Nicht nur der Klimawandel stellt den Schwarzwald vor besondere Herausforderungen. Neben Trockenheit oder Schädlingen ist auch die sogenannte Bodenversauerung schon seit Jahren eine Belastung für Flora und Fauna. Helfen soll dabei das Ausbringen von Kalk. Das Ergebnis: ein gesünderer Waldboden, von dem die Bäume profitieren. Im steilen Gelände rund um den Belchen im Südschwarzwald ist das aber nur mit einem Hubschrauber möglich.
Für vitale Wälder auf gesunden Böden
Der saure Regen, eine Folge der Industrialisierung, ist laut Christian Fahrmeier von der Anstalt öffentlichen Rechts Forst Baden-Württemberg (ForstBW) verantwortlich für Schäden im Waldboden. Wichtige Nährstoffe würden durch die Säure ausgewaschen, der Waldboden bleibe dadurch als Lebensraum nur noch eingeschränkt funktionsfähig, so der Experte.
Knapp 14.000 Hektar Staatswald verantwortet die ForstBW in Südbaden. Diese werden etwa alle zehn Jahre gekalkt, wenn der Waldboden mehr Säure enthält, als er sollte. Rund um den Belchen läuft aktuell eine solche Kalkungsmaßnahme.
Hubschrauber mit Kalk kreisen über dem Wald am Belchen
Ein Hubschrauber kreist über dem Wald und wirft mittels eines Streukorbes gemahlenen Kalk über den Bäumen ab. Der feine Staub rieselt auf die Baumwipfel herunter und landet auf dem Waldboden. Spätestens mit dem nächsten Regen wird er in den Boden eingewaschen und hebt über Jahre hinweg den pH-Wert des Bodens auf das ursprüngliche Niveau an.
Einsatz erfordert lange Planungsphase
Rund 200 Tonnen Kalk verteilt der Pilot in seinem Hubschrauber täglich über dem Wald. Keine zwei Minuten dauert ein Flug, dann muss der Streukorb wieder mit einer Baggerschaufel voll Kalk gefüllt werden - so geht das den ganzen Tag in Dauerschleife.
Kalk für gesünderen Waldboden - 70 Hektar am Tag
Gut 70 Hektar Waldfläche schaffen sie so pro Tag. Für Mensch und Tier ist der Kalk ungefährlich. Dennoch bleiben die Waldwege zeitweise gesperrt, um zu verhindern, "dass die Waldbesucher eine Ladung voll Kalk ins Genick bekommen", sagt Forstbezirksleiter Georg Löffler.
Der gesamte Planungsprozess einer Kalkungsmaßnahme dauert rund eineinhalb Jahre. Die kalkungswürdigen Flächen müssen identifiziert werden, die ForstBW schließt daraufhin Flächen wie Biotope, Wasserläufe oder Siedlungen aus. Der Pilot fliegt präzise nach einer ihm vorgegebenen Karte, "sodass der Kalk nur dort ankommt, wo er auch gebraucht wird", erzählt Löffler.
Andere Bundesländer wie Bayern verzichten auf Bodenschutzkalkung und setzen stattdessen auf die Selbstheilungskräfte des Waldes. Auch nahe des Belchen wirkt der Wald auf den ersten Blick gesund, doch die Forstexperten sind sich sicher, dass die Kalkung dem Waldboden bei seiner Regeneration entscheidend hilft.