Hunderte Traktoren mit französischen Kennzeichen fahren seit rund 15:30 Uhr über die Europabrücke zwischen Straßburg und Kehl - angemeldet hatten sich rund 300. Der Traktorkolonne haben sich auch einige Landwirte des Deutschen Bauernverbands (DBV) angeschlossen. Sie hatten seit rund 15 Uhr in Kehl auf ihre elsässischen Kollegen gewartet. Begleitet werden sie von der Polizei. Während der Protestaktion ist die Brücke für Autofahrer gesperrt. Die Tram fährt aktuell nicht.
Die Blockade der Europabrücke begann wie angekündigt gegen 15 Uhr: Zunächst wurde die Fahrbahn von Straßburg nach Kehl (Ortenaukreis) gesperrt. Später folgte dann die Sperrung der Fahrbahn von Kehl nach Frankreich.
Welche Alternativen gibt es, wenn die Europabrücke in Kehl gesperrt ist?
Die Europabrücke wird bis voraussichtlich 22 Uhr vollständig gesperrt sein, schreibt die Stadt Kehl. Im Busverkehr ist mit Behinderungen zu rechnen.
Wer eine Alternative mit dem Auto sucht, der kann über die Pierre-Pflimlin-Brücke fahren, die rund fünf Kilometer südlich von Straßburg/Kehl liegt. Alternativ kann der Rheinübergang zwischen Freistett (Ortenaukreis) und Gambsheim (Elsass) genutzt werden, der nördlich von Kehl liegt. Die Umleitung ist ausgeschildert.
Worum geht es bei den französischen Bauernprotesten genau?
Zu dem Protest aufgerufen hatte die Gewerkschaft FDSEA in Bas-Rhin. Sie ist gegen das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur. "Wir sind gegen den Abschluss eines unausgewogenen Abkommens, das imstande ist, einen Teil der französischen Landwirtschaft zu zerstören", sagte Arnaud Rousseau. Er ist Chef der Landwirtschaftsgewerkschaft FNSEA und hatte mit der Zeitung "La Tribune Dimanche" gesprochen. Das Abkommen müsse grundlegend geändert werden. Es respektiere weder das Pariser Klimaabkommen noch gleiche Produktionsbedingungen.
Auch badische Bauern protestieren gegen Feihandelsabkommen
Auch der badische Landwirt Alexander Heitz, der am Montag ebenfalls demonstriert, kritisiert das Abkommen in seiner jetzigen Form: "Wir befürchtet, dass unsere regionale Landwirtschaft dadurch massiv beeinträchtigt wird." Für ihn seien es "unfaire Wettbewerbsbedingungen", wenn südamerikanische Produkte zollfrei nach Europa exportiert werden dürften. Heitz betreibt einen Bullenmastbetrieb in Querbach, einem Ortsteil von Kehl.
Emmanuel Macron will Abkommen so nicht unterzeichnen
Der französische Staatschef Emmanuel Macron befindet sich derzeit auf einer mehrtägigen Reise in Lateinamerika. Nach einem Gespräch mit dem argentinischen Präsidenten Javier Milei sagte Macron am Sonntag, er habe klargemacht, dass Frankreich das Abkommen in seiner jetzigen Form nicht unterzeichnen werde. Macron zählt in der EU zu den schärfsten Kritikern des umstrittenen Vertrags.
Neben Frankreich sind auch Polen und Österreich dagegen. Deutschland, Spanien und Italien werben hingegen für das Abkommen. Das EU-Mercosur-Abkommen soll vor allem Zölle abbauen und damit den Handel ankurbeln.
Freihandelsabkommen mit Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay
Mit dem Abkommen zwischen der EU und dem Mercosur-Bündnis würde eine der weltweit größten Freihandelszonen mit mehr als 700 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner entstehen. Es soll vor allem Zölle abbauen und damit den Handel ankurbeln. Zum Gemeinsamen Südamerikanischen Markt (Mercosur-Bündnis) gehören Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und seit Juli 2024 auch Bolivien.
Bauernproteste im Elsass Anfang des Jahres 2024
Schon Anfang des Jahres hatten die französischen Landwirte tagelang protestiert. Mit vor allem Autobahnblockaden demonstrierten sie gegen sinkende Einnahmen, Umweltvorschriften aus Brüssel und ihrer Meinung nach zu vielen Vorgaben. Im nördlichen Elsass blockierten die französischen Landwirte im Januar beispielsweise die Autobahn A35 vor Straßburg. Insgesamt 500 Landwirte machten mit ihren 400 Traktoren ein Durchkommen in der Eurometropole unmöglich. Die damalige Regierung sagte ihnen umfassende Hilfen zu.