Biodiversität in der Landwirtschaft

Wieso auf dem Acker eines Landwirts Blümchen statt Maiskolben wachsen

Stand
Autor/in
Thomas Hermanns
Reporter Thomas Hermanns

Den Mais hat Landwirt Christoph Blattmann in Gundelfingen durch Schafgarbe und Hasenpfotenklee ausgetauscht. Das macht er aber nicht nur aus Überzeugung, sondern auch weil er damit mehr verdienen kann.

Etwas seltsam ist es noch für Landwirt Christoph Blattmann - denn auf seinem Acker in Gundelfingen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) steht er neben weiß blühenden wilden Möhren, großen Sonnenblumen und rot leuchtendem Klatschmohn. Wo bis vor kurzem Mais wuchs, blühen jetzt 40 verschiedene Pflanzenarten, die meisten davon heimisch.

Ist schon komisch, weil man könnte auch Lebensmittel produzieren oder Futtermittel. Aber für uns ist es weniger Risiko. Die Sommer werden immer heißer und die Ernten immer schwieriger.

Vor anderthalb Jahren hat Blattmann seinen Milchviehbetrieb eingestellt. Den Mais als Futtermittel braucht er daher nicht mehr. Gut zwei Hektar seiner insgesamt elf Hektar Ackerfläche hat der Landwirt daher in eine sogenannte Blühbrache umgewandelt. Im Gegensatz zu einer Wiese darf er die Brache weder mähen noch anderweitig nutzen. Dafür bekommt er pro Hektar etwa 1.000 Euro Förderung im Jahr vom Land. Das ist mehr als bei einer durchschnittlichen Getreide- oder Maisernte und mit geringerem Risiko und weniger Aufwand verbunden, findet Blattmann.

Blühbrachen im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald noch am Anfang

Der Landwirtschaftserhaltungsverband Breisgau-Hochschwarzwald (LEV) betreut Projekte wie die Blühbrache von Christoph Blattmann. Reinhold Treiber ist Biologe und Leiter der LEV. Er wirbt mit Blattmanns Blütenparadies bei anderen Landwirtinnen und Landwirten. Bei schlechteren Böden lohne sich diese andere Nutzungsart für die Landwirte. Wenn teure Sonderkulturen - wie Kartoffeln, Erdbeeren oder Spargel - angebaut werden, sei die Förderung aber zu gering. Laut Treiber werden im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald bisher 40 Hektar Blühbrachen gefördert. Zum Vergleich: Insgesamt werden in dem Kreis 53.000 Hektar Ackerfläche landwirtschaftlich genutzt. Somit sind weniger als ein Prozent Blühbrache. Treiber meint, dass aus ökologischer Sicht sechs bis zehn Prozent der Fläche brach liegen sollte, damit langfristig auch seltene Vögel wie Wachteln und Auerhühner wieder Fuß fassen.

Ein Biologe schüttet Samen und kleine Insekten aus einem Netz auf ein Brett.
Biologe Reinhold Treiber schüttelt seinen Kescher mit Samen und Insekten aus. Bild in Detailansicht öffnen
Auf einem Holzbrett liegen viele Samen von heimischen Pflanzen und es krabbeln kleine Insekten und Fliegen herum.
Das Ergebnis des Kescher-Wedelns: Viele Samen und kleine Insekten. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Blick von oben auf eine Wiese mit verschiedenen heimischen Pflanzen, die weiß, blau, gelb und rot blühen.
Wilde Möhren (weiße Blume), Klatschmohn, Dill und Klee. 40 vor allem heimische Pflanzenarten hat Christoph Blattmann am Anfang ausgesät. Bild in Detailansicht öffnen
In einer Schautafel sind verschiedene Fliegen und Käfer ausgestellt, die zu Untersuchungen gesammelt wurden.
Biologe Reinhold Treiber sammelt zum Vergleich Insekten von unterschiedlichen Flächen. Bild in Detailansicht öffnen
Die Erde vom braunen Acker im Vordergrund hebt sich deutlich vom wilden Pflanzenwuchs auf der Blühbrache im Hintergrund ab.
Vorne Acker, hinten Blühbrache. Für mindestens drei Jahre wird der hintere Teil Blumenfläche bleiben. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Landwirt steht auf einer Wiese mit Pferden und steckt einen Zaunpfahl in die Erde.
Für Landwirt Christoph Blattmann ist die Blühbrache ein weiterer Baustein in seinem wirtschaftlichen Konzept. Dazu gehört auch: Die Pflege von Pferden, Weinanbau, Ferienwohnungen und traditionelle Landwirtschaft. Bild in Detailansicht öffnen

Deutlich über 30 Prozent der Heu- und Fangschrecken, Wildbienen und Schmetterlinge sind entweder ausgestorben oder gefährdet, so die Landesanstalt für Umwelt. Die bisher bestehenden Blumenäcker wirkten dem Artensterben aber heute schon entgegen.

Landwirt erhält noch drei bis fünf Jahre Geld für seinen blühenden Acker

Nach der anfänglichen Aussaat der sechs Kilo schweren Samenmischung habe Blattmann nur eine einzige Aufgabe: Wenn zu viel Unkraut wachse, müsse er eventuell nachbessern. Die Leute im Dorf freue aber der Anblick. Seine blühende Brache sei auch gut für das Image der Landwirtschaft. Blattmanns Vertrag mit dem Land läuft noch drei bis fünf Jahre. Danach will er wahrscheinlich Weizen anbauen. 

Wie können Landwirte naturverträglicher wirtschaften?

Pestizide führen langfristig dazu, dass der Ackerboden weniger fruchtbar ist - mit alternativem Dünger soll die Landwirtschaft nachhaltig werden.

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