Die Sommerferien haben begonnen. Steigende Temperaturen locken zudem wieder viele Menschen an und ins Wasser. Vor allem Flüsse, Bäche und Seen werden immer beliebter. Doch das ist nicht ungefährlich. Die Zahl der tödlichen Badeunfälle in Flüssen und Seen ist in den letzten Jahren dramatisch gestiegen. In den Flüssen ist die Gefahr in diesem Jahr besonders groß. Denn durch die starken Regenfälle der letzten Wochen ist der Wasserpegel stark angestiegen und die Strömung ist für diese Jahreszeit ungewöhnlich stark.
Mit voller Kraft gegen die Strömung
Was eine Strömung von 1.600 Kubikmeter pro Sekunde bedeutet, wird bei einer Fahrt auf dem Rhein auf dem Einsatzboot der DRLG Rheinfelden (Kreis Lörrach) deutlich. Als das Boot unter der alten Rheinbrücke durchfährt müssen sich alle im Boot sehr gut festhalten und werden trotzdem durchgeschüttelt. Bootsführer Jan Laleike muss Gas geben, um vorwärts zu kommen. Denn die Strömung ist höher als sonst.
Besonders gefährlich ist es rund um die Flusskraftwerke. Für Boote und Schwimmer ist dieser Bereich absolut verboten. Überall gibt es entsprechende Schilder. Auch wenn die Wasseroberfläche ruhig wirkt, sorgen die Turbinen unter der Oberfläche für gefährliche Strömungen. Zudem muss ständig damit gerechnet werden, dass ein Wehr des Kraftwerks plötzlich geöffnet wird. Dann kann der Wasserpegel in kurzer Zeit schnell ansteigen.
Wenn das Wasser steigt: Rheininsel wird zum Gefängnis
Gefährlich kann auch der Aufenthalt auf den vielen kleinen Inseln im Fluss sein, die bei niedrigem Wasserstand fußläufig erreichbar sind. Was zuerst wie eine harmlose Insel aussehe, könne so innerhalb kurzer Zeit zu einem Gefängnis werden, sagt Jan Laleike. Er arbeitet ehrenamtlich beim DRLG Rheinfelden, ist dort Vorstand und speziell ausgebildeter Strömungsretter und weiß wovon er spricht.
Vor Kurzem erst wurde er zu einem solchen Einsatz an den Isteiner Schwellen in Efringen-Kirchen gerufen. Dort hatten drei Menschen auf einer Insel eine Sonnenbad genommen und kamen nicht mehr zurück, als am nahen Kraftwerk ein Wehr geöffnet werden musste und der Wasserstand deshalb plötzlich anstieg. Die ehrenamtlichen Helfer der DLRG mussten die Menschen betreuen, bis sie schließlich von der französischen Feuerwehr per Helikopter von den Inseln geflogen wurden.
Rasanter Anstieg der Todesfälle in den letzten Jahren
Doch nicht jeder Einsatz geht gut aus. Vor wenigen Wochen mussten DLRG und Feuerwehr am Kraftwerk in Rheinfelden die Leiche einer jungen Frau bergen. Sie war von der Brücke aus ins Wasser gefallen. "Bei dieser starken Strömung hatte sie keine Chance", sagt Jan Laleike, der bei dem Einsatz dabei war. "Ein schwieriger und riskanter Einsatz für alle", sagt er im Nachhinein.
Hoffen auf einen schönen Sommer am Rhein
Trotzdem hofft auch Jan Laleike auf einen schönen und sonnigen Sommer. Denn am Rhein gibt es auch Stellen, wo gute und erfahrene Schwimmer unbedenklich ins Wasser können. Das Hertener Loch ist eine solche Badestelle. Dort gibt es zwischen den Bäumen am Flussufer eine grüne Wiese mit Strand. Ein schöner und beliebter Badeplatz, sagt der Strömungsretter. Auch er liebt es, sich den Fluss hinab treiben zu lassen. Doch das trübe Wasser und der hohe Wasserstand haben ihn bisher abgeschreckt. Es sei das erste Mal, dass er bis Ende Juli nicht im Rhein geschwommen sei.
Wann der Wasserpegel wieder auf sein für den Sommer übliches Niveau fallen wird, lässt sich derzeit nur schwer voraussagen. Zwei bis drei Wochen trockenes Sommerwetter könne es dauern, bis das Wasser wieder klar und der Pegel gesunken sei, sagt Jan Laleike. Dann werde der Rhein nicht mehr so leer wie jetzt, sondern wieder mit Wassersportlern bevölkert sein. Dann rechnet Laleike aber auch wieder mit einer Zunahme von Einsätzen seiner Rettungs-Organisation.