Am Freiburger Rathaus wurde passend zum Anlass eine Regenbogenfahne gehisst. Im Gebäude, genauer gesagt im Standesamt, warten die Mitarbeitenden auf die ersten Personen, die ohne großen Aufwand ihren Geschlechtseintrag und ihren Vornamen im Personenregister ändern lassen wollen. Möglich macht es das neue Selbstbestimmungsgesetz.
Erste Termine zur Geschlechtsanpassung in Freiburg
Lucy Wagner hat schon lange auf diesen Tag gewartet. Sie konnte sich einen der ersten acht Termine an diesem Montag sichern. Seit rund 20 Jahren identifiziert sie sich als Frau und seit etwa fünf Jahren lebt sie das auch offen aus. Mit dem Foto und dem Namen in ihrem Ausweis hat sie seitdem kaum noch etwas gemein.
Von Lars zu Lucy
Lange Haare, eine schicke weiße Bluse mit Schleife, ein karierter Rock und schwarze Pumps: So macht sich Lucy Wagner auf den Weg zu einer Postfiliale, um ein Paket abzuholen. "Ausweis bitte", fordert der Mitarbeiter. Doch von dem Foto auf dem Personalausweis blickt ihm ein junger Mann mit kurzen Haaren und Brille mit dem Namen Lars Daniel entgegen.
Ob beim Arzt, auf Anwesenheitslisten in der Uni, bei Amtsgängen: Situationen die transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und nichtbinäre Personen vor Herausforderungen stellen und dazu zwingen, sich wieder und wieder erklären zu müssen. Die Person auf dem Ausweis, "das ist kein echter, lebender Mensch mehr", erklärt Lucy. Aus dem Grund spreche man auch häufig von einem "Deadname", dem toten Namen, so Lucy.
Damit soll zumindest für Lucy nun Schluss sein: Beim Standesamt beantragt sie die Änderung des Geschlechtseintrags von männlich zu weiblich und die Änderung ihres Vornamens im Personenstandsregister. Sobald alles eingetragen wurde, kann sie dann auch einen neuen Personalausweis mit einem anderen Vornamen beantragen.
Rund 105 Termine am Freiburger Standesamt
Allein in Freiburg haben laut Standesamt bereits 105 Personen einen Termin vereinbart, um ihren Geschlechtseintrag und Vornamen ändern zu lassen. Darunter seien auch zwei Minderjährige, so Dominique Kratzer, Amtsleiterin am Freiburger Standesamt. "Wir haben mit weniger Zulauf gerechnet, aber es hat sich am Morgen schon bei den Gesprächen gezeigt, dass es viele Menschen gibt, die auf den Tag gewartet haben." Das macht den Tag auch für die Standesbeamtin zu etwas ganz Besonderem. Eine Frau habe bereits seit 13 Jahren die Änderungen vornehmen wollen, doch sie habe sich die Änderungen bisher einfach nicht leisten können, erzählt Kratzer von einem der anderen Termine an diesem Tag.
Änderungen bisher aufwendig und sehr teuer
Vor dem neuen Selbstbestimmungsgesetz waren solche Änderungen im Personenregister deutlich schwerer und teurer: Tausende Euro hat es gekostet, dazu Sachverständigengutachten und Begutachtungen, die von den Betroffenen als sehr intim und entwürdigend empfunden wurden und dann brauchte es auch noch die Entscheidung vor einem Gericht. Obwohl es nur ein bürokratischer Akt ist, der heute noch rund 40 Euro kostet, ist Lucy ein bisschen nervös. "Es ist ja letztlich eine Zielmarke auf einem recht langen Weg." Und der werde in Zukunft auch noch so einige bürokratische Änderungen von Verträgen mit sich bringen, ist sich Lucy bewusst.