Die Tafelläden in Südbaden und im Elsass stecken im Dilemma: Sie bekommen immer weniger Zuwendungen und Spenden. Gleichzeitig steigt die Zahl der Menschen, die auf günstige Lebensmittel aus den Tafelläden angewiesen sind.
Zu wenig Spenden: Freiburger Tafel musste Aufnahmestopp verhängen
Die Schlangen vor der Freiburger Tafel werden immer länger. Rund 4.000 Menschen versorgen sich hier regelmäßig mit Lebensmitteln. Die Zuwendungen schwinden allerdings, weil immer mehr Supermärkte verstärkt ablaufende Ware selbst reduziert verkaufen. Zuletzt gab es über Monate sogar einen Aufnahmestopp, denn das Warenangebot für die Tafel ist deutlich knapper geworden. Hinzukommt, dass die verstärkten Bemühungen gegen die Verschwendung von Lebensmitteln Tafelläden wie in Freiburg besonders stark treffen. Durch Aktionen wie "too good to go" oder "30-50 Prozent-Rabatt-Ecken" fällt weniger vom Supermarkt ab. Backwaren vom Vortag gibt es nur noch in geringen Mengen.
Freiburger Tafel kauft erstmalig Lebensmittel zu
In Freiburg sind es vor allem viele Ukrainerinnen und Ukrainer, die inzwischen von der Tafel leben. Dank guter Spendensituation und Lebensmittelpaten könnten fehlende Lebensmittel zugekauft werden, erklärt Hatto Müller von der Freiburger Tafel. Dennoch sei die Lage weiterhin sehr angespannt. Immerhin gebe es keinen Mangel an ehrenamtlichen Helfern. Rund 200 Menschen engagieren sich bei der Tafel, nicht nur Rentner, sondern auch viele junge Menschen, darunter viele Studierende.
Straßburger Tafel reduziert Essenspakete
Lange Schlangen bilden sich auch vor den Tafeln im Elsass, die "Restaurants des Herzens" genannt werden. Die Lage wird seit Wochen immer schwieriger. Viele Regale bleiben leer. Statt frisches Obst und Gemüse gibt es zum Beispiel in Straßburg zeitweise nur Dosen mit Erbsen und Mais. "Ich bekomme nicht mehr alles, um meinen Kindern Essen zu kochen", erzählt Tafel-Kundin Yolande Montsoungou. Immer mehr Bedürftige müssen mit immer weniger Lebensmitteln und sinkenden Spendengeldern versorgt werden. Die Straßburger Tafel zieht daher die Notbremse: Statt sechs Mahlzeiten bekommt jede Person pro Woche nur noch vier. "Wir reduzieren die Essenspakete, um so vielen Menschen wie möglich zu helfen", erklärt Patrick Gruber vom elsässischen Verband der "Restaurants der Herzen". Man mache das, um die Tafeln nicht ganz schließen zu müssen.
Weitere Themen der Sendung Dreiland Aktuell vom 11.11.2023
In der Sendung Dreiland Aktuell ging es am Samstag außerdem um das vierte Gerichtsurteil innerhalb von zwei Jahren zur Giftmülldeponie Stocamine im benachbarten Elsass. Erneut hat es eine Versiegelung der Mine gestoppt, wie der französische Staat sie anstrebt. Umweltschützer, unter anderem die Naturschutzorganisation Alsace Nature, wollen, dass der Giftmüll aus der Deponie herausgeholt und nicht einbetoniert wird.
Außerdem ging es in Dreiland Aktuell um den gesperrten Gotthard Basistunnel nach dem schweren Unfall eines Güterzugs dort am 10. August. Nun dauern die Reparaturarbeiten im gesperrten Gotthard Eisenbahntunnel deutlich länger als geplant. Und das könnte zu massiven Engpässen im europäischen Güterverkehr führen.
Und dann gab's in Dreiland Aktuell noch Körperbilder aus rund eineinhalb Jahrhunderten. Die Ausstellung "Talking Bodies – Körperbilder im Plakat" im Museum für Gestaltung Zürich fordert unsere Denkmuster heraus. Sie offenbart Kontinuitäten und Brüche in der Darstellung des menschlichen Körpers und lädt zum Nachdenken über die Macht von Bildern ein.