Am 22. Oktober 1940

Verhaftet und abtransportiert: Freiburg gedenkt deportierter Mitbürger nach Gurs

Stand
Autor/in
Jan Lehmann
SWR Redakteur Jan Lehmann
Anita Westrup
Anita Westrup ist Reporterin und Redakteurin im SWR Studio in Freiburg.
David Zastrow
David Zastrow

Mit einer Gedenkfeier ist am Dienstag an die Deportation Freiburger Jüdinnen und Juden in das Lager im französischen Gurs erinnert worden. Die Verhaftung war vor 84 Jahren.

Mindestens 379 Freiburger Jüdinnen und Juden wurden am 22. Oktober 1940 vom Freiburger Bahnhof von den Nazis ins Lager Gurs deportiert. Mit einer Gedenkfeier haben die Stadt, verschiedene Organisationen und Gemeinden am Dienstag daran erinnert.

Bei strömendem Regen versammelten sich rund 120 Freiburgerinnen und Freiburger auf dem Platz der Alten Synagoge, um an der Gedenkfeier teilzunehmen. Auf dem Gedenkbrunnen, der an eine Synagoge erinnert, die hier einmal stand und in der Pogromnacht 1938 niedergebrannte wurde, legten die Menschen Rosen nieder.

Ulrich von Kirchbach, Freiburgs Bürgermeister für Kultur, Jugend und Soziales:

Persönliche Berichte über Deportation vorgelesen

Schüler des Walter-Eucken-Gymnasiums und Freiburger Bürgerinnen und Bürger lasen am Nachmittag auf dem Platz der Alten Synagoge aus persönlichen Berichten über die Verhaftung. Vertreter der Israelitischen Gemeinde Freiburg und der Egalitären Jüdischen Chawurah Gescher Gemeinde hielten Reden. Danach folgte ein stiller Spaziergang zur Wiwili-Brücke, wo Kränze niederlegt wurden. Vor genau 84 Jahren wurden insgesamt mehr als 6.500 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus Baden, der Pfalz und dem Saarland nach Gurs deportiert.

Dieses Erinnern ist jedes Jahr wichtig, aber dieses Jahr vielleicht noch wichtiger denn je.

Rosen liegen im Gedenkbrunnen auf dem Platz der Alten Synagoge
Erinnerung an deportierte Jüdinnen und Juden auf dem Gedenkbrunnen der Alten Synagoge in Freiburg.

Freiburgs Kultur- und Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach (SPD) mahnte, dass es gerade jetzt wichtig sei, dass in Freiburg kein Antisemitismus entstehe - mehr als ein Jahr nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der immer noch andauernden israelischen Großoffensive im Gazastreifen. Man solle seinen Mitmenschen mit Respekt begegnen. Deshalb sei das Erinnern in diesem Jahr vielleicht wichtiger denn je, so von Kirchbach.

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