Der Verkauf von Elektroautos stockt in RLP. Es wird eher geleast. Gründe dafür sind unter anderem Unsicherheiten beim Thema laden und eine geringe Reichweite, der Wegfall von Förderungen im Jahr 2024 und das Thema Akkutausch.

Elektromobilität in der Krise

Bedenken wegen Akku, Ladestationen und fehlender Förderung: Verkauf von Elektroautos in RLP stockt

Stand
Autor/in
Susanne Weber
Bild von Susanne Weber, Redakteurin bei SWR Aktuell in Rheinland-Pfalz

In Rheinland-Pfalz werden 2024 weniger Elektroautos verkauft als zuvor. Bedenken gibt es bei den Themen Akku, Reichweite, Ladestationen und Prämien. Für wen lohnt sich ein Kauf noch?

Das Interesse an E-Autos hat seit Ende 2023 deutlich nachgelassen. Die Stromer erweisen sich als Ladenhüter.

In den ersten sechs Monaten 2024 sind in Rheinland-Pfalz rund 56.000 Pkw neu zugelassen worden. Laut Statistischem Landesamt hatten davon gut 7.700 Fahrzeuge einen reinen Elektroantrieb. Das entspricht einem Anteil von 14 Prozent. In den Jahren zuvor lag der Elektro-Anteil bei den Neuzulassungen noch bei knapp 20 Prozent. Rheinland-Pfalz liegt damit noch leicht über dem Bundesschnitt.

Prämie, Reichweite, Laden - Was den E-Auto-Absatz stocken lässt

Seit Januar wurden in Deutschland insgesamt knapp 215.000 Elektroautos zugelassen, das entspricht 12,6 Prozent aller Neuzulassungen. Damit bestätigt sich ein Trend. Denn schon seit Monaten stockt der Absatz von Elektroautos, die Neuzulassungszahlen sind deutlich geringer als noch im Vorjahr.

Grafik: Weniger Neuzulassungen bei E-Autos nach Ende der Förderung
Zahl der Neuzulassung von E-Autos eingebrochen.

Mike Stumpf, Verkaufsleiter in einem Mainzer Autohaus, macht dafür nicht nur die ausgelaufene Förderung durch den Bund verantwortlich.

"Die Nachfrage ist tendenziell rückläufig bei den Elektrofahrzeugen", sagt Stumpf. Im Juni habe es nochmal ein kleines Hoch gegeben, aber man merke schon, dass die Tendenz nach unten gehe. Als Hauptgründe sieht er, neben der weggefallenen Kaufprämie, Vorbehalte beim Thema Akku sowie die fehlende Infrastruktur fürs Laden.

E-Auto: Bedenken wegen Akku und Ladestationen verleiten zum Leasing

"Der größte Vorbehalt ist immer noch das Thema Akku", sagt Stumpf. Der Kunde stelle sich viele Fragen: "Wie gut ist die Batterie, was passiert in sechs, sieben Jahren, gibt es irgendwann mal einen Schaden an der Batterie. Wie verhält sich der Hersteller bei einem Schaden und wie wird die Batterie später mal entsorgt? Das sind Themen, die viele Kunden beschäftigen", sagt Stumpf.

Die Kunden entscheiden sich eher für Leasing als für Kauf, weil viele in Sachen Batterie unsicher sind.

Außerdem sei oftmals die Ladestruktur "leider sehr schlecht", gerade in Mainz. Stumpf berichtet von einer Aktion für Mainzer Taxifahrer, die an fehlender Infrastruktur gescheitert sei. Viele wären gern auf E-Autos umgestiegen, sahen aber keine Möglichkeit, an den Standplätzen für Taxen, etwa am Hauptbahnhof, ihre Fahrzeuge auch zu laden.

Für wen lohnt sich 2024 der Kauf eines E-Autos?

Was spricht nach Ansicht des Händlers dennoch für den Kauf eines E-Autos? Vor allem für Kunden im Stadtbereich sei es vorteilhaft, vor allem wenn man zu Hause aufladen kann. "Es ist ein entspanntes Fahren", sagt Mike Stumpf, und man "spart natürlich auch Kraftstoff". Das ambitionierte Ziel der Bundesregierung sei aber aus seiner Sicht bis 2030 nicht zu erreichen.

Günter Kehlberger ist so etwas wie der ideale E-Auto-Kunde. Er fährt überwiegend kurze Strecken und hat die Wallbox zum Aufladen zu Hause. Der ältere Herr fährt seit drei Jahren elektrisch und hat bei Mike Stumpf gerade seinen zweiten Wagen abgeholt.

Ich fahre regelmäßig nur Kurzverkehr, muss maximal 100 Kilometer fahren, dafür reicht das bestens aus.

"Mir war wichtig, dass der Fahrkomfort sehr gut ist, im Kurzstreckenbereich", sagt Kehlberger. Man müsse keinen Motor warmfahren, das Auto sei sofort fahrbereit, er habe keine Motorschäden durch Kurzstrecke. "Das Fahrgefühl ist wunderbar, man fühlt sich in dem ruhigen Auto sehr angenehm. Das hab ich genossen die ganzen Jahre."

Günter Kehlberger hätte sich gewünscht, dass die Politik Verbraucher weiter unterstützt beim Umstieg auf Elektroantrieb. "Aber leider muss ich darauf verzichten und habe jetzt alles aus eigener Tasche finanziert."

VDA: Menschen für E-Mobilität begeistern

Auch die Automobilindustrie macht für den Einbruch bei den Absatzzahlen bei E-Autos teils die weggefallene Förderung verantwortlich. Simon Schütz, Sprecher des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) sagt im Gespräch mit dem SWR, das habe natürlich Vertrauen gekostet.

Ein Grund ist sicherlich das abrupte Ende des Umweltbonus im letzten Jahr. Das andere ist die generelle wirtschaftliche Lage, da überlegt man, welche Investitionen man tätigt.

Zudem seien die so genannten "first mover" inzwischen versorgt, also diejenigen, die von Anfang an von E-Mobilität begeistert waren. Jetzt gehe es um die Gruppen, die etwas schwieriger zu überzeugen seien.

Günstige Modelle von E-Autos in der Entwicklung

Auch beim Anschaffungspreis, der vor allem bei Kleinwagen viele abschreckt, ist laut Schütz Besserung in Sicht. Die Autoindustrie arbeite daran, in den kommenden Jahren Modelle unter 20.000 Euro anzubieten. Allerdings sei auch die Politik gefragt, um die Rahmenbedingungen zu verbessern. Stichworte: Energiekosten und Bürokratieabbau.

Wichtig sei auch, die Stromnetze fit zu machen für die Zukunft. Es gebe derzeit immer wieder Fälle, in denen Kommunen oder Parkhausbesitzer E-Ladesäulen in größerer Menge errichten wollten. "Dann sagt aber der lokale Netzbetreiber, das Netz gibt nur Kapazitäten für ein oder zwei Ladepunkte her".

Wichtig sei, den Menschen das Vertrauen zu geben, immer und überall laden zu können, sagt Simon Schütz: "Viele denken beim Autokauf an den Urlaub in Italien. Aber der Alltag lässt sich doch meist jetzt schon mit dem E-Auto, mit den Reichweiten und auch mit den Ladepunkten meistern." 

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