Fahrgastbeirat bleibt skeptisch

Sorgenkind Breisgau-S-Bahn - sind alte Dieseltriebwagen die Rettung?

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Autor/in
Paula Zeiler
Frau mit Brille und mittellangen Haaren trägt eine Bluse.

Zugausfälle, fehlende Ersatzteile, kein Personal: Die Breisgau-S-Bahn bremst sich immer wieder selbst aus. Ein neuer Drei-Punkte-Plan soll helfen. Von dem ist ein Fahrgastbeirat aber nicht überzeugt.

Vom Vorzeigeprojekt zur Dauerbaustelle: Die Breisgau-S-Bahn wurde 2019 aufwändig erneuert und elektrifiziert. Viele Hoffnungen und Millionen sind ins Projekt geflossen. Fünf Jahre später ist klar: Es läuft nicht. Mit den neuen Elektro-Fahrzeugen gibt es immer wieder Probleme, sie fallen aus und Ersatzteile fehlen. Nun sollen sogar die alten Dieseltriebwagen wieder fahren. Es besteht dringender Handlungsbedarf, dem die Deutsche Bahn und das Land nachkommen wollen. Ein Drei-Punkte-Plan soll Abhilfe schaffen. Dieser beinhaltet unter anderem die Bereitstellung von Ersatzfahrzeugen und den Einsatz einer komplett neuen Fahrzeugflotte. Und wären dann alle Probleme gelöst? Fahrgastbeirat Klaus Hör ist skeptisch.

Viele Beschwerden über Breisgau-S-Bahn

"Wir haben eine ganz schlimme Situation hinter uns", sagt Klaus Hör. Im Sommer 2023 hätten ihn und die anderen Fahrgastbeiräte im Regio-Verkehrsverbund-Freiburg viele Anrufe und E-Mails von Pendlerinnen und Pendlern erreicht. Denn die gelben Fahrzeuge fielen regelmäßig aus oder waren überfüllt. Seitdem habe sich die Situation etwas entspannt, aber man befinde sich immer noch in einem Schlamassel, sagt Hör.

Wir müssen erstmal aus dem aktuellen Schlamassel rauskommen.

SWR Aktuell berichtete im Sommer 2023 über die Probleme im Höllental:

Wegen Zugausfällen: Breisgau-S-Bahn unter ihrem Soll

Die offiziellen Zahlen bestätigen den bereits bestehenden Eindruck: Im August 2023 wurden auf der Ost-West-Achse der Breisgau-S-Bahn weniger als die Hälfte der vereinbarten Leistungen erbracht. Diese Informationen gehen aus einer Antwort des Landesverkehrsministeriums auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Gabi Rolland (SPD) hervor. Im Oktober verbesserte sich die Situation leicht, jedoch wurden weiterhin nur etwa 75 Prozent der vereinbarten Zugkilometer erreicht. Wie viele Kilometer auf einer bestimmten Strecke gefahren werden, vereinbart das Land Baden-Württemberg regelmäßig mit seinen Vertragspartnern, in diesem Fall der DB Regio.

Die Züge fielen hauptsächlich aufgrund von fehlenden Ersatzteilen und begrenzten Werkstattkapazitäten aus, bestätigen die Deutsche Bahn (DB) und das Land. Obwohl diese Probleme seit Monaten bestehen, haben sich die beiden Vertragspartner erst jetzt auf einen neuen Stufenplan mit konkreten Maßnahmen geeinigt. Zuvor gab es immer wieder Meinungsverschiedenheiten. DB Regio wollte beispielsweise Fahrzeuge des aktuellen Typs nachbestellen, doch das Land sprach sich dagegen aus.

Besserung in Sicht? Ersatzfahrzeuge sollen Lage erstmal beruhigen

Die erste Maßnahme des Drei-Punkte-Plans wurde bereits erfüllt: Seit kurzem sind zwei Ersatzfahrzeuge zwischen Freiburg und Villingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) sowie Titisee und Seebrugg (Breisgau-Hochschwarzwald) im Einsatz. Ausgeliehen wurden sie aus Karlsruhe und Ulm.

