Nach jahrelangen Diskussionen um das Leonhardsviertel in Stuttgart, das auch als Rotlichtviertel bekannt ist, hat der Gemeinderat am Donnerstagabend in seiner letzten Sitzung des Jahres einen neuen Bebauungsplan beschlossen. Demnach sollen Vergnügungsstätten, Wettbüros und Bordelle im Leonhardsviertel fortan nicht mehr erlaubt sein.
Leonhardsviertel: Konflikte mit Anwohnern sollen ein Ende haben
Ziel des Bebauungsplans sei es, das Leonhardsviertel als "urbanes, gemischt genutztes Gebiet" zu stärken und die Stuttgarter Innenstadt auf das Viertel auszudehnen, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Dadurch würden Konflikte mit Anwohnerinnen und Anwohnern in Zukunft verhindert. Und der Leerstand im Leonhardsviertel werde bekämpft. Er hatte zuletzt extrem zugenommen.
Durch den Bebauungsplan seien Vergnügungsstätten, Wettbüros sowie Bordelle und "bordellartige Betriebe" dort nicht mehr zulässig, hieß es weiter. Diskotheken und Tanzlokale sollen künftig in Unter- und Obergeschossen gar nicht mehr erlaubt sein. In Erdgeschossen sollen sie nur dann erlaubt sein, wenn keine negativen Auswirkungen auf die städtebauliche Situation zu erwarten sind. So steht es in dem Papier. Mit dem Bebauungsplan für das Leonhardsviertel wird von der Stadt nun eine Konzeption für Vergnügungsstätten aus dem Jahr 2012 komplett für die gesamte Stadt umgesetzt.
Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen Altenpflegerin statt Sexarbeiterin in Stuttgart: Wie Joy der Zwangsprostitution entkam
Mit falschen Versprechungen wurde Joy nach Europa gelockt. Dort erwarteten sie Gewalt und Zwangsprostitution. Jetzt lebt und arbeitet die Nigerianerin in Stuttgart.
Leonhardsviertel als neues, hippes Ausgeh-Viertel in Stuttgart?
Nach dem Wunsch der Mehrheit der Stadträtinnen und -räte soll das Leonhardsviertel tagsüber belebter und am Abend noch stärker zum Ausgehviertel werden. Das sei eine Erkenntnis aus der Studie zur Nachtökonomie, die die Stadt 2023 erstellen ließ. Mit dem Gemeinderatsbeschluss ende aus Sicht der Stadtverwaltung nun auch die seit zwölf Jahren geführte Diskussion zwischen Bewohnern, Gewerbetreibenden und Behörden.
Zur Begleitung der Veränderungen plant die Stadt, eine sogenannte Quartierskoordination einzusetzen. Sie soll Schnittstelle zwischen allen Beteiligten und zur Verwaltung sein. Zuletzt hatte es im Viertel auch immer wieder Ärger wegen Drogenverkaufs, Lärm und Belästigungen der Anwohnerinnen und Anwohner gegeben.