Es sind Momentaufnahmen eines großen Augenblicks in der elsässischen Geschichte, Bilder voller Emotionen: Die Ankunft der amerikanischen Truppen im Bruche-Tal. Rund 40 Fotos hat das Mémorial de l'Alsace-Moselle in Schirmeck zusammengetragen - für die Ausstellung "Dans les yeux de la libération" (Im Augenblick der Befreiung).
Der 23. November 1944: Es ist der Tag der Befreiung Straßburgs, aber auch der Tag, an dem zwei Divisionen der amerikanischen Truppen das Bruche-Tal am Rande der Vogesen erreichen. Sie kommen über einen Pass bei der kleinen Ortschaft Saâles und rücken binnen weniger Tage zum Ausgang des Tals bei Niederhaslach vor.
Kleine Scharmützel, keine großen Kämpfe
Es habe bei der Befreiung des Bruche-Tals kleinere Gefechte gegeben, erklärt Mélanie Collin, Kuratorin der Ausstellung, aber keine größeren Kämpfe. "Die Deutschen zogen sich zurück, denn sie fürchteten, eingekesselt zu werden, von den Truppen weiter im Norden, die Straßburg befreit hatten", so Collin.
Viele der Fotos, die man im Mémorial zusammengetragen hat, zeigen eine erschöpfte amerikanische Truppe. Und für die amerikanischen Soldaten war der Krieg noch nicht vorüber. Es gibt aber auch für sie Momente der Freude bei den Begegnungen mit den Menschen im Tal. "Ich denke, es ist ein guter Spiegel für die Stimmung die im Augenblick der Befreiung herrschte", meint Mélanie Collin.
Familien posieren mit amerikanischen Soldaten
Gut zur Hälfte stammen die Bilder der Ausstellung aus amerikanischen und französischen Archiven. Die übrigen Bilder hat die Bevölkerung des Bruche-Tals zur Verfügung gestellt.
"Wir hatten einen Aufruf gemacht, um Bilder einbeziehen zu können, die die Familien von diesem Moment gemacht hatten. Also man findet auch private Bilder - Familien, die mit den amerikanischen Soldaten posieren oder einfach Momentaufnahmen der Ereignisse."
Collette Augst hat im Album der Mutter geblättert
Einige Fotos sind Dachbodenfunde ohne weitere Informationen. Andere stammen aus gut gehüteten Familienalben, in denen Menschen ihre Erlebnisse auch schriftlich dokumentiert haben - etwa die damals 19-jährige Jeanne Schell.
Schells Tochter Collette Augst hat anlässlich der Ausstellung im Album der Mutter geblättert. Und ein Foto beigesteuert: Die damals 19-jährige Jeanne Schell posiert darauf mit amerikanischen Soldaten und zwei Mädchen vor dem Haus der Familie. "Meine Mutter hat alles Mögliche mitgemacht. Sie hat Dinge erlebt. Puh."
Auch von einer Kassette erzählt die Dame, von Aufnahmen einer Befragung zum Lager in Schirmeck. Auch das ist nämlich Teil der Befreiungsgeschichte des Tals: Am 25. November 1944 stoßen die amerikanischen Befreier hier auf das Umerziehungslager in Schirmeck und auch auf das KZ Natzweiler-Struthof, das oberhalb des Tals in den Bergen liegt.
Nazis hatten KZ bereits evakuiert
"Als die Amerikaner das KZ entdeckten, war es schon leer. Es war seit mehreren Wochen evakuiert. Auch das Lager in Schirmeck, ein Umerziehungslager für Elsässer und Moselaner. Aber es waren zu diesem Zeitpunkt die ersten Lager im Westen, die entdeckt worden waren", erklärt Ausstellungskuratorin Mélanie Collin.
Während viele schriftliche Dokumente Einblick in die Geschehnisse dieser Tage geben, sind Fotos aus den Tagen der Befreiung laut Collin eher rar. 44 Fotos konnten die Ausstellungsmacher insgesamt zusammenstellen. Und Grafikerinnen und Grafiker mussten viel Zeit investieren, um aus kleinformatigen Originalaufnahmen große Abzüge erstellen zu können.
Ergänzend zur temporären Ausstellung "Dans les yeux de la libération" findet man aber auch in der Dauerausstellung des Mémorial Alsace-Moselle viele Informationen zu Annektierung und Befreiung des Elsass. Und nicht nur das: Auch der Erste Weltkrieg wird thematisiert und die Hoffnung auf Frieden in einem vereinten Europa.
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