Zwischen dem elsässischen Vogelgrun und Breisach (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) versammelten sich am Sonntag zahlreiche Befürworter der grenzüberschreitenden Schienenverbindung Freiburg-Colmar. Dort bildeten sie eine Menschenkette über die Rheinbrücke, um ein Zeichen für den Wiederaufbau der Zugstrecke zu setzen. Laut Polizei haben sich rund 600 Menschen an der Demonstration beteiligt.
Mit Bahn, Bus und Rad an die Grenze
Um an die Rheinbrücke bei Breisach zu kommen, waren die Demonstrierenden in die Bahn, den Bus oder aufs Rad gestiegen - die Fahrrad-Sternfahrt führte entlang der Strecke der Breisgau-S-Bahn. "Wir gehen sehr gerne nach Frankreich und möchten autofrei unterwegs sein", sagte eine Demonstrantin aus Freiburg. Die Reaktivierung der Zugstrecke wäre für sie "wunderbar". Eine andere Frau glaubt, dass ohne den Ausbau der Bahn ein wichtiger Baustein für die Verkehrswende fehlen würde.
Förderverein sieht großes Fahrgastpotenzial
Der Förderverein "Trans-Rhin-Rail Colmar-Freiburg", der sich seit Jahren für die grenzüberschreitene Stecke einsetzt, hatte zu der Menschenkette aufgerufen. Um die 10.000 Autos fahren jeden Tag über die Brücke: Pendler, Schülerinnen, Touristen oder Studierende seien alles potenzielle Fahrgäste, die von Colmar nach Freiburg oder umgekehrt wollen würden, so Stephan Mutke, Mitglied von "Trans-Rhin Rail". Der Verein setzt sich seit fast zwölf Jahren - unter anderem gemeinsam mit dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) des Landesverbands Baden-Württemberg - für die Reaktivierung der Bahnlinie ein.
Reaktivierung der Strecke schon seit Jahrzehnten geplant
Pläne für einen Wiederaufbau der Strecke gibt es seit Jahrzehnten. Die Linie Breisach-Colmar ist eine der wenigen Eisenbahnverbindungen, die nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nicht mehr aufgebaut wurden. Vor fünf Jahren ist sie als Modellprojekt für die Verbesserung des grenzüberschreitenden Bahnverkehrs sogar im deutsch-französischen Kooperationsvertrag von Aachen festgeschrieben worden. Nach einer Studie aus dem letzten Jahr könnte die Bahnstrecke zwischen Freiburg und Colmar bis Ende der 2030er Jahre wieder aufgebaut werden.
In vielen Punkten - etwa bei der Nutzung und Finanzierbarkeit - sind sich Frankreich und Deutschland uneinig. Die Planung gerät immer wieder ins Stocken. Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag (parteilos) sagt, es seien viele Parteien involviert: Neben den beiden Bundesregierungen sind das vor allem die nationalen Zuggesellschaften Deutsche Bahn und der SNCF, das Land Baden-Württemberg und regionale Organisationen. Stand Juli 2023 müssten 840 bis 880 Millionen Euro investiert werden.
Politikerinnen und Politiker wollen frühere Inbetriebnahme
Bei der Kundgebung auf der Rheininsel auf der französischen Seite der Brücke beteuern Politikerinnen und Politiker von beiden Seite den Willen, die Strecke wieder aufleben zu lassen. Brigitte Klinkert, elsässische Abgeordnete der französischen Nationalversammlung ("Renaissance") sagte bei ihrer Rede: "Die Eisenbahnlinie ist ein Brückenbau für Frankreich, Deutschland und die deutsch-französischen Beziehungen." Sie geht davon aus, dass eine neue Machbarkeitsstudie Ende April veröffentlicht wird. Breisachs Bürgermeister Oliver Rein (CDU) hofft, dass sich die Bahnstrecke noch vor 2040 realisieren lässt.
Einen, den das Thema sehr lange begleitet hat, ist der Europa-Abgeordnete des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald, Peter Kuhn. Schon beim deutsch-französischen Bürgermeistertreffen im Jahr 1956 sei die Reaktivierung der Strecke besprochen worden. Danach habe es in seiner 30-jährigen Laufbahn mehrere Studien zur Umsetzung gegeben. Einen richtigen Durchbruch gab es nie. "Es ist ein sehr dickes Brett - aber man soll ja die Hoffnung nicht aufgegeben."