Der Weihnachtsbaum soll den Stuttgarter Schlossplatz in Adventsstimmung versetzen.

Das war diese Woche besonders

Wochenrückblick Stuttgart: Diese familiäre Vorgeschichte hat der Weihnachtsbaum vom Schlossplatz

Stand
Autor/in
Christian Spöcker
Christian Spöcker, SWR

Was den Weihnachtsbaum mit einem Baby aus Sulzbach verbindet und was verdünnter Glühwein mit Sport zu tun hat - das und mehr im Wochenrückblick für die Region Stuttgart.

Hallo, ich bin Christian Spöcker, Redakteur im Studio Stuttgart.

Ein Baum vom Land hat mitten in der Stadt seinen (letzten) großen Auftritt

Als ich diese Woche auf der A8 nach Stuttgart zur Arbeit gefahren bin, bekam ich auf dem Navi neben der Autobahn etwas angezeigt: "Drei Lebensbäume" stand dort - wie ich später herausfand, der Name eines Parks im Enzkreis. Da musste ich an eine Geschichte aus dieser Woche denken: Den Weihnachtsbaum in Stuttgart. Denn auch der ist in gewisser Weise ein "Lebensbaum".

Stuttgart

Dorfgigant zieht in die Landeshauptstadt Weihnachtsbaum am Schlossplatz in Stuttgart aufgestellt

Er ist der neue Star in Stuttgart. Mit seinen 24 Metern soll der Weihnachtsbaum die Adventszeit am Schlossplatz einläuten. Dabei ist der Gigant das Großstadtleben nicht gewohnt.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Der Weihnachtsbaum wurde vor 60 Jahren in Bushof/Sulzbach an der Murr (Rems-Murr-Kreis) zu Ehren eines Neugeborenen gepflanzt - dem heute 60-jährigen Frank Gruber, der noch heute dort lebt. Und nun wurde der Baum, den sein Vater 1963 aus Freude über seinen kleinen Bub gepflanzt hat, gefällt - das waren unsere Informationen vom Tag des Aufstellens.

Beim Gedanken an diesen Artikel fiel mir auch dieser Songtitel ein, "Mein Freund, der Baum". Ich habe ihn bisher noch nie gehört, sondern kannte nur den Titel. Wenn ich nun den Songtext google, lese ich Zeilen, die auch hier passen... "Mein Freund der Baum ist tot / Er fiel im frühen Morgenrot".... Aber hört selbst.

Ein Song voller Drama. Und man kann es noch dramatischer sehen. Denn Frank Grubers "Lebensbaum" hat mit der Fahrt nach Stuttgart, wo er aufgestellt wurde, schließlich in gewisser Weise seine letzte Reise angetreten. Diese eher düstere Sichtweise würde auch zum Monat November passen, in dem es traditionell um Themen wie Vergänglichkeit geht.

Oder man sieht es positiv und denkt sich: Der Baum hat nun seinen großen Auftritt, mitten in der Landeshauptstadt, wird dort von unzähligen Menschen angesehen, die sich über ihn und die bevorstehende Weihnachtszeit freuen!

Das ist der Baum aus Sulzbach, der nun auf dem Stuttgarter Schlossplatz steht.
Da stand er noch in Bushof/Sulzbach, der heutige Stuttgarter Weihnachtsbaum...

Im Artikel war diese persönliche Geschichte aus Bushof/Sulzbach an der Murr eher ein kleiner Randaspekt. Daher habe ich nun mit Familie Gruber Kontakt aufgenommen, um zu erfahren: Wie sieht es Frank Gruber selbst - gehört er bei diesem Thema zum "Team Glas halbvoll" oder eher zur anderen Mannschaft? Die Familie hat mir am Freitag erzählt, er sehe das Ganze eher nüchtern:

Das ist okay für ihn.

Es stellt sich heraus, dass Frank Gruber selbst Waldbesitzer ist. Daher ist das Bäumefällen für ihn eigentlich so alltäglich wie für einen Bäcker das Brezelbacken. "Wer weiß, ob der Baum die nächsten Sommer noch überlebt hätte", sagt die Familie mit Blick auf die zunehmende Hitze. "Es war höchste Zeit, ihn um zu machen", finden die Grubers. Denn der Baum sei mittlerweile derartig gewachsen, dass der den heutigen Grundstückseigentümern immer mehr Probleme bereitet habe.

