Palim Palim, ich bin Robert Wolf, rasender Reporter aus dem SWR-Studio Freiburg. Zusammen mit euch will ich auf die Ereignisse der Woche schauen. Das gibt es:
- Warum es nur wenige Infos zum Jungen mit Kopfschuss aus Dietingen gibt
- Weihnachtsgänse trotz Vogelgrippe in Südbaden sicher
- Stand der erste Weihnachtsbaum der Welt in Freiburg?
Tragödie in Dietingen: Warum nur so wenig über Täter und Opfer bekannt ist
In Dietingen (Kreis Rottweil) ist ein Zwölfjähriger schwer verletzt worden. Ein 14 Jahre alter Freund soll ihm am Sonntag in den Kopf geschossen haben. Das Opfer liegt im Krankenhaus. Bei aller Professionalität und Distanz im News-Geschäft - diese Meldung geht mir sehr nahe. Die Hintergründe sind nach wie vor unklar. Von den Ermittlern ist nur wenig zu erfahren. Aus Gründen.
Je jünger die Beteiligten, desto weniger Infos
Dass die Öffentlichkeit am liebsten alles wissen will, ist nachvollziehbar. Menschen sind neugierige Wesen. In diesem Fall ist das aber nicht einfach. Nicht, weil die Behörden etwas verschweigen wollen. Sondern weil Opfer und Tatverdächtiger Kinder beziehungsweise Jugendliche sind. Und hier ist der Schutz personenbezogener Daten besonders stark. Das ist so im Jugendgerichtsgesetz geregelt.
Guter Journalismus muss Grenzen anerkennen
Mein oberster Reporter-Grundsatz: Ich klingle nicht bei trauernden Menschen an der Haustüre und ich lasse Kamera und Mikro aus, wenn jemand in Tränen ausbricht. Immer. Relevante Infos - ja, aber keine schmutzigen Details, wenn sie nicht der Wahrheit dienen. Natürlich will auch ich wissen, was am Sonntag in Dietingen passiert ist. Aber wenn die Ermittler aktuell keine weiteren Infos bekanntgeben, muss ich das akzeptieren. Der Rottweiler Staatsanwalt hat uns erklärt, warum das so ist:
Weniger Info, mehr journalistische Ethik
Mich hat es sehr geärgert, dass in einer großen deutschen Boulevardzeitung einen Tag nach der Tat das Wohnhaus eines der Jungen gezeigt wurde. Das geht für mich zu weit. Wer von uns möchte, dass nach so einer Tat die ganze Welt weiß, wo man wohnt? Das Wichtigste ist für mich aktuell, dass der angeschossene Junge wieder gesund wird und überlebt. Alles andere werden Gerichte klären und auch darüber werden wir natürlich berichten. Aber so lange ein Junge noch um sein Leben kämpft, sollte im Journalismus der ethische Vorsatz gelten: Weniger Info ist manchmal mehr.
Über die angeschossenen Zwölfjährigen aus Dietingen haben wir unter anderem am 16.12.24 in unseren Nachrichten auf SWR4 berichtet.
Weihnachtsgans trotz Vogelgrippe in Südbaden?
Ein Storch in der Ortenau hatte Vogelgrippe. In einem Vogelpark bei Hambrücken (Kreis Karlsruhe) müssen 140 Vögel gekeult werden. Die Vogelgrippe ist zurück am Oberrhein. Und so kurz vor Weihnachten darf man sich dann schon fragen: Bedroht das jetzt auch die Weihnachtsgänse in Südbaden? Die Antwort ist: Ja, aber...
Ja, theoretisch kann jeder Vogel an der Vogelgrippe erkranken. Aber im Fall der Vogelgrippe im Ortenaukreis und mit Blick auf die Weihnachtsgänse muss differenziert werden. Es sind einzelne Fälle und reine Sicherheitsmaßnahmen. Das Landwirtschaftsministerium ruft Geflügelhalter auf, "Biosicherheitsmaßnahmen" einzuhalten und ihre Tiere zu schützen. Einschränkungen gibt es aber keine. Von Massenkeulungen sind wir in Südbaden also weit entfernt.
Behörden und Geflügelzüchter sind wachsam
Das zeigt auch ein Check auf den Seiten der Vetrerinärämter der Region. Keine Maßnahmen für Geflügelhalter angeordnet. Egal, ob Tiere in Ställen oder im Freien gehalten werden. Egal ob Hühner, Enten oder eben potenzielle Weihnachtsgänse. Der letzte Eintrag zur Vogelgrippe auf der Seite des Landratsamts Ortenau ist zum Beispiel aus dem Jahr 2023.
Auch Matthias Seifert vom Hofgut Domäne Hochburg in Windenreute (Kreis Emmendingen) ist entspannt. Seine Gänse leben unterhalb der Hochburg das ganze Jahr auf einer riesigen Wiese - völlig ohne Stallhaltung. Und daran hat sich auch kurz vor Weihnachten nichts geändert, hat er dem SWR gesagt:
Die neuen Vogelgrippe-Fälle in Südbaden waren Thema in unseren Regionalnachrichten am 18.12.24 auf SWR4 Baden-Württemberg.
Und: Wir müssen mit einem Freiburger Weihnachtsmythos aufräumen. Leider.
Durch Freiburg geistert seit längerem ein Mythos: Der erste Weihnachtsbaum der Welt soll in der Stadt im Breisgau aufgestellt worden sein. Doch dieser Mythos ist wohl einer Fehlinterpretation geschuldet. Aber von vorne.
Auf Freiburgs heutiger Einkaufsmeile, der Kaiser-Joseph-Straße, soll im Jahr 1419 eine Bäckerzunft einen geschmückten Baum zur Weihnachtszeit aufgestellt haben. Vor dem damaligen Heilig-Geist-Spital nahe des Münsters. Das ist immer mal wieder in Artikeln vermerkt. Heute steht dort das Kaufhaus Breuningner. Das widerspricht der Annahme, dass der erste Weihnachtsbaum ein Jahrhundert später im Elsass gestanden haben soll.
Der erste Weihnachtsbaum in Freiburg - ein Missverständnis
Der Mythos vom Freiburger Baum sei wohl aus einem Missverständnis entstanden, sagt das Freiburger Stadtarchiv. Vor ein paar Jahren hat der ehemalige Leiter Hans-Peter Widmann herausgefunden, dass Weihnachtsbäume in Freiburg erst viel später urkundlich belegt sind. Die Bruderschaft der Bäckerknechte, die später wohl tatsächlich gerne Bäume geschmückt hat, wird hingegen erstmals im Jahr 1419 erwähnt. Irgendwann muss also jemand die erste Erwähnung der Bäckerzunft mit dem ersten Weihnachtsbaum verwechselt haben.
Auf Nachfrage beim Stadtarchiv sagte mir Johanne Küenzlen: Ja, es gilt weiterhin, dass der erste Weihnachtsbaum nicht in Freiburg stand. Schade eigentlich ... :(
Trotzdem: Frohe Weihnachten vom ganzen Team des SWR-Studios Freiburg!
Was hat euch diese Woche sonst noch beschäftigt? Schreibt uns: online.studiofreiburg@swr.de.
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