Hunderte Traktoren mit französischen Kennzeichen demonstrierten am Montagnachmittag an der Europabrücke zwischen Straßburg und Kehl - angemeldet hatten sich rund 300. Ihnen haben sich auch Landwirte des Deutschen Bauernverbands (DBV) mit zehn Traktoren angeschlossen. Sie hatten am Montagnachmittag in Kehl auf ihre elsässischen Kollegen gewartet, um dann gemeinsam über die Europabrücke zu fahren. Die Fahrten über die Brücke dauerten laut Polizei rund zwei Stunden. Anschließend begann eine Kundgebung auf der französischen Seite. Die Brücke sollte bis 22 Uhr gesperrt bleiben. Im Busverkehr rechnete die Stadt Kehl mit Behinderungen.
Die Blockade der Europabrücke begann wie angekündigt gegen 15 Uhr: Zunächst wurde die Fahrbahn von Kehl (Ortenaukreis) nach Straßburg nach gesperrt. Später folgte dann die Sperrung der Fahrbahn von Frankreich nach Deutschland.
Welche Alternativen gibt es, wenn die Europabrücke in Kehl gesperrt ist?
Wer eine Alternative mit dem Auto suchte, konnte über die Pierre-Pflimlin-Brücke fahren, die rund fünf Kilometer südlich von Straßburg/Kehl liegt. Alternativ konnte der Rheinübergang zwischen Freistett (Ortenaukreis) und Gambsheim (Elsass) genutzt werden, der nördlich von Kehl liegt.
Worum geht es bei den französischen Bauernprotesten genau?
Zu dem Protest aufgerufen hatte die Gewerkschaft FDSEA in Bas-Rhin. Sie ist gegen das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur. "Wir sind gegen den Abschluss eines unausgewogenen Abkommens, das imstande ist, einen Teil der französischen Landwirtschaft zu zerstören", sagte Arnaud Rousseau. Er ist Chef der Landwirtschaftsgewerkschaft FNSEA und hatte mit der Zeitung "La Tribune Dimanche" gesprochen. Das Abkommen müsse grundlegend geändert werden. Es respektiere weder das Pariser Klimaabkommen noch gleiche Produktionsbedingungen.
Auch badische Bauern protestieren gegen Feihandelsabkommen
Auch der badische Landwirt Alexander Heitz, der am Montag ebenfalls demonstrierte, kritisiert das Abkommen in seiner jetzigen Form: "Wir befürchtet, dass unsere regionale Landwirtschaft dadurch massiv beeinträchtigt wird." Für ihn seien es "unfaire Wettbewerbsbedingungen", wenn südamerikanische Produkte zollfrei nach Europa exportiert werden dürften. Heitz betreibt einen Bullenmastbetrieb in Querbach, einem Ortsteil von Kehl.
Emmanuel Macron will Abkommen so nicht unterzeichnen
Der französische Staatschef Emmanuel Macron befindet sich derzeit auf einer mehrtägigen Reise in Lateinamerika. Nach einem Gespräch mit dem argentinischen Präsidenten Javier Milei sagte Macron am Sonntag, er habe klargemacht, dass Frankreich das Abkommen in seiner jetzigen Form nicht unterzeichnen werde. Macron zählt in der EU zu den schärfsten Kritikern des umstrittenen Vertrags.
Neben Frankreich sind auch Polen und Österreich dagegen. Deutschland, Spanien und Italien werben hingegen für das Abkommen. Das EU-Mercosur-Abkommen soll vor allem Zölle abbauen und damit den Handel ankurbeln.
Freihandelsabkommen mit Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay
Mit dem Abkommen zwischen der EU und dem Mercosur-Bündnis würde eine der weltweit größten Freihandelszonen mit mehr als 700 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner entstehen. Es soll vor allem Zölle abbauen und damit den Handel ankurbeln. Zum Gemeinsamen Südamerikanischen Markt (Mercosur-Bündnis) gehören Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und seit Juli 2024 auch Bolivien.
Bauernproteste im Elsass Anfang des Jahres 2024
Schon Anfang des Jahres hatten die französischen Landwirte tagelang protestiert. Mit vor allem Autobahnblockaden demonstrierten sie gegen sinkende Einnahmen, Umweltvorschriften aus Brüssel und ihrer Meinung nach zu vielen Vorgaben. Im nördlichen Elsass blockierten die französischen Landwirte im Januar beispielsweise die Autobahn A35 vor Straßburg. Insgesamt 500 Landwirte machten mit ihren 400 Traktoren ein Durchkommen in der Eurometropole unmöglich. Die damalige Regierung sagte ihnen umfassende Hilfen zu.