt und um sich schlägt. Volker Mauss begründet das damit, dass hierdurch weitere Wespen alarmiert würden. Dennoch: dass man so oft gestochen wird wie Tina Karakülah, ist selten - und zum Glück nicht lebensgefährlich.
An Stichen zu sterben - so wahrscheinlich wie ein Blitzeinschlag
Todesfälle durch Wespenstiche? Das sei so wahrscheinlich, wie vom Blitz getroffen zu werden, sagt Mauss. Bei Allergien sei das natürlich etwas anderes. Darum ging es für Karakülah im Garten ihrer Hundepension vergleichsweise glimpflich aus. Laut Volker Mauss braucht es etwa 1.000 Stiche, damit diese zur tödlichen Gefahr werden. Schmerzhaft sind die Stiche trotzdem.
Karakülah wisse eigentlich, wie man sich bei Wespen verhalten müsse. "Aber in dem Moment waren es einfach so viele. Und ich hatte noch die Handschuhe an für die Gartenarbeit. Eine Wespe hing auch fest. Es hat geblutet. Also ich musste die auch wirklich abstreifen", so Karakülah.
Wie umgehen mit Wespen?
Der Experte betont, man solle Wespen nicht durch hektisches Schlagen verscheuchen. Hierdurch würden sie angriffslustig. Auch um die Tiere nicht anzulocken hat Volker Mauss nützliche Tipps: Speisen und Getränke seien im Freien mit Vorsicht zu genießen und vor allem: abzudecken. Wichtig sei das gerade bei Fleisch und Süßigkeiten. Kindern solle man nach dem Essen den Mund abwischen. Hausmittelchen wie etwa Kaffeepulver, Basilikum, Tomatenpflanzen oder auch Insektenspiralen seien keine nützlichen Mittel, meint Mauss.
Gastronom vertreibt Wespen mit Wind
Doch auch Wind könne Wespen verscheuchen, erklärt der Experte. Das weiß auch Simon Berg, Geschäftsführer des Greiffenegg-Schlössles in Freiburg. Darum setzt er auf Tischventilatoren, die die ungebetenen Gäste im Außenbereich vertreiben sollen.
Denn: Wespen im Hochsommer sind schlecht fürs Geschäft. "Es ist sogar so, dass sich die Gäste so gestört fühlen, dass sie aufstehen und sagen, sie können hier nicht mehr bleiben", so Berg. Für die Restaurantbesucherin Denise Ruh ist das nachvollziehbar - sie gehöre zum "Team Panik". "Ich springe dann auch gerne mal auf und laufe ein paar Schritte", sagt sie.
Für den Gastronom werde das Problem mit den Wespen von Jahr zu Jahr größer, sagt er. Und: Dieses Jahr sei für ihn das schlimmste gewesen. Ab September werden Tina Karakülah, Simon Berg und Denise Ruh wieder aufatmen können: Dann endet er langsam, der Wespensommer.