So sah der Weihnachtsbaum zu seiner Zeit in Bushof aus.
Die Wurzeln des Baums wuchsen derartig, dass sich im angrenzenden Haus ein Riss bildete.

Die Grubers sind übrigens vor Jahrzehnten aus Platzgründen im selben Ort in einen Neubau gezogen, weshalb der Baum ihnen seitdem natürlich nicht mehr gehört. Gespendet wurde er somit von den heutigen Eigentümern, die dort wohnen.

Das ist der Baum aus Sulzbach, der nun auf dem Stuttgarter Schlossplatz steht.
Tag des Abschieds: Der Baum wird auf einen Lkw geladen und nach Stuttgart transportiert.

"A bissle Wehmut" sei schon dabeigewesen, als Frank Gruber mithalf, den Baum zu fällen, erzählt die Familie. Doch dass der Baum nun auf dem Stuttgarter Schlossplatz steht, das sei insgesamt ein "krönender Abschluss" für den Baum - und der ganze Ort freue sich darüber.

Wir sind alle total stolz auf den Baum, dass er jetzt einen schönen Platz hat und nicht in ein paar Jahren als Brennholz geendet wäre.

Der Weihnachtsbaum soll den Stuttgarter Schlossplatz in Adventsstimmung versetzen.
Der Baum am Mittwoch in Stuttgart auf dem Stuttgarter Schlossplatz, bevor er bald Adventsstimmung verbreiten soll

Es gibt ja das Sprichwort, man sollte im Leben "ein Haus bauen, einen Sohn zeugen und einen Baum pflanzen." Ob Sohn oder Tochter, ist natürlich egal, finde ich. Und ein Haus bauen? Naja, man kann ja auch als Wohnungseigentümer oder Mieter glücklich sein...

Die Abstimmung ist bereits beendet.

Was wollt ihr gerne im Leben erreichen - oder habt es vielleicht schon?

Es konnten maximal 3 Antworten pro Abstimmung abgegeben werden.

  • Ein Haus bauen 53,2%
  • Eine Wohnung kaufen 21,3%
  • Mieten ist auch okay. Außerdem, die Immo-Preise!! 12,0%
  • Einen Baum pflanzen 67,6%
  • Wer braucht schon einen Baum, wenn man auch ne Palme kaufen kann?! 6,5%
  • Ein oder mehrere Kinder 77,3%
  • Mein Leben ist auch ohne eigene Kinder top. 12,5%

Hinweis: Das Abstimmungsergebnis zeigt ein Meinungsbild unserer Nutzer*innen und ist nicht repräsentativ.

Über dieses Thema hat SWR4 am 8.11.2023 berichtet.

Schüsse im Mercedes-Benz-Werk und die Frage nach dem Warum

Die Schüsse im Mercedes-Benz-Werk in Sindelfingen (Kreis Böblingen) haben die Menschen in der Region erschüttert - und sie wirken noch immer nach, wie wir aus Gesprächen mit Menschen in Sindelfingen erfahren haben. Nach der Tat im Mai wurde auch darüber gerätselt, was die Ursache für die Tat gewesen sein könnte - ein Streit unter Arbeitskollegen? Nun steht ein Türke vor dem Stuttgarter Landgericht, der seine zwei Vorgesetzten erschossen haben soll, die ebenfalls türkische Wurzeln hatten.

Sindelfingen

"Tat aus Verzweiflung" Mord-Prozess: Angeklagter gesteht Schüsse bei Mercedes in Sindelfingen

Am 11. Mai 2023 fallen im Mercedes-Benz-Werk in Sindelfingen Schüsse. Zwei Menschen sterben. Der Angeklagte bedauert die Tat vor Gericht und sagt, er sei gemobbt worden.

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Er hat die Tat am ersten Prozesstag zugegeben. Seine Erklärung der Hintergründe: Es habe indirekt mit der Politik in der Türkei zu tun und seiner Angst, er müsse ohne den Job im Sindelfinger Mercedes-Benz-Werk Deutschland verlassen und dorthin zurück. Die Tat sei, so ergibt sich aus seinen Schilderungen, nach einem Gespräch mit einem der Vorgesetzten an diesem Tag spontan geschehen, denn der Mann habe ihm mitgeteilt, er werde nicht übernommen.

