Beim Bahnprojekt Stuttgart 21 steht erneut ein Jahr an, in dem viele wichtige Entscheidungen getroffen werden dürften, wie es mit dem Projekt weitergeht. Eigentlich sollte der neue Stuttgarter Bahnknoten mit dem teuren Tiefbahnhof schon Ende 2025 in Betrieb gehen - so war zumindest die Planung bis vor einigen Monaten. Nun verzögert sich der Start von Stuttgart 21 um ein Jahr bis Dezember 2026.
Fortschritte am Tiefbahnhof in Stuttgart
Der Tiefbahnhof in der Stuttgarter Innenstadt soll bis Ende 2025 so gut wie fertig sein. Aktuell ist geplant, dass die Gleisanlagen in der Halle bis zum Frühjahr fertig sind. Auf dem Plan steht die Verlegung der Natursteinbeläge auf den Bahnsteigen und der Einbau von Rolltreppen sowie Aufzügen. Anschließend sind nur noch Restarbeiten wie die technische Gebäudeausrüstung und die Ausstattung der Halle geplant.
Rechtliche und finanzielle Hürden müssen noch geklärt werden
Die Fertigstellung des rund elf Kilometer langen Pfaffensteigtunnels wird frühestens im Jahr 2032 erfolgen. Daher muss die Gäubahn voraussichtlich ab 2026 vom Stuttgarter Hauptbahnhof abgehängt werden. Für Pendlerinnen und Pendler könnte das bedeuten, dass sie ab 2026 in Stuttgart-Vaihingen auf Stadt- und S-Bahnen umsteigen müssen.
Wegen der Gäubahnabkopplung klagen Umweltverbände dagegen, dass der Kopfbahnhof abgebaut werden darf. Das Stuttgarter Verwaltungsgericht befasst sich damit im Februar. Außerdem hat das Gericht entschieden, dass die Bahn die Mehrkosten von Stuttgart 21 alleine tragen muss. Die Bahn möchte noch gegen das Urteil vorgehen. Wie die Digitalisierung des Bahnknotens und der Bau des sogenannten Pfaffensteigtunnels finanziert werden sollen, ist noch unklar.
Die Digitalisierung bleibt ein komplexes Thema: Die dritte Stufe des Projekts, die auch die gesamte Region Stuttgart umfassen soll, ist weiterhin in der Schwebe, da die nötigen Haushaltsmittel bislang nicht von der Bahn abgerufen wurden. Die Vorarbeiten für die dritte Stufe seien aber weiterhin geplant für das kommende Jahr.
Lenkungskreis tagte in Stuttgart S21 und Digitaler Knoten: Streit um finanzielle Mittel auf Pressekonferenz
Nach der Lenkungskreissitzung ist klar: Die Projektpartner haben kein Verständnis mehr für das Vorgehen der Bahn beim Digitalen Bahnknoten.
Der Flughafenbahnhof soll Form annehmen
Die Station am Flughafen Stuttgart, die künftig Fern- und Regionalzüge an den Flughafen anbinden soll, geht ebenfalls voran. Der Rohbau des Bahnhofs soll im Frühjahr 2025 abgeschlossen sein. Ab diesem Zeitpunkt beginnen die Arbeiten an den Oberleitungen, der Fahrbahn sowie dem Eingangsgebäude, das direkt an der Messe Stuttgart liegt. Auch diese Station soll nach der Fertigstellung des Tiefbahnhofs Ende 2026 in Betrieb gehen.
Sieben Milliarden teurer als geplant Streit um Mehrkosten von Stuttgart 21: Bahn will in Berufung gehen
Im Streit um die Mehrkosten beim Milliardenprojekt Stuttgart 21 möchte die Bahn in die nächste Instanz gehen. Wie die Bahn mitteilte, hat sie die Zulassung auf Berufung beantragt.
Erste Testfahrten stehen an
Die ersten Testfahrten hat die Bahn bereits im ersten Halbjahr geplant. Bei sogenannten Hochtastfahrten wird ein spezieller Test-ICE auf Geschwindigkeiten von bis zu 275 Kilometer pro Stunde beschleunigt, um die Sicherheit für den späteren Betrieb mit Tempo 250 zu gewährleisten. Diese Testfahrten finden auf den Strecken zwischen dem Fildertunnel und dem Bahnhof Merklingen auf der Schwäbischen Alb statt, die bereits seit 2022 in Betrieb sind. Ab Ende 2025 könnten auch im Stuttgarter Tiefbahnhof schon erste Züge im Testbetrieb fahren.