Weitere Ersatzfahrzeuge sollen ab Mai auf den Strecken am Kaiserstuhl unterwegs sein. Ausgeliehen werden dafür Dieseltriebwagen der Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH (SWEG). Ein Umsteigen in Gottenheim (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) wird dadurch erst einmal zur Regel. Wem die Fahrzeuge bekannt vorkommen: Die grünen und weißen Fahrzeuge fuhren bis 2019 regulär zwischen Endingen und Gottenheim. Ab Sommer sollen dann alle kaputten Fahrzeuge repariert sein und wie gewohnt fahren, plant die DB Regio.

Fahrgastbeirat skeptisch - Fazit im Mai  

Laut dem Fahrgastbeirat Hör kann erst im Mai beurteilt werden, ob sich die Situation tatsächlich verbessert hat. Er hofft, dass zu diesem Zeitpunkt wieder geordnete Verhältnisse auf der Strecke herrschen. Derzeit ist er jedoch noch nicht von dem Drei-Stufenplan überzeugt.

Der Unmut ist in den letzten Monaten riesengroß geworden.

Gesamte Flotte soll schrittweise erneuert werden

Die zweite und dritte Stufe des neuen Konzepts von Land und Bahn betreffen die kommenden Jahre. Ab 2026 sollen weitere Zusatzfahrzeuge zur Verfügung stehen, schrieb das Land dem SWR. Die werden jedoch nicht kompatibel mit den aktuellen Bestandsfahrzeugen sein.

Das Land plant, langfristig alle Fahrzeuge durch Neufahrzeuge zu ersetzen und die Kapazitäten zu erhöhen. Diese Maßnahme soll jedoch erst im Jahr 2032 umgesetzt werden, wenn der aktuelle Verkehrsvertrag ausläuft. Die bereits im Jahr 2019 angeschafften gelben und weißen Bestandsfahrzeuge sollen dann auf anderen Strecken in Baden-Württemberg eingesetzt werden. Die Lieferzeit für die Neufahrzeuge hängt von Zugtyp und Hersteller ab. Für Neufahrzeuge der derzeit verwendeten Baureihe beträgt die Wartezeit laut Angaben des Landes vier bis fünf Jahre.

Die Neufahrzeuge sollen dann so konzipiert sein, dass sie auch ins französische Mulhouse oder Colmar fahren können. Klaus Hör bezeichnet dies als "Zukunftsmusik", da es derzeit noch keine direkte Eisenbahnbrücke von Breisach nach Frankreich gibt.

Ein Zug der Höllentalbahn überquert einen Bahnübergang.
Seit fünf Jahren fahren die Modelle von Alstom auf der Breisgau-S-Bahn.

Warum gibt es so viele Probleme auf der Breisgau-S-Bahn?

Der Breisgau-S-Bahn fehlen Züge. Eine schnelle Abhilfe, indem neue Fahrzeuge gekauft werden, ist allerdings nicht möglich. Denn die neuen Züge der Baureihe 1440 von Alstom sind nicht mehr kompatibel mit den in Freiburg fahrenden Triebwagen derselben Modellreihe. Obwohl diese erst 2019 angeschafft worden waren. Das hatte eine mündliche Anfrage der Landtagsabgeordneten Rolland in einer Plenarsitzung des Landtags im März ergeben.

Ein Zug der DB Regio fährt über das Vorfeld des Hauptbahnhofs in Stuttgart.
Bis 2019 fuhren rote Doppelstockzüge und Dieseltriebwagen auf der Breisgau-S-Bahn.

Hinzu kommt, dass die DB-Werkstätten derzeit stark ausgelastet sind, da es seit Monaten vermehrt zu einem Verschleiß der Radsätze bei den Fahrzeugen der Breisgau-S-Bahn kommt. Das Landesverkehrsministerium bestätigt dies.

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