In der Schweiz hat die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) am Dienstag einen Genehmigungsantrag für den Bau eines Atommüllendlagers am Standort Nördlich Lägern im Kanton Zürich und Aargau eingereicht. Nach jahrzehntelanger Suche soll das Lager ab dem Jahr 2045 - nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt - gebaut werden. Spätestens in sieben Jahren soll es eine Entscheidung über den Standort geben.
Sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland regt sich Widerstand gegen das Endlager. Am Dienstagnachmittag demonstrierten mehrere Dutzend im Schweizerischen Bülach gegen die Pläne.
Deponie für hochradioaktive Abfälle
Die radioaktiven Abfälle sollen ab 2050 am Standort Nördlich Lägern - Gemeinde Stadel (Kanton Zürich) in Sichtweite zum Landkreis Waldshut tief unter der Erde in Stollen eingelagert werden. Erst sollen schwach- und mittelaktive Abfälle deponiert werden, zehn Jahre später sollen dann auch hochradioaktive Abfälle hinzukommen.
Bester Standort für sicheres Endlager nahe der Grenze
Laut der Nagra habe man mit Stadel/Nördlich Lägern den besten Standort für ein sicheres Endlager gefunden. "Wir zeigen, dass wir ein solches Tiefenlager sicher bauen und betreiben können und wir weisen nach, dass das Lager mit dem Umweltschutz vereinbar ist", sagt Nagra-Chef Matthias Braun. Mit dem Rahmenbewilligungsgesuch lege die Nagra die Fakten auf den Tisch, eine Lösung des Problems sei in Griffweite, heißt es weiter. Bei einer Pressekonferenz in Bern wurde am Dienstag über das Genehmigungsverfahren informiert.
Sorgen in Deutschland und der Schweiz
Laut einer Umfrage sind 68 Prozent der Schweizer inzwischen mit dem Standort einverstanden. Es gibt aber auch Widerstand gegen das geplante Endlager - auf beiden Seiten der Grenze. Aus Sicht des schweizerischen Komitees "Atomares Endlager vors Volk" ist die Deponie eine Gefahr für die nachkommenden Generationen. Die Gruppe fordert, dass nach dem Bundesrat auch die Schweizer Bevölkerung per Volksabstimmung über das Projekt entscheiden kann.
Proteste gegen den gewählten Standort
Das Komitee hält das Tiefenlager für nicht sicher. "Das Material, das da vergraben werden soll, beginnt nach 10.000 Jahren ungefähr aus dem Lager an die Oberfläche zu diffundieren", meint Harald Jenny. Ebenfalls am Dienstag war eine Protestkundgebung gegen den Bau des Endlagers in Bülach (Kanton Zürich) geplant, bei der unter anderem auch Politkerinnen und Politiker aus der Schweiz und Deutschland teilnahmen.
Das Landratsamt Waldshut, das mit der knapp drei Kilometer Luftlinie entfernten Gemeinde Hohentengen am Hochrhein direkt von der Standortwahl betroffen ist, teilt mit, dass man in zahlreichen Arbeitsgruppen daran arbeite, dass die Interessen der Region Waldshut auch in der Schweiz ernst genommen werden.
"Wir machen uns stark für die Positionen unserer Bürgerinnen und Bürger“, sagt Landrat Dr. Martin Kistler. Umweltministerin Thekla Walker (Bündnis 90/Die Grünen) sagte, man werde sich aktiv einbringen und eng mit den Behörden in der Schweiz abstimmen. Für die deutsche Bundesregierung stehe der Schutz der Bevölkerung und der Umwelt an erster Stelle.
Volksabstimmung möglich
Mit dem Rahmenbewilligungsgesuch ist nun ein weiterer Schritt in Richtung Bau des Atommüllendlagers gemacht. Das Parlament, der Schweizer Bundesrat, muss den Antrag der Nagra genehmigen - je nach Ausgang der Debatte hat die Bevölkerung das letzte Wort. Wenn es so weit kommt, wäre die Abstimmung über das Endlager für radioaktiven Abfall im Jahr 2031.