ein Stecker wird gezogen (Symbolbild)

Kunden müssen zum Teil in Grundversorgung

Stadtwerke Herrenberg beenden alle Stromverträge

Stand

Die Herrenberger Stadtwerke ziehen die Reißleine. Zum Jahreswechsel kann laut Stadtverwaltung nur noch knapp die Hälfte der bisherigen Kundinnen und Kunden mit Strom versorgt werden.

Die Stadtwerke Herrenberg (Kreis Böblingen) lassen alle bestehenden Stromverträge auslaufen. Damit reagiere man auf die "andauernd angespannte Situation auf dem Energiemarkt", teilte die Stadtverwaltung am Mittwoch mit. Wer einen neuen Liefervertrag abschließen möchte, könne den Vertrag online oder in Papierform bei den Stadtwerken abgeben. Allerdings könnten dann nur rund 45 Prozent der bisherigen Kundinnen und Kunden mit Strom versorgt werden.

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Stadt Herrenberg: Grundversorger springt ein

Alle, die keinen neuen Vertrag bei den Stadtwerken abschließen möchten oder für die kein Kontingent mehr zur Verfügung steht, werden automatisch mit den Konditionen des Grundversorgers EnBW beliefert, so die Informationen der Stadtverwaltung weiter. Die Kundinnen und Kunden werden in diesen Tagen per Post informiert, dass der Preis pro Kilowattstunde von derzeit 26,35 auf 44,18 Cent steigen werde. Auch der monatliche Grundpreis werde auf 15,52 Euro angehoben.

"Der Einkauf an den Energiemärkten ist in diesem Jahr kaum noch kalkulierbar."

Die Preise seien kurzfristig außergewöhnlich hohen Schwankungen unterworfen und forderten schnelle Reaktionen, teilweise sei der Handel ganz ausgesetzt, begründet Stadtwerke-Leiter Karsten Kühn das Vorgehen. "Wir müssen mehrmals täglich die Beschaffungsstrategie anpassen."

Die Stadtwerke argumentieren also, die Preise, zu denen sie Strom auf den Energiemärkten einkaufen, seien derzeit kaum vorab kalkulierbar, weil sie sich ständig drastisch änderten. Gleichzeitig haben sich die Stadtwerke per Vertrag dazu verpflichtet, ihren Kunden zu einem bestimmten Preis Strom zu liefern. Offenbar ist es dieser schwierige Spagat, der nun dazu führt, dass die Stadtwerke allen Kunden kündigt.

Verbraucherzentrale rät: Preise vergleichen

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg teilt dem SWR zu der Kündigungswelle bei den Stadtwerken Herrenberg mit, betroffene Kunden seien jetzt vielleicht besser beraten, dort keinen neuen Vertrag zu möglicherweise höheren Preisen zu beantragen. Denn möglicherweise sei es für sie günstiger, jetzt in der Grundversorgung zu bleiben. Diese soll - wie bereits erwähnt - in diesem Fall der Energiekonzern EnBW bereitstellen. Die Verbraucherschützer empfehlen grundsätzlich, im Falle solcher Kündigungen die Preise zu vergleichen.

EnBW: Vorfälle wie in Herrenberg gibt es zur Zeit "nur vereinzelt"

EnBW teilt dem SWR mit, man springe nun ein und werde die betroffenen Ex-Kunden der Herrenberger Stadtwerke mit Strom versorgen. Allerdings müsse der Konzern für sie dann extra Strom am Energiemarkt einkaufen - und das zu den aktuell hohen Preisen. "Daraus ergeben sich Mehrkosten für die EnBW", so der Konzern. Welche Folgen das wiederum für die Preise der EnBW-Tarife konkret haben wird, dazu macht das Unternehmen keine genauen Angaben.

Gas wird teurer - Verträge bleiben

Beim Erdgas sind die Stadtwerke - anders als beim Strom - Grundversorger für die Bevölkerung in Herrenberg. Allerdings steige auch der Gaspreis - und zwar erneut: Zuletzt wurde er zum 1. Oktober 2022 erhöht. Für einen Gasverbrauch von bis zu 3.400 Kilowattstunden zahlen die Kunden zum 1. Januar statt 25,73 Cent dann 30,81 Cent pro Kilowattstunde. Der Grundpreis bleibe gleich. Die Stadt weist darauf hin, dass allen Kundinnen und Kunden angesichts der Tarifsteigerungen ein Kündigungsrecht zum Jahreswechsel zusteht.

Weitere kurzfristige Veränderungen nicht ausgeschlossen

Nach den jetzt angekündigten Maßnahmen schließen die Stadtwerke weitere Veränderungen nicht aus. Stadtwerke Leiter Kühn sagte: "Wir rechnen auch im Jahr 2023 mit weiteren Turbulenzen am Energiemarkt und müssen angesichts der starken Preisschwankungen leider weiterhin kurzfristig auf die Entwicklungen reagieren."

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