Menschen haben sich auf dem Platz der Alten Synagoge in Freiburg versammelt, am Brunnen liegen Blumen.

Erinnern in Freiburg zum 83. Jahrestag

Gedenken an Deportation Hunderter Juden ins Lager Gurs

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Wera Engelhardt
Wera Engelhardt

Für Hunderte Jüdinnen und Juden aus Freiburg begann am 22. Oktober 1940 ein Martyrium. Eine Gedenkfeier erinnerte jetzt daran. Sie fiel in unruhige Zeiten.

Die Stadt Freiburg, die Israelitische Gemeinde Freiburg und weitere Einrichtungen haben am Freitag mit einer Gedenkfeier an die Deportation Hunderter Freiburger Jüdinnen und Juden in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich vor 83 Jahren erinnert.

Die Veranstaltung stand im Zeichen der Ereignisse in Israel. Die Erinnerung an das Leid und den Tod vieler Jüdinnen und Juden im Lager Gurs müsse konkrete Folgen im Hier und Jetzt haben, sagte die Vorsitzende der Israelitischen Gemeinde in Freiburg, Irina Katz. Es gelte, jüdisches Leben zu verteidigen und Antisemitismus zu bekämpfen.

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Menschen in Gurs fielen Krankheiten und Entkräftung zum Opfer

In das Lager in Gurs wurden 1940 rund 6.500 badische, pfälzische und saarländische Juden deportiert. Die Verhältnisse dort waren miserabel. Viele Menschen starben an Entkräftung und Epidemien. Etwa ein Drittel wurde zwischen 1942 bis 1944 in den Vernichtungslagern im Osten ermordet. Auf dem Friedhof im ehemaligen Lager befinden sich heute rund 1.000 Gräber.

Menschen haben sich auf dem Platz der Alten Synagoge in Freiburg versammelt, am Brunnen liegen Blumen.
Bei einer Gedenkfeier in Freiburg sprach auch die amerikanische Schauspielerin und Filmemacherin Judi Beecher über das Schicksal ihrer Angehörigen, die nach Gurs deportiert wurden. (Archivbild)

Schweigemarsch zum Mahnmal an der "blauen Brücke"

Bei der Gedenkfeier in Freiburg erzählte die amerikanische Schauspielerin und Filmemacherin Judi Beecher von der Verfolgung und Rettung ihrer jüdischen Großeltern Adolf Paul und Alice Reutlinger sowie ihrer Mutter Ronja. Die drei wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Ronja war damals vier Jahre alt. 1942 gelang der Familie die Flucht - mit der Unterstützung vieler Helferinnen und Helfer.

Polizei schützte die Gedenkfeier

Im Anschluss an die Gedenkfeier gab es noch einen Schweigemarsch zum Mantel-Mahnmal auf der Wiwili-Brücke nahe dem Freiburger Hauptbahnhof. Das Denkmal - ein scheinbar auf der Brüstung der Brücke zurückgelassener Mantel aus Bronze - soll auf den Ausgangspunkt der Deportation aufmerksam machen.

Ein Mantel aus Bronze liegt flach auf der Brüstung einer Brücke.
Der Mantel aus Bronze auf der Wiwili-Brücke in Freiburg soll an die im Jahr 1940 in das Lager Gurs in Südfrankreich deportierten Jüdinnen und Juden aus Freiburg erinnern.

Polizistinnen und Polizisten schützten die Veranstaltung. Ein Sprecher der Freiburger Polizei hatte im Vorfeld mitgeteilt, es gebe keine Hinweise darauf, dass die Feier gestört werden könnte, dies könne angesichts der dynamischen Lage aber auch nicht ausgeschlossen werden. Bis zum späten Nachmittag verlief alles friedlich und ohne Zwischenfälle.

Versuchter Brandanschlag in Berlin

Seit dem Angriff der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel hatte es mehrfach pro-palästinensische Demonstrationen in deutschen Städten gegeben, bei denen einige Teilnehmer die Hamas bejubelten. In Berlin ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft nach einem versuchten Brandanschlag auf eine Synagoge.

Weitere Informationen zum Internierungslager Gurs und das Gedenken

Karlsruhe

Zum Holocaust-Gedenktag Karlsruhe: Neue Website zur Geschichte der Deportation badischer Juden 1940 nach Gurs

Im Karlsruher Generallandesarchiv wurde eine neue Website vorgestellt, die Informationen zur Deportation der jüdischen Bevölkerung aus dem Südwesten ins südfranzösische Gurs bündelt.

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