Erika Sorm spricht in ein Mikrofon des SWR. Sie hat den Einsturz eines Hotels in Kröv an der Mosel überlebt.

Hotel in Kröv an der Mosel eingestürzt

Nach zehn Stunden unter Trümmern gerettet: So hat Erika Sorm aus Rheinau den Einsturz erlebt

Stand
Autor/in
Marc Steffgen
Onlinefassung
Samantha Happ
SWR Redakteurin und Reporterin Samantha Happ

Stundenlang lag sie unter den Trümmern des eingestürzten Hotels in Kröv, gemeinsam mit einer anderen Frau und einem kleinen Kind. So hat Erika Sorm das Unglück und ihre Rettung erlebt.

Es sind Bilder, die in diesen Tagen viele fassungslos machen. Am Dienstagabend gegen halb elf sind in Kröv (Landkreis Bernkastel-Wittlich) in Rheinland-Pfalz Teile eines Hotels eingestürzt. Insgesamt 14 Gäste waren zu der Zeit in dem Hotel untergebracht. Fünf Menschen können sich noch rechtzeitig nach draußen retten, zwei kommen ums Leben, andere werden unter den herabstürzenden Trümmerteilen begraben - unter ihnen ist Erika Sorm aus Rheinau im Ortenaukreis.

"Die Besitzerin des Hotels hat geklopft und gesagt, wir werden woanders untergebracht", beschreibt Erika Sorm die letzten Momente vor dem Einsturz. Sie war mit ein paar Freundinnen aus dem Schwarzwald nach Rheinland-Pfalz gefahren, um dort die Mosel kennenzulernen. Seit 30 Jahren kennen sich die Frauen schon. Als sie nach der Ankündigung der Hotelbesitzerin ihre Taschen auf den Flur stellt und mit ihrem Hund das Hotel verlassen möchte, stürzt die Decke über ihr ein, der Boden unter ihr sackt ein Stockwerk tiefer. "Es krachte, Sie werden zu Boden geschleudert und dann fällt etwas auf Sie. Das war schon schlimm in dem Moment. Dann sagt man nur noch, nehmt das weg, bis man es realisiert hat", erinnert sie sich nur wenige Stunden nach dem Unglück.

Überlebende aus BW: "Wir haben gebetet, das hat uns Kraft gegeben"

Die Rheinauerin hat Glück, denn das, was auf sie gestürzt ist, ist ihre Zimmertür, die sie vor herabstürzenden Teilen schützt. Sie und eine Frau aus den Niederlanden, die ihr Kind im Arm hält. Gemeinsam harren sie die Nacht im Dunkeln aus, richten sich so ein, dass sie einigermaßen liegen können. "Wir haben gehofft und gebetet. Das haben wir gemacht, das hat uns Kraft gegeben", erzählt sie. Aus ihrem Glauben ziehen die beiden Frauen in diesen Stunden ihre Zuversicht, dass sie rechtzeitig aus den Trümmern gerettet werden können.

Es war Gottes Fügung, es war meine Zimmertüre, die auf uns gefallen ist.

Ein großer Stein fällt ihr vom Herzen, als sie erfährt, dass auch ihre Hundedame den Einsturz überlebt hat und gerettet werden konnte. Doch wie geht es ihren Freundinnen, die im zweiten Stock untergebracht waren? Diese Ungewissheit begleitet Erika Sorm durch die Nacht.

Menschen unter Trümmern: Zehn Stunden dauert es bis zu ihrer Rettung

Insgesamt zehn Stunden liegen die zwei Frauen und das Kind unter der Tür in den Trümmern, bis die rund 250 Rettungskräfte im Einsatz zu ihnen vordringen können. "Ab Viere oder Fünfe haben wir die richtig schaffen gehört - mit Sägen und Bohren."

Über all die Stunden unter der Tür hält sich Erika Sorm an einem Andachtsbuch von 1931 fest, einem Erbstück ihrer Mutter. "Dann haben sie gerufen und nach unseren Namen gefragt", erinnert sich Erika Sorm. "Zu dem Zeitpunkt haben wir gewusst: Jetzt werden wir gerettet, jetzt kann nichts mehr passieren." Durch Lichtkegel können die Einsatzkräfte schließlich die richtige Stelle finden und die zwei Frauen und das Kind aus den herabgestürzten Trümmerteilen bergen. Das Erlebnis habe ihr gezeigt, was wichtig ist im Leben, erzählt sie dem SWR. "Dass man jeden Tag dankbar dafür sein soll."

Hotel-Einsturz: Zuvor keine Anzeichen für das drohende Unglück

Dankbar sind sie und die anderen geretteten Menschen vor allem auch den zahlreichen Rettungskräften. Ihnen hat sie zu verdanken, dass sie unversehrt aus dem teilweise eingestürzten Hotel gerettet werden konnte und es ihr heute so gut gehe. Anzeichen dafür, dass das Hotel zusammenstürzen könnte, habe es davor keine gegeben.

Sie habe sogar noch Fotos gemacht, alles schien ihr wunderbar in Ordnung. Auch als ihnen gesagt wurde, dass sie woanders untergebracht werden sollen, sei ihr nicht klar gewesen, in welcher Gefahr sie sich befanden. Die Ursache für den Einsturz des Hotels ist zurzeit noch unklar. Wie es dazu kam und ob Fremdverschulden der Grund war, sollen die Ermittlungen in den nächsten Tagen klären.

Nach dem Einsturz und einigen Untersuchungen im Krankenhaus werden die Freundinnen in einem anderen Hotel untergebracht. Zumindest den letzten Tag ihres Urlaubs wollen sie dort noch gemeinsam genießen und in Zukunft auch sehr gerne wiederkommen, so Erika Sorm.

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