Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für seinen Vorstoß, Homöopathie als Kassenleistung zu streichen, heftig kritisiert. "Die Debatte braucht es gerade wirklich nicht. Viele Menschen vertrauen der Homöopathie, weil sie offensichtlich gute Erfahrungen damit machen", sagte Lucha dem SWR.
Lucha: Kosteneinsparungen wären marginal
Durch die Streichung könnten "höchstens zehn Millionen Euro" eingespart werden, so Lucha weiter. Im Vergleich zur prognostizierten Finanzierungslücke von 3,2 Milliarden Euro bei den Krankenkassen in diesem Jahr seien diese Einsparungen marginal. "Insofern empfinde ich das gerade als eine scheinheilige Evidenz- vs. Kostendebatte, die nicht angemessen ist", so Lucha.
Der baden-württembergische Gesundheitsminister warnte davor, in der aktuellen Situation diesen "Konflikt" aufzumachen. Man stehe im Gesundheitsbereich vor ganz anderen Herausforderungen.
Lauterbach: Grundlage der Politik muss wissenschaftliche Evidenz sein
Bundesgesundheitsminister Lauterbach hatte am Mittwochabend auf X, ehemals Twitter, verkündet, dass Homöopathie als Kassenleistung keinen Sinn mache. "Die Grundlage unserer Politik muss die wissenschaftliche Evidenz sein", schrieb er. Lauterbach sprach zuletzt davon, dass durch die Streichung insgesamt 20 bis 50 Millionen Euro gespart werden könnten. Berechnungen von Nachrichtenagenturen und dem "Spiegel" gehen hingegen von etwa zehn Millionen Euro aus.
Es komme ihm in diesem Fall aber nicht auf das Geld an, betonte Lauterbach. Grundlage dessen, was vergütet werde, müsse der wissenschaftliche Sachstand sein, so der SPD-Politiker.
Streit über Homöopathie: Lucha gegen Landesärztekammer
Bereits im vergangenen Jahr hatte es Streit über die Homoöpathie in Baden-Württemberg gegeben. Die Landesärztekammer entschied im Juli, die Zusatzbezeichung Homöopathie aus der Weiterbildungsordnung zu streichen. Das hätte unter anderem zur Folge, dass Patientinnen und Patienten homöopathisch arbeitende Ärztinnen und Ärzte schwieriger finden können.
Lucha nannte den Beschluss damals "ein absolut falsches Signal" und verweigerte seine notwendige Zustimmung. Baden-Württemberg sei das Land der Naturheilkunde. Die Homöopathie sei für viele Bürgerinnen und Bürger im Land ein wichtiger Teil ihrer Gesundheitsversorgung. Eine endgültige Entscheidung darüber steht noch aus.
Kommentare (2)
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Die Homöopathie ist KEINE Naturheilkunde. Sie ist ein theoretisches Konzept, das sich der Arzt Samuel Hahnemann vor 200 Jahren ausgedacht hat. Und das aus gutem Grund: zu dieser Zeit sind die Menschen wider besseres Wissen aufgrund der teilweise brachialen Heilmethoden zu Tode therapiert worden. Die Homöopathie hat wenigstens nicht noch mehr Schaden angereichtet. Aber mit echten althergebrachten Heilverfahren hat die Homöopathie nichts zu tun. In den Hochpotenzen ist KEIN! einziges Wirkstoffmolekül mehr vorhanden. Warum es manchen hilft? Der Plazebo-Effekt ist sehr mächtig. Sehen wir alle bei Kindern, wo man so manches Leid mit Gummibärchen lindern kann. Allerdings gibt es niemanden, der seinen Diabetes, seinen Krebs oder seine Blutvergiftung erfolgreich mit Homöopathie heilen konnte.
Esoterik hat nichts in einem so wichtigen wissenschaftlichen Feld wie der Medizin zu suchen. Dass ein Minister dieses wissenschaftlichen Feldes sich auf die Seite der Esoterik stellt ist zumindest fragwürdig und beschämend zugleich. Auch dass diese Esoterik ihren Ursprung in Baden-Württemberg hat sollte kein Zeichen von Stolz, sondern eher von Scham sein. Es ist jedenfalls an der Zeit, dass diese "Leistung" aus dem Bereich des Kaffeesatzlesens nicht mehr auf Kosten der Allgemeinheit geht.