Auch wenn ich natürlich Journalist und kein Jurist bin, habe ich mir zumindest gemerkt: Ob ein Gericht etwas als Mord oder als Totschlag einstuft (und damit weniger hart bestraft), hängt von mehreren Faktoren ab. Dazu gehört unter anderem, ob die Tat von langer Hand geplant war oder ob sich ein Angeklagter spontan zu Gewalt hinreißen ließ - beispielsweise durch eine Provokation vor einem Wirtshaus, die zu tödlichen Schlägen mit einem Bierglas führt.

Außerdem beurteilen Gerichte dabei, ob "niedrige Beweggründe" erkennbar sind und damit ein Mordmerkmal vorliegt - im Fall gewalttätiger Neonazis zum Beispiel purer Hass auf bestimmte Menschengruppen. Im Prozess vor dem Stuttgarter Landgericht ließ der Angeklagte erklären, er bedauere die Tat und sie habe eine Vorgeschichte, die mit der türkischen Politik zu tun habe. Und die Waffe habe er immer dabei gehabt, weil er in der Vergangenheit bedroht worden sei. Ob das Gericht der Erklärung des Angeklagten folgt, wonach es sich um eine ungeplante Tat im Zustand eines "Blackout" handelte, das wird der weitere Prozessverlauf zeigen - wir werden natürlich weiter über das Verfahren berichten.

Über dieses Thema hat SWR1 am 9.11.2023 berichtet.

Was Eishockey-Fans mit verdünntem Glühwein zu tun haben

Jemand hat unsere Redaktion auf einen Aushang über verdünnten Glühwein im Eissportstadion auf der Waldau in Stuttgart-Degerloch aufmerksam gemacht - verbunden mit der Frage "Was soll denn der Schwachsinn? Gibt's dann auf dem Weihnachtsmarkt auch nur Glühwein mit Wasser?"

Stuttgart

Vorgabe der Stadt Stuttgart: Bistro verdünnt bei Sportevents Glühwein

Wer ins Eissportstadion auf der Waldau geht, bekommt dort manchmal verdünnten Glühwein. Die Stadt argumentiert mit "Gastmannschaften mit Problemfan-Potential".

SWR4 am Nachmittag SWR4

Wir haben nachgefragt und es stellte sich heraus: Es liegt an Eishockey-Fans, genauer gesagt an "Gastmannschaften mit Problemfan-Potenzial", wie es ein Stadtsprecher formuliert hat.

Interessant ist der Spagat, den das Bistro im Eissportstadion auf der Waldau in diesem Fall machen muss, wenn es Fans Glühwein anbieten will: Denn einerseits darf sich offenbar nur das "Glühwein" schimpfen, was mindestens sieben Prozent Alkoholgehalt hat, sonst ist die Bezeichnung "Glühwein" tabu. Damit hat sich meine Kollegin schon in einem vergangenen Wochenrückblick beschäftigt. Andererseits darf der Glühwein bei Eishockey-Spielen auf der Waldau über höchstens sechs Prozent Alkoholgehalt verfügen.

Außerdem stellt sich mir die Frage: Wenn das Bistro den Glühwein schließlich auf maximal sechs Prozent verdünnt - darf es ihn dann überhaupt noch als Glühwein bezeichnen oder muss es auf seinen Schildern im Lokal eine andere Bezeichnung dafür verwenden?

So absurd die Frage auch klingt: Ein anderes Beispiel zeigt, dass es in der Praxis oft sehr wohl auf solche Detailfragen ankommt. Denn in Baden-Württemberg geben Behörden eine Definition darüber vor, was als "Döner Kebab" bezeichnet werden darf. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart teilt mit, was einen Hackfleischanteil von mehr als 60 Prozent habe, sei kein "Döner".

Ein Hackfleischanteil von maximal 60 Prozent ist zulässig, mehr nicht.

Andernfalls dürfen Imbisse nicht von "Döner" sprechen, sondern müssen andere Bezeichungen wie "Hackfleischzubereitung am Spieß" verwenden, erklären die Behörden. Wo "Döner" draufsteht, muss also auch "Döner" drin sein. Müsste es dann im Bistro auf der Waldau strenggenommen nicht "Erwärmtes Weingetränk mit Zimt-Note und einem durch Menschenhand leicht reduzierten Alkoholgehalt" heißen? Puh, knifflig...

Über dieses Thema hat SWR4 am 7.11.2023 berichtet.

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