Mindestens 379 Freiburger Jüdinnen und Juden wurden am 22. Oktober 1940 vom Freiburger Bahnhof von den Nazis ins Lager Gurs deportiert. Mit einer Gedenkfeier haben die Stadt, verschiedene Organisationen und Gemeinden am Dienstag daran erinnert.
Bei strömendem Regen versammelten sich rund 120 Freiburgerinnen und Freiburger auf dem Platz der Alten Synagoge, um an der Gedenkfeier teilzunehmen. Auf dem Gedenkbrunnen, der an eine Synagoge erinnert, die hier einmal stand und in der Pogromnacht 1938 niedergebrannte wurde, legten die Menschen Rosen nieder.
Ulrich von Kirchbach, Freiburgs Bürgermeister für Kultur, Jugend und Soziales:
Persönliche Berichte über Deportation vorgelesen
Schüler des Walter-Eucken-Gymnasiums und Freiburger Bürgerinnen und Bürger lasen am Nachmittag auf dem Platz der Alten Synagoge aus persönlichen Berichten über die Verhaftung. Vertreter der Israelitischen Gemeinde Freiburg und der Egalitären Jüdischen Chawurah Gescher Gemeinde hielten Reden. Danach folgte ein stiller Spaziergang zur Wiwili-Brücke, wo Kränze niederlegt wurden. Vor genau 84 Jahren wurden insgesamt mehr als 6.500 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus Baden, der Pfalz und dem Saarland nach Gurs deportiert.
Freiburgs Kultur- und Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach (SPD) mahnte, dass es gerade jetzt wichtig sei, dass in Freiburg kein Antisemitismus entstehe - mehr als ein Jahr nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der immer noch andauernden israelischen Großoffensive im Gazastreifen. Man solle seinen Mitmenschen mit Respekt begegnen. Deshalb sei das Erinnern in diesem Jahr vielleicht wichtiger denn je, so von Kirchbach.
Viele Insassen des Internierungslagers Gurs starben
Die hygienischen Verhältnisse im Internierungslager Gurs waren miserabel. Viele Menschen starben an Entkräftung und Epidemien. Etwa ein Drittel der dort gefangen gehaltenen Menschen wurde zwischen 1942 und 1944 in den Vernichtungslagern in Osteuropa ermordet. Auf dem Friedhof im ehemaligen Lager befinden sich heute rund 1.000 Gräber. Das Lagergelände in Südfrankreich ist heute eine nationale Gedenkstätte.