Eine Anfrage des SWR zeigt, dass es immer noch Probleme mit kaputten Elektrotriebwagen der Breisgau-S-Bahn gibt. So fuhren im August und September durchschnittlich nur zwei Drittel der insgesamt 26 Elektro-Fahrzeuge auf der Strecke. Inzwischen gibt es laut Deutscher Bahn genügend Ersatzteile für die Fahrzeugflotte der Breisgau-S-Bahn. Jedoch scheint die Werkstatt nicht hinterher zu kommen.
Breisgau-S-Bahn: Verbesserungen greifen langsam
Die Ost-West-Achse der Breisgau-S-Bahn erstreckt sich vom Kaiserstuhl über den Hochschwarzwald bis nach Villingen-Schwenningen - und sie bereitet seit ihrer Elektrifizierung im Jahr 2019 Probleme. Im Jahr 2023 hat es so viele Ausfälle gegeben, dass sich sogar das Land Baden-Württemberg eingeschaltet hat. Zusammen mit der Deutschen Bahn (DB) formulierte das Land daraufhin im April einen Drei-Punkte-Plan, der Abhilfe schaffen sollte. Seitdem laufe alles etwas besser, sagt Fahrgastbeirat Karl Hör. Die Züge würden immer öfter statt nur mit einem, jetzt mit zwei Triebwagen fahren - das sei eine eindeutige Verbesserung im Vergleich zur angespannten Situation im Frühjahr.
Die erste Maßnahme des Drei-Punkte-Plans wurde umgehend erfüllt: So waren bis einschließlich August zwei Ersatzfahrzeuge zwischen Freiburg und Villingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) sowie Titisee und Seebrugg (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) im Einsatz. Ausgeliehen wurden die Züge aus den Regionen Karlsruhe und Ulm. Das Elektro-Fahrzeug aus Ulm ist laut Deutscher Bahn immer noch auf der Dreiseenbahn unterwegs.
Eigentlich sollten alle kaputten Fahrzeuge repariert sein
Aber warum hat die DB Regio die Mietfahrzeuge bis auf eines wieder zurückgegeben, obwohl ein Drittel der eigenen Elektrofahrzeuge kaputt ist? So fahren laut DB seit August durchschnittlich 17 Elektro-Fahrzeuge der Baureihe 1440 auf der Strecke - das sind genauso viele - oder wenige - wie im Dezember 2023. Denn: Eigentlich sollten bis zum Sommer alle nicht mehr einsatzbereiten Fahrzeuge repariert sein und wie gewohnt fahren. Das hatte die DB Regio noch im April angekündigt.
Insgesamt sind für die Strecke 26 Alstom-Elektrotriebwagen vorgesehen. Die Elektro-Fahrzeuge halten aber seit Jahren nicht das, was sie versprechen. Das Hauptproblem: Ihre Radsätze verschleißen schneller als gedacht. Das zeigen auch aktuelle Zahlen aus der Werkstatt der DB Regio in Freiburg. Allein in diesem Jahr wurden 92 Radsätze an zwölf Fahrzeugen repariert, teilte die DB mit. Bei der Baureihe 1440 gab es von Januar bis September 590 Reparaturen in der Werkstatt. Inzwischen sind offenbar genügend Ersatzteile vorhanden. Doch die Elektro-Fahrzeuge scheinen schneller kaputt zu gehen, als sie repariert werden können. Woran liegt das?
Werkstatthalle in Freiburg nicht groß genug für Anforderungen
Die Radsätze der Elektro-Fahrzeuge können nur mithilfe einer Hebebühne ausgewechselt werden. In der neuen Werkstatthalle in Freiburg gibt es aber nur eine Hebebühne - das bestätigt die Bahn. Aus diesem Grund können die Radsätze nicht zeitgleich an mehreren Fahrzeugen ausgetauscht werden. Hinzukomme, dass bestimmte Arbeiten nur an einem speziellen Stand durchgeführt werden können, teilt die Bahn mit. "Materialverfügbarkeit und Infrastrukturbelegung" ließen derzeit einen Radsatztausch alle drei Wochen zu, erklärt das Unternehmen. Hochgerechnet wären das jährlich rund 17 Elektro-Fahrzeuge, an denen die Radsätze ausgetauscht werden könnten.
Die neue Werkstatthalle sei für die Umstellung auf Elektrotriebwagen grundlegend umgebaut worden. So gibt es vier Stellplätze für Elektrotriebwagen. Der Umbau war notwendig, weil in der Werkstatt in Freiburg ursprünglich nur Loks und Wagen repariert worden waren. Diese sind um einiges kürzer als die Elektro-Fahrzeuge der Baureihe 1440, die mindestens 55 Meter lang sind.
Die Werkstattkapazität reiche für das Regelgeschäft aus, teilt die DB mit. Es sei eingeplant, dass die Radsätze der Baureihe 1440 erst nach einer Million Kilometern ausgetauscht werden müssen. Jedoch sei der Verschleiß der Radsätze auf der Breisgau-S-Bahn viel höher als erwartet. In der Regel müssten die Radsätze schon nach rund der Hälfte ausgetauscht werden, also bereits nach 550.000 bis 600.000 Kilometern.