Weil sie mit der sogenannten Enkeltrick-Masche vor allem ältere Menschen um mehrere Hunderttausend Euro betrogen haben soll, muss sich seit diesem Mittwoch eine Frau vor dem Landgericht Freiburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft der 24-Jährigen Betrug in sechs Fällen vor.
Seit mindestens Oktober vergangenen Jahres soll die Frau zusammen mit Komplizen ältere Menschen nach dem Schema des "Enkeltrick-Betrugs mit Schockanruf“ reingelegt haben. Die Täter gingen nach Darstellung der Staatsanwaltschaft meist nach demselben Muster vor: Die Bande suchte im Telefonbuch nach älter klingenden deutschen Vornamen und rief die betroffenen Menschen an. Ein Mitglied der Gruppe gab sich als Polizist aus, der dem Opfer mitteilte, dass ein Familienangehöriger die Schuld an einem schweren Verkehrsunfall trage. Nur gegen eine Kaution könne dieser einem Gerichtsprozess entgehen.
Die Frau habe die Geldbeträge und Wertgegenstände bei den Opfern abgeholt, so die Anklage. Bei sechs Fällen soll die Angeklagte Bargeld in Höhe von insgesamt mehr als 350.000 Euro sowie Schmuck im Wert von mehr als 100.000 Euro abgeholt haben. Zumeist soll die Gruppe im Raum Lörrach und Waldkirch zugeschlagen haben. Zum Prozessauftakt wurde nur die Anklage verlesen. Die Verhandlung soll am Freitag, 9. Juni, fortgesetzt werden.
Zahl von Enkeltrick- und Schockanrufen stark gestiegen
Bei der immer populärer werdenden Masche "Schockanruf" rechnen Betrüger skrupellos mit der Schockstarre erschütterter Opfer. Die Kriminellen täuschen als angebliche Kinder, Enkel, vermeintliche Polizeibeamte oder Rechtsanwälte eine Notlage oder gar die Lebensgefahr eines Angehörigen vor und setzen ihre Opfer unter Druck. Beim ähnlichen sogenannten Enkeltrick melden sich angebliche Verwandte wegen eines vorgetäuschten finanziellen Engpasses oder weil sie für den sofortigen Kauf einer Immobilie Geld benötigen. Oft werden auch beide Maschen kombiniert - wie im Fall, der jetzt in Freiburg verhandelt wird.
Die Zahl solcher Fälle ist im vergangenen Jahr stark angestiegen. Insgesamt wurden im Jahr 2022 genau 18.549 solcher betrügerischen Anrufe in Baden-Württemberg erfasst - ein Anstieg von 62 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das geht aus der Kriminalstatistik der Polizei hervor, die Innenminister Thomas Strobl (CDU) im März vorgestellt hatte. 95 Prozent dieser Straftaten blieben allerdings im Versuchsstadium. Dennoch stieg auch der entstandene Schaden stark an: im Vergleich zum Vorjahr um 36,1 Prozent auf 20,6 Millionen Euro.
Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg rät, vor allem bei Anrufen von einer unbekannten Nummer misstrauisch zu sein. Wer angerufen wird, sollte den angeblichen Anrufer oder die Anruferin auf der älteren, schon bekannten Nummer kontaktieren und nachfragen. Besondere Vorsicht sei geboten, wenn es um Geldüberweisungen geht. Im Zweifel sollten sich Menschen Rat bei einer Vertrauensperson holen.