Der Feldberg, das größte Skigebiet des Landes, steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Das haben SWR-Recherchen gezeigt. Der vergangene Winter hat die erhofften Gelder nicht in die Kassen gespült. Trotz unsicherer Zukunft planen die Lift- und Seilbahnbetreiber millionenschwere Investitionen: in eine neue Seilbahn und einen riesigen Wasserspeicher für die künstliche Beschneiung. In Anbetracht der Situation seien diese Planungen geradezu absurd, sagt eine Wissenschaftlerin. Am Sonntag wurde die Skisaison am Feldberg offiziell für beendet erklärt - rund drei Wochen früher als geplant.
Geplante Investitionen: Großes Speicherbecken für Kunstschnee
Carmen de Jong steht auf einer Wiese am Feldberg. Vor ihr das große Parkhaus, in ihrem Rücken das Naturschutzzentrum. Das Skigebiet dahinter ist im dichten Nebel verborgen. Immer wieder schüttelt die Hydrologin von der Universität Straßburg ungläubig mit dem Kopf. 180 Millionen Liter Wasser sollen an dieser Stelle künftig gesammelt werden. Ein Speicherbecken riesigen Ausmaßes für noch mehr Beschneiung und künstlichen Schnee. Das ist Teil des sogenannten Masterplans 2030, an dem die Verantwortlichen am Feldberg vehement festhalten. Und mit dem sie das Skigebiet zukunftsfähig machen wollen, wie es heißt. Speicherbecken, Schneekanonen, Ganzjahresgondel. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf insgesamt 40 bis 50 Millionen Euro. Und das, obwohl die GmbH in großen finanziellen Schwierigkeiten steckt, trotz einer drohenden Insolvenz, wie Recherchen des SWR ergeben haben. Und trotz steigender Temperaturen am höchsten Berg des Landes. Denn der Klimawandel ist längst auch am Feldberg angekommen.
Hydrologie-Professorin spricht von Fehlplanung
Der alpine Wintersport, sagt die Hydrologie-Professorin de Jong, habe praktisch keine Zukunft mehr. Zu warm, zu wenig Schnee, immer mehr Regen. Sie spricht von einer rasanten Entwicklung, viel schneller als ursprünglich gedacht. In Bayern wurde jetzt das erste Skigebiet dicht gemacht, in Frankreich wurden Lifte für immer geschlossen, große Probleme gibt es auch in Österreich und in der Schweiz. Der Feldberg? Nur eine Frage der Zeit, de Jong rechnet nur mit wenigen Jahren. Auch Schneekanonen würden das Skigebiet nicht retten. Das riesige Speicherbecken hinter dem Haus der Natur hält sie deshalb für eine völlige Fehlplanung. Auch deshalb, weil überhaupt nicht klar sei, woher man das viele Wasser nehmen wolle an einem Berg, auf dem es im Sommer immer trockener wird.
Am Feldberg gab es zwei katastrophale Winter in Folge, die Weihnachtsferien waren vom Sturm verblasen, die Fasnachtsferien ein Reinfall. Seit Wochen ist im größten Skigebiet des Landes nur ein halber Schlepplift in Betrieb und ein Förderband für Kinder. Alles andere steht still. Die Pisten selbst sind mehr braun als weiß.
Feldbergs Bürgermeister dementiert drohende Insolvenz
Man würde immer noch Geld verdienen, sagt der Bürgermeister der Gemeinde Feldberg, Johannes Albrecht, am Telefon. Eine mögliche Insolvenz dementiert er vehement. Aus seiner Stimme klingt Trotz, doch konkrete Zahlen hält er zurück. Ein Statement im Rahmen eines Interviews lehnt er ab.
"Bei kurzfristig erneut und wiederholt auftretenden Ausfällen des Wintersportbetriebes bestehen Zweifel an der Fähigkeit der Gesellschaft zur Unternehmensfortführung." So steht es unter einer Bilanz der Feldbergbahnen, die im Bundesanzeiger im September vergangenen Jahres veröffentlicht wurde. Wirtschaftlich scheint die Zukunft der Feldbergbahnen weiter ungewiss - auch ökologisch, in Hinblick auf das Klima. Carmen de Jong beobachtet den Feldberg seit vielen Jahren. In ihren Daten und Grafiken ist deutlich zu erkennen, dass die Temperaturen steigen. Es regnet mehr, der Schnee wird immer weniger.
Saison vorzeitig auf dem Feldberg beendet
Die Skisaison auf dem Feldberg hat ihr Ende erreicht, und wieder einmal hatten die Lift- und Seilbahn-Betreiber mit der Witterung zu kämpfen. Am 1. Dezember vergangenen Jahres fiel der Startschuss für die Saison, die ursprünglich bis zum 7. April andauern sollte. Doch das Wetter spielt nicht mit. Einmal mehr zeigt sich, wie sehr die Betreiber der Lifte und Seilbahnen den Launen der Natur ausgeliefert